Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)
verheiratet bist.«
Er blinzelte. »Jetzt weißt du es.«
»Sie … scheint sehr nett zu sein.«
»Hast du nicht gesagt, du wolltest gehen?«
Diesmal zählte ich bis fünfzehn. Ich wusste ganz sicher, dass ich nichts gesagt hatte, was ihn hätte verärgern können. Ich hatte sogar gründlich über meine Worte nachgedacht, bevor sie aus meinem Mund kamen. Was nur sehr selten passierte. Er hatte keinen Grund, sich mir gegenüber wie ein Idiot zu verhalten, insbesondere nach dem... eben nach dem, was zwischen uns passiert war.
»Es gibt keinen Grund, mich so schroff zu behandeln. Ich versuche lediglich zu verstehen.«
»Was zu verstehen?« Er stand auf und legte seine Handflächen auf den Schreibtisch.
»Es ist nur... ich dachte... also, nach dem, was da in Abottsville passiert ist, habe ich angenommen …«
»Da hast du dich wohl getäuscht«, fiel er mir ins Wort. »Ich will nicht unhöflich sein, Sarah, aber vielleicht interpretierst du mehr in die Situation hinein, als du solltest. Ich habe zugestimmt, dir zu helfen, dich an das Leben zu gewöhnen, das man dir aufgezwungen, ja. Aber bitte, verwechsle nicht
ein mögliches Liebesabenteuer mit etwas Bedeutungsvollerem.«
»Ein mögliches Liebesabenteuer?«, stieß ich hervor. »Machst du dich über mich lustig?«
»Okay, du hast recht. Es ein Liebesabenteuer zu nennen, wäre übertrieben. Schließlich haben wir uns nur geküsst.«
Seine Worte trafen mich wie Ohrfeigen. Ich hatte mich in den letzten zwanzig Minuten unaufhörlich gefragt, wen ich lieber umbringen würde, mich oder Véronique. Ich hatte die Liste gerade überarbeitet und Thierry mit darauf gesetzt. Und jetzt war er eindeutig auf Platz eins.
Ich atmete tief ein und aus und konzentrierte mich darauf, meine fassungslose Miene in den Griff zu bekommen. »Weißt du was? Ich glaube, du hast recht. Es waren nur ein paar Küsse.« Ich zwang mich zu einem Lächeln, ohne mir die Mühe zu geben, allzu freundlich auszusehen. »Und jetzt kannst du mich mal gern haben.«
»Ah, ja.« Er grinste spöttisch. »Die Schlagfertigkeit der Sarah Dearly. Ich habe sie in der letzten Woche wirklich sehr genossen.«
Mit der Hand an dem Türknauf blickte ich noch einmal über meine Schulter zurück. »Oh, und übrigens, falls du noch einmal den Drang verspüren solltest, dich von irgendeiner Brücke zu stürzen, warte nicht darauf, dass ich dich daran hindere. Spring einfach.«
Das brachte mir einen finsteren Blick ein, bevor ich die Tür hinter mir zuschlug.
Ich sah den Club wie durch einen Schleier. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie es zu diesem Streit gekommen war. Mir hallten nur die Worte »mögliches Liebesabenteuer« durch den Kopf. War das wirklich alles, was ich für ihn war? Und warum
verletzte mich diese Vorstellung mehr als die Tatsache, dass er eine Frau hatte?
Ich wusste genau, warum. Weil ich eine dumme Gans war und mich in ihn verknallt hatte. Man brauchte mir die Wahrheit nicht ununterbrochen um die Ohren zu schlagen, damit ich sie begriff. Nicht, wenn diese Wahrheit mit ihren langen, schlanken übereinandergeschlagenen Beinen an der Bar saß und verführerisch an einem Martini nippte.
Véronique winkte mir zum Abschied zu. »Lunch, nicht vergessen. Bald.«
Ich ging auf die andere Seite der Bar zu George. »Ciao, George. Und gute Besserung.«
»Sarah.« Seine Stimme war immer noch schwach, aber schon etwas kräftiger als vorhin. Es ging ihm zusehends besser; ein weiterer Pluspunkt am Vampirleben.
»Ja?« Ich beugte mich zu ihm herunter.
»Wenn es dich irgendwie tröstet …«
»Was?«
»Du bist viel süßer.«
Ich küsste ihn auf die Stirn. »Ich erkläre dich offiziell zu meiner liebsten Person auf der ganzen Welt.«
Auf dem Nachhauseweg machte ich einen Abstecher zu Holt Renfrew und leistete mir ein Paar neue Schuhe. Teure Stilettos in angesagtem Rosa, die ich vor ein paar Wochen in der Vogue gesehen hatte – das gleiche Paar, das Charlize Theron kürzlich auf einer Premiere getragen hatte. Erwähnte ich schon, dass sie sündhaft teuer waren? Mir war schon klar, dass ich pleite war bis auf die zwanzig Dollar, die ich von dem Trinkgeld von meiner Schicht neulich nachts übrig behalten hatte. Aber ich musste einfach etwas kaufen – Einzelhandelstherapie.
Als ich die Schuhe zu Hause aus dem Karton nahm, wurde mir klar, dass ich sie noch nicht einmal mochte. Ich heulte eine geschlagene halbe Stunde über diese rosa Schuhe. Ich weinte wegen der Schuhe. Ehrlich.
Ich rief niemanden
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