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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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sollte wohl damit spielen? Sie scheinen besonders große Kinder zu haben.«
    »Dies ist kein Scherz.«
    »Natürlich nicht, Verzeihung.«
    »Bei einem ausgewachsenen Bären ist das Fellhaar bis zu zwanzig Zentimeter lang, haben Sie so etwas da?«
    Es zeigte sich, dass das Kaufhaus tatsächlich einen Teddybären mit den erforderlichen Abmessungen besaß, man hatte ihn nach dem Krieg zur Förderung des Weih­ nachtsverkaufs ins Schaufenster gesetzt. Aber seine Fellhaare waren kürzer, auch war er vermutlich schon ein wenig ausgeblichen, da er sehr alt war.
    Pastor Huuskonen beschloss, sofort nach Helsinki zu fahren und diesen vermutlich größten Teddybären Finn­ lands zu kaufen. Seine Gattin begleitete ihn, da sie jede Gelegenheit für einen Kurztrip nach Helsinki nutzen wollte, die sich neben den Besuchen beim Gynäkologen bot. Nachdem Oskari seinen Wagen auf dem Parkplatz am Bahnhof abgestellt hatte, eilten die beiden gespannt zu Stockmann. »Dort spreche ich die ganze Zeit Schwe­ disch, dass du es weißt«, verkündete die Gattin, ihres Zeichens Schwedischlehrerin.
    »Warum? Du kannst doch auch Finnisch.« »Bei Stockmann gehört es zum guten Ton, du Dumm­
    kopf.«
    Der Teddy wurde aus dem Lager geholt, entstaubt und in die Dekorationsräume im Untergeschoss des Hauses getragen. Man kam zum Geschäftlichen.
    »Wir können dafür eigentlich nicht viel verlangen. Wä­ re ein Preis von zehntausend Mark angemessen?«
    »Meine Güte«, entrüstete sich die Gattin. »Der kostet ja so viel wie ein Klavier.«
    Der Vertreter des Warenhauses wies darauf hin, dass sich sämtliche Gliedmaßen und auch der Kopf in ver­ schiedenen Richtungen drehen ließen, der Teddy hatte Gelenke, genau wie die Modellpuppen. Man konnte ihn hinlegen, sodass sich ein kleines Bärenkind getrost ankuscheln konnte.
    »Sie sagten ja am Telefon, dass dieser Teddy gleich­ sam der Mutterersatz für ein Jungtier sein soll. Sieht er nicht wirklich lebensecht aus?«
    »Ich würde dreitausend bezahlen. Die Pastorengehäl­ ter sind nicht üppig, und ich hatte viele Ausgaben durch den Bären, er frisst jetzt im Herbst wie ein Raubtier.«
    »Bären sind wirklich schlimme Vielfraße. Hoffentlich geht er bald in den Winterschlaf, damit auch ich mich ein wenig ausruhen kann«, klagte seine Gattin.
    Man einigte sich auf dreitausend Mark als Preis, das Warenhaus Stockmann wollte sich mit der Kirche gut­ stellen. Wo hatten der Pastor und seine Gattin ihren Wagen geparkt, oder sollte der Teddybär direkt zur Höhle in den Wäldern von Nummenpää geschickt wer­ den? In dem Falle würden die Frachtkosten mindestens zweitausend Mark betragen, und der Preis würde stei­ gen, je tiefer die künstliche Bärenmutter in den Wald hineintransportiert werden musste.
    Der Pastor sagte, dass er die Frachtkosten unmöglich bezahlen könne. Er griff nach dem Teddy und erklärte, dass er ihn auf dem Rücken zum Parkplatz am Bahnhof tragen wolle. Nein, man brauche ihn nicht einzupacken. Vorsichtshalber befestigte der Verkäufer an einem der Hinterbeine einen Aufkleber des Warenhauses, damit die Huuskonens problemlos zur Tür hinausgelangten.
    »Gott, ist mir das peinlich, hier zottige Teddys zu kau­ fen«, schimpfte die Gattin, jetzt auf Finnisch, als sie draußen auf der Straße waren.
    Das Ding war schwer zu tragen und groß wie der Sa­ tan. Die Hinterbeine schleiften über die Straße, und der zottige Kopf verdeckte die Sicht. Den Bürgersteig konnte der Pastor gar nicht benutzen, die Last war zu breit, er musste auf die Fahrbahn ausweichen. Auch ihm selbst war es peinlich, mit einem riesenhaften Spielzeugteddy auf dem Rücken mitten durch Helsinki zu marschieren, aber was sollte er machen? Ein armer und tierlieber Kirchenmann musste so etwas aushalten können. Seine Frau weigerte sich, ihm zu helfen, sie ging auf dem Bürgersteig und tat, als ob sie ihren Mann nicht kannte, der in der Tat lächerlich wirkte, wie er da mit dem Rie­ senteddy auf dem Rücken über die Mannerheimintie tappte.
    Der Pastor beschloss, zwischen Sokos und dem Post­ gebäude zum Bahnhof abzubiegen. Er sagte sich, dass er sich hier wenigstens an den Straßenbahnschienen orientieren könne, was nötig war, da seine Frau ihm keine Richtungshinweise geben wollte. Auf dem ersten Stück ging alles gut, aber an der Ecke des Postgebäudes geschah das Unglück.
    »Großer Gott, jetzt rennt der Tölpel direkt vor die Straßenbahn«, kreischte Saara Huuskonen.
    Hinter dem Pastor bog die Linie drei ab,

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