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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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haben?«
    »Meine Frau ist allergisch, deswegen frage ich Sie.« Die Sache war abgemacht. Der Pastor notierte auf ei­
    nem Zettel, welche Nahrung für das Tier geeignet war, wo es schlafen und wie es sauber gehalten werden konnte. Er bot der Witwe Geld für das Futter an, aber sie lehnte ab.
    »In diesem großen Haus kann auch ein Bär noch mit durchgefüttert werden«, erklärte sie fröhlich.
    Am Abend, als der Pastor fort war, machte sich die Witwe ihr Bett zurecht und ließ den Bären neben sich schlafen. Sapperlot zögerte zunächst. War es ihm wirk­ lich gestattet, zu einer Frau ins Bett zu kriechen? Aber als die Witwe sein Fell streichelte und liebevoll auf ihn einredete, entschied er, dass in diesem Haus wohl alles erlaubt sei, und sprang auf Santeri Rehkoilas ehemali­ gen Platz. Und wie gut es sich da schlief! Auch die Witwe lag nicht mehr die ganze Nacht wach, hatte sie doch einen warmen und haarigen Gefährten in ihrem Bett.
    JESU MILITÄRISCHES WIRKEN
    Zu Beginn des Sommers hatte Pastor Huuskonen halb aus Spaß in der Regionalzeitung einen Artikel über Jesu militärische Aktivitäten veröffentlicht. Er war Doktor der Theologie, Kenner der Exegetik und Apologie und seiner eigenen Meinung nach sehr wohl in der Lage, nicht nur religiöse Fragen, sondern auch die historische, also tatsächliche Bedeutung des christlichen Glaubens und vor allem die Rolle Jesu zu beurteilen. Außerdem kannte er die Theorien eines überdrehten englischen Religions­ wissenschaftlers, eines gewissen Joel Carmichael, über Jesu Rolle als Volksverführer und Rebell.
    In seinen eigenen Schlussfolgerungen war der Pastor dahin gelangt, dass Jesus zunächst einmal ein begnade­ ter Redner gewesen war, der vor allem viele Zuhörer und Anhänger aus den ärmeren Volksschichten um sich scharte. Außerdem hatte er eindeutig das Bestreben gehabt, den konservativen Klerus, der sich auf die römi­ sche Besatzungsmacht stützte, aus seinen Machtpositi­ onen zu vertreiben und sich womöglich selbst zum König der Juden auszurufen, zunächst auf Erden, und falls das nicht gelänge, dann zumindest im Himmel.
    Huuskonens Artikel hatte die Überschrift getragen »Jesu militärisches Wirken«, und der Inhalt war etwa folgender gewesen: Nachdem Jesus große Volksmassen für sich gewonnen hatte, hatte er beschlossen, nach Jerusalem zu marschieren und die Macht an sich zu reißen. Es handelte sich also nicht um einen friedlichen, sonntagsschulmäßigen Einzug auf dem Rücken eines Esels, sondern um das gewaltsame Eindringen einer militärisch organisierten Partisanengruppe in den Tem­ pel von Jerusalem. Jesus verfügte über eine ganze Reihe leidenschaftlicher Unterführer, die er Jünger nannte, und diese schreckten nicht vor Gewaltanwendung zu­ rück. Der Tempel wurde bewacht von einer römischen Kohorte, nur ungefähr hundert Mann, und außerdem gab es noch eine Tempelwache der jüdischen Priester. Diese faul gewordenen Truppen wurden beiseite gefegt, und Jesus verjagte Geldwechsler und andere Gegner aus dem Tempel.
    Jesu Jünger waren jedoch, militärisch gesehen, ziem­ liche Tölpel, und so verkehrte sich der durch die gelun­ gene Tempelbesetzung herbeigeführte Anfangserfolg bald in eine Niederlage. Jesus und die Seinen mussten bald ihre sichere Stellung aufgeben, und er selbst musste nach Bethanien fliehen. Er hätte vermutlich den Auf-stand als Partisan weiterführen können, die entspre­ chenden Fähigkeiten und das Charisma des Volksfüh­ rers besaß er in der Tat, aber zu seinem Pech zog es einer seiner Unterführer, Judas Ischariot, vor, das Lager zu wechseln und das Versteck der Rebellen zu verraten. So wurde Jesus überrumpelt und verhaftet, ihm blieb keine Möglichkeit, sich mit gewaltsamen Mitteln zu verteidigen. Er wählte in dieser Situation die einzige Methode, die ihm vernünftig erschien, den passiven Widerstand.
    Es war klar, dass ein Volksführer, der einen Aufstand angezettelt hatte und der ernsthaft einen selbstständi­ gen Judenstaat anstrebte, ja der bereits König der Ju­ den genannt wurde, für die Römer eine ernste Gefahr darstellte. So wurde er also hingerichtet, indem man ihn an ein Holzkreuz nagelte. Ein Schicksal, das auch ande­ re gescheiterte Rebellen immer wieder erlitten hatten.
    Am Ende seines Artikels hatte Pastor Huuskonen betont, dass Jesu Schicksal, hätte er zu Beginn dieses Jahrhunderts in Finnland gelebt, nicht minder hart gewesen wäre.
    »Wäre Jesus ein so genannter Roter gewesen, was

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