Ein Antrag nach Mitternacht
hat sie in diesen letzten zwei Monaten immerhin mehr Zeit bei Ihnen als bei mir verbracht.“
„Da haben Sie recht. Und ich muss auch gestehen, dass sie mir fehlt“, gestand sie ihm. „Callie ist … na ja, durch ihr Weggehen hat sie eine Lücke in mein Leben gerissen, die deutlich größer ist, als ich es mir hätte vorstellen können.“
„Vielleicht sollten Sie sich wieder um eine junge Dame kümmern“, schlug Rochford vor. „Mir sind heute Abend hier einige junge Frauen aufgefallen, die gut beraten wären, sich von Ihnen helfen zu lassen.“
„Mag schon sein, aber keine von ihnen hat mich um Hilfe gebeten. Und es wäre ein wenig unhöflich, wenn ich ungebeten einen Ratschlag erteile, wie jemand mehr aus sich machen könnte.“
„Ja, da haben Sie wohl recht. Allerdings würde sich sicher so mancher wünschen, dass Sie Lady Livermore ein wenig ins Gewissen reden.“
Francesca musste sich ein Kichern verkneifen, während sie seinem Blick zu Lady Livermore folgte, die mit ihrem Cousin tanzte. Sie trug wieder einmal ihre Lieblingsfarbe, ein kraftvolles Braunrot, das nur wenigen Frauen wirklich gut zu Gesicht stand. Zu diesen Frauen zählte Lady Livermore bedauerlicherweise nicht. War die Farbe schon unpassend, so war sie weiterhin offenbar der Ansicht, dass etwas Gutes nur noch besser werden konnte, wenn man mehr davon nahm. Der Ausschnitt ebenso wie der Saum ihres Kleids waren nämlich mit Rüschen eingefasst, sie quollen regelrecht unter dem Saum des Obergewands hervor, und selbst die kurzen Puffärmel endeten in einer doppelten Volantreihe. Diese seidenen Rosetten wiesen in ihrer Mitte jeweils eine Perle auf, die ihrerseits durch eine kleine Girlande aus ähnlichen Schmuckelementen miteinander verbunden waren. Auf dem Kopf trug sie eine farblich dazu abgestimmte und ebenfalls mit Perlen besetzte Toque, wobei sie wie eine Kochhaube aussah.
„Oh, ich fürchte, Lady Livermore wird sich nicht dazu überreden lassen, etwas an sich zu ändern“, gab Francesca zurück, hielt kurz inne und fragte dann: „Kennen Sie Lady Althea?“
Sie biss sich auf die Zunge, kaum dass sie den Namen ausgesprochen hatte. Wie konnte sie damit nur so ungeschickt herausplatzen?
„Robarts Tochter?“, entgegnete der Duke überrascht. „Glauben Sie, sie benötigt Hilfe bei der Suche nach einem Ehemann?“
„Oh, nein, Gott bewahre!“, rief sie und ließ ein kurzes Lachen folgen. „Ich bin davon überzeugt, dass Lady Althea meine Unterstützung nicht benötigt. Ich sah sie nur gerade mit Sir Cornelius tanzen, das ist alles.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie an: „Ich bin mir sicher, dass es ihr nicht an Verehrern fehlt. Sie sieht recht gut aus, finden Sie nicht?“
„Ja, ich denke schon.“
„Und talentiert ist sie auch. Sie spielt sehr gut Klavier.“
„Ja, das stimmt. Ich habe sie spielen hören.“
„Tatsächlich? Wie ich vernahm, wird sie von vielen bewundert.“
„Zweifellos.“
Ihr entging nicht, dass seine Antwort bei ihr eine leichte Verärgerung auslöste. Sie wusste nicht so recht, warum seine zustimmenden Äußerungen bei ihr eine solche Reaktion hervorriefen. Schließlich machte es ihre Aufgabe umso leichter, wenn Rochford von der betreffenden Frau angetan war. Und ganz sicher war sie selbst nicht so eitel, dass sie es nicht ertragen hätte, lobende Worte über eine andere Frau zu hören. Aber obwohl sie selbst das Thema angeschnitten hatte, reagierte sie gereizt darauf.
Sie kam auf etwas anderes zu sprechen, doch als die Musik verklungen war, dirigierte sie Rochford in die Richtung, in die Lady Althea mit ihrem Tanzpartner gegangen war. Zum Glück verabschiedete sich Sir Cornelius soeben von der Dame, als sie beide sich ihr näherten.
„Lady Althea“, begrüßte Francesca sie freundlich. „Wie schön, Sie zu sehen. Ich könnte schwören, dass eine Ewigkeit vergangen ist, seit wir uns das letzte Mal begegnet sind. Den Duke of Rochford kennen Sie sicher, nicht wahr?“
Lady Althea reagierte mit einem verhaltenen Lächeln. „Ja, natürlich. Es freut mich, Sie zu sehen, Sir.“
Rochford beugte sich über ihre Hand und versicherte ihr, die Freude sei ganz seinerseits. Dieser Moment war für Francesca eine Gelegenheit, ihr Gegenüber kritisch zu mustern. Lady Althea war groß und schlank, ihr Ballkleid aus weißer Seide zeugte von ihrem guten Geschmack, auch wenn es ihm ein wenig an Ausgefallenheit mangelte. Für eine wahre Schönheit waren ihr Gesicht etwas zu lang und die Lippen eine Spur
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