Ein Apfelkuchen und ein Duke - Eine sehr romantische Komödie
heiraten?“ fragte Flora zynisch. „Ich wäre viel lieber eine alte Jungfer. Ich könnte doch zum Beispiel die Gesellschafterin einer älteren Lady werden und meine Zeit damit verbringen, Heilwasser in Bath zu schlürfen.“ Sie machte einen besonders biederen Gesichtsausdruck.
Gigi zwinkerte. Sie verstand ihre Freundin gut. „Ach was wäre das für ein herrliches Leben... Aber ich glaube, wir sollten nun besser wieder hinein gehen. Unsere Mütter werden unsere Abwesenheit von der Tanzfläche bemerkt haben. Meine deutet immer wieder an, dass sie nur meinetwegen die Strapazen einer Londoner Saison auf sich nimmt. Sie behauptet steif und fest, London zu hassen. Ich glaube ihr kein Wort, aber ich muss ihr zu Liebe vortäuschen, auf Männerjagd zu gehen.“
„ Hurra und Halali!“ jubilierte Flora. „Lass uns auf Männerjagd gehen!“
„ Hurra!“
Die beiden Mädchen gingen auf die Terrassentür zu und ignorierten dabei die jungen Herren, die versuchten, ihnen ihre Aufwartung zu machen.
Die Tür war von zwei Gestalten blockiert. Zwei Lords, wie ihre Kleidung vermuten ließ. Einer war klein und älter, denn er hatte nur noch sehr wenig Haar. Der andere war--- der andere war--- DER ANDERE WAR--- Hilfe!
Gerade tanzte Lady Serena Locksley am delikaten Dominic vorbei und hatte offensichtlich dessen Aufmerksamkeit erhascht. Gigis Kopf brannte. Ihr Magen ebenfalls. Nadeln! Da stecken Nadeln in meinem Herzen! Ich werde verbluten!
„ Ein bisschen zu jung für meinen Geschmack“, gluckste der Duke. Einen Augenblick lang schwiegen die Männer, dann sagte Surrey: „Im Ernst, Northumberland, ich habe wirklich nicht im Geringsten vor, zu heiraten.“
Seine Worte fühlten sich wie ein kalter Schauer an.
So, so Dominic, du willst also nicht heiraten, nun, da ich dich niemals heiraten würde, macht es mir überhaupt gar nichts aus, du aufgeblasener, eingebildeter--- und seit wann kannst du überhaupt in ganzen Sätzen sprechen? Woher kommen die Artikel?
Gigi wappnete sich zum Angriff.
Sie hatte genug gehört.
Wie die beiden die dämliche Serena Locksley angeglotzt hatten! Widerwärtig!
Bla, bla, bla, ein bisschen jung vielleicht, ein bisschen jung vielleicht. Halte dein Maul geschlossen, Dominic St. Yves, du absonderlicher Lüstling!
Genau das war er, wie hatte sie jemals etwas anderes glauben können? Jeder wusste, dass er sich mit Sängerinnen und Tänzerinnen traf. Seine Liebschaften waren doch das Lieblingsthema des Tons ! Er war ein Kandidat auf den Titel „Größter Wüstling des Königreiches“! Er war ein Lebemann der mehr Zeit in Paris verbrachte als sonst irgendwo.
Gigi allein hatte geglaubt, er wäre eine einsamer Wolf, ja, ihr düsterer, von inneren Konflikten zerrissener Held, der sein edles Herz hinter einem dunklen Schein verbarg.
Oxymoron! „Dunkler Schein“ ist ein Oxymoron. Das sollte ich mir merken--- Moment! MOMENT! Wie kann ich mir denn GENAU JETZT Gedanken über literarische Stilmittel machen? Ich muss krank sein. Schwer krank.
Es ist alles seine Schuld.
Er hat mich in dem kleinen Buchladen mit einem bösen Virus infiziert, nein, schon vor Jahren hat er es getan, als ich kaum mehr war als ein Kind!
Aber das ist nun vorbei, Durchlaucht! Das ist nun vorbei! Ich werde mich dir und deinen Höllenmächten entgegen stellen, heute und immerdar werde ich die Fahne des Widerstandes hochhalten! Bis zu meinem Todestage werde ich dich bekämpfen, Satan! Ich bin die Tochter eines großen Kriegers und ich werde mich seiner würdig erweisen. Engarde, Durchlaucht! Für England!
„ Verzeihung, Durchlaucht. Hätten Sie wohl die Güte uns vorbei zu lassen?“
Gar nicht schlecht, etwas piepsig vielleicht, aber resolut. Gut. Was nun?
Seine funkelnden Augen richteten sich auf sie, aber Gigi war ja diesmal darauf vorbereitet und es konnte ihr nichts anhaben. Wirklich nichts. Gar nichts. Nichts. Oh Gott!
Er trat beiseite.
Er senkte den Kopf.
„ Lady Eugenia."
Seine Stimme war tief und samtig. Sie strich über Gigis Innerstes, wie Seide über nackte Haut. Was ist aus dem Fauchen geworden? Und seine perfekten Augen, sie sind so tief und voller Zärtlichkeit, ja beinahe so wie die Augen von Mr. Wimple !
Ich bleibe standhaft. Ich bleibe standhaft!
Sie nahm Flora bei der Hand und presste die Lippen zusammen. Dann marschierte sie so lange durch die Menschenmenge, bis sie das andere Ende des Ballsaals erreicht hatte.
"Du kennst ihn?", flüsterte Flora hysterisch. "Ich meine, du kennst ihn ? Warum
Weitere Kostenlose Bücher