Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)
Jemand beobachtete mich, ganz eindeutig. Ich konnte es fühlen.
Ich unterdrückte ein Stöhnen. Warum ich? Warum bin ich so ein Idiot? Musste ich den Club wirklich ohne Begleitung verlassen? Ich bemerkte, dass das Taxi nicht im Dienst war, und von dem Fahrer war nirgendwo etwas zu sehen.
Ich warf einen nervösen Blick zur Stammkneipe der Vampirjäger hinüber. Wann werde ich endlich aus meinen Erfahrungen lernen? Und vor allem, werde ich noch atmen, wenn es so weit ist?
»Hallo?« Meine Kehle war trocken und ich schluckte. »Wer auch immer Sie sind, Sie sollten wissen, dass ich den dritten Dan in Karate habe und mein Freund ein Cop ist. Reicht das?«
Ich hörte ein Geräusch. Ein Stöhnen? Oder war es nur der Wind?
Nein, es war definitiv ein Stöhnen. Dem ein Geräusch folgte, als würde ein schwerer Körper über den Boden schleifen.
Plötzlich tauchte eine Hand hinter einer Hausecke auf, eine Hand mit weißen Knöcheln, die sich krampfhaft an dem Mauerwerk festhielt. Die Hand war blutig. Ich riss die Augen auf und schlug mir unwillkürlich die Hand vor den Mund.
»Wer sind Sie?« Meine Stimme klang rau vor Angst.
Der Hand folgte ein Gesicht, ein blasses, ausgemergeltes
Gesicht. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen, und das blutige weiße T-Shirt war zerfetzt. Trotz der kalten Nacht trug er kein Jackett. Und die Abdrücke der Reißzähne auf seinem Hals waren dunkelblau unterlaufen und noch frisch. Er versuchte sich auf den Beinen zu halten, aber es war sinnlos. Quinn brach auf dem Bürgersteig zusammen.
Ich stand wie angewurzelt da und sah mich um, aber es war niemand in der Nähe. Wir beide waren ganz allein. Ich und der Mann, der am Nachmittag vor meinen Augen ermordet worden war.
Vielleicht hätte ich weglaufen sollen, hätte so viel Abstand zwischen mich und diesen Vampirjäger bringen sollen, wie möglich war, aber erneut musste ich erleben, dass meine Füße ein Eigenleben führten. Sie trugen mich näher zu diesem Mann, der meinen Tod wollte.
Ich hockte mich neben ihn und strich ihm das dunkelblonde Haar aus dem Gesicht. Er zuckte zusammen und versuchte mir auszuweichen.
»Schon gut. Ich werde Ihnen nichts tun.«
»Sie!« Er kniff die dunkelblauen Augen zusammen, als er mich erkannte.
Ich versuchte zu lächeln. »Ja, welche Überraschung, nicht wahr?«
Gestern Nacht im Clancys hatte ich ihn zwar attraktiv gefunden, aber ein bisschen jungenhaft. Von einem Jüngling hatte er jetzt gar nichts mehr. Dies hier war ein Mann, der Schmerzen erlebt hatte, der durch die Hölle gegangen war und es irgendwie geschafft hatte, sie auf der anderen Seite wieder zu verlassen. Er war nicht gestorben, wie ich geglaubt hatte, aber etwas in ihm war gestorben. Das sah ich.
Ich legte meine Hand auf seinen angespannten, muskulösen
Arm. Quinn war weder schwach noch ein Waschlappen. Er stieß mich zurück und krabbelte weiter ins Dunkel.
Die Zähne hatte er fest zusammengebissen, und er sah mich an, als wäre ich es gewesen, die ihn gebissen hatte. »Bleiben Sie mir vom Hals... Sie... Sie...«
»Blutsaugendes Monster?«, beendete ich den Satz für ihn. »Hören Sie, Kumpel, nicht ich habe Ihnen das angetan. Sie können von Glück reden, dass man Sie nicht umgebracht hat.«
Er lachte. Es war ein kurzes, unbeherrschtes Lachen, bei dem sich mir die Nackenhaare sträubten. »Nein... sie haben mich nicht umgebracht. Sie haben etwas Schlimmeres mit mir gemacht. Etwas viel Schlimmeres.«
»Sie müssen ins Krankenhaus.« Ich wollte ihn anfassen, aber als ich seine Miene sah, hielt ich mitten in der Bewegung inne.
»Fürs Krankenhaus ist es zu spät. Lassen Sie mich einfach in Ruhe, zum Teufel!«
Es gelang ihm, sich aufzurappeln, aber er kippte sofort wieder um, hielt sich den Bauch und stöhnte laut vor Schmerzen.
O nein!
Ich kannte diese Symptome. Herr im Himmel, sie hatten es tatsächlich getan. Dan und sein Freund. Ich dachte, sie hätten Quinn töten wollen, weil er Dans Frau umgebracht hatte. Aber sie hatten ihn nicht umgebracht.
Sie hatten ihn zu einem von uns gemacht.
Sie hatten einen großen bösen Vampirjäger zu dem gemacht, was er am meisten auf der Welt hasste – zu einem Vampir. Es war fast poetisch.
Nur hatten sie, genau wie bei mir, den Job nicht zu Ende
gebracht. Er litt Qualen. Er brauchte das Blut eines ausgewachsenen Vampirs oder er würde wirklich krepieren.
»Kommen Sie.« Ich schob meine Schultertasche auf die andere Seite und griff erneut nach ihm. Diesmal hatte er nicht genug Kraft, um
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