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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Welt.«
    Pastor Huuskonen dachte über diese Epistel nach. Jetzt, da der Bär schon schlief und vom grauen Solo­ wezker Himmel sacht weiße Schneeflocken fielen, wirkte der Text gar nicht verkehrt. Er war sehr tröstlich und klar, gab Sicherheit für das Kommende, aber natürlich nur jenen, die an Gott und Jesus Christus glaubten.
    Es war bereits Abend, und draußen heulte der Wind. An der Wohnungstür war ein leises Geräusch zu hören, so als würde ein Raubtier von außen daran kratzen. Tanja ging öffnen, und herein kroch der schläfrige Sap­ perlot. Er kam zu Huuskonen und streckte ihm das Maul entgegen, um sich streicheln zu lassen. Dann legte er sich auf den Fußboden und schloss die Augen. Er war in seiner Höhle aufgewacht, hatte Sehnsucht nach den Menschen bekommen und war über die Landstraße zu ihnen getrabt.
    Am nächsten Morgen brachten Tanja und Huuskonen den Bären wieder zurück. Ein wenig geniert kroch er in den Unterstand, drehte und wendete sich drinnen eine Weile, bis er eine bequeme Schlafstellung gefunden hatte. Tanja redete ihm noch begütigend zu, er seufzte tief und schlief ein. Huuskonen und Tanja verstopften die Höhlenöffnung mit Moos. Es begann wieder zu schneien, das versprach Gutes für Sapperlot, denn sobald auf dem Dach eine dicke Schneeschicht liegen würde, wäre die Höhle warm und gemütlich.
    EIN LANGER WINTER IN SOLOWEZK
    Pastor Huuskonen verspürte Wehmut, als Sapperlot endlich in den Winterschlaf gefallen war und seinen Herrn faktisch allein gelassen hatte. Tanja war tagsüber auf der Arbeit und manchmal auch an den Abenden, ihre Schichten richteten sich danach, ob ihre Kollegen nüchtern waren oder nicht. Wenn die Männer auf Sauftour waren, musste Tanja auf Grund ihrer Jugend manchmal nächtelang in der Telegrafenstation Wache schieben, und dann blieb Huuskonen völlig allein. Er hielt sich an den einzigen Freund, der greifbar war, die Wodkaflasche, und trank wie ein Russe. Das half für den Moment, und der nachfolgende Kater war die Sorge des nächsten Tages.
    Etwa einen Monat nachdem sich Sapperlot schlafen gelegt hatte, kam Tanja mit guten Nachrichten für Oskari nach Hause. Sie hatte im Lager der Funkbaracke einen westlichen Mikrocomputer gefunden, der einst als Geschenk der Norweger nach Archangelsk gekommen und von dort an die Telegrafenstation von Solowezk weitergereicht worden war. Er war niemals benutzt worden, denn er lief mit einem westlichen Programm, und das bedeutete natürlich auch mit einem westlichen Alphabet, während man in Russland nur kyrillische Buchstaben kannte.
    »Ich habe mit Leutnant Andrej Makarow gesprochen, und er hat nichts dagegen, dass du dir den Computer ausleihst! Dann könntest du diese fremden Intelligenz­ planeten abhören, wo du doch den ganzen Winter Zeit hast.«
    In der Tat! Pastor Huuskonen eilte mit Tanja in die Baracke, und dort fand er tatsächlich den Computer vor, es war zwar ein altes Modell mit Lochstreifenaus­ druck, aber er hatte eine ordentliche Leistung und einen ausgezeichneten schwarzweißen Bildschirm. Man konn­ te dieses oder jenes andere Gerät anschließen, wie zum Beispiel ein Modem für den Empfang von Radiowellen, und musste nur die Frequenz wählen, auf der man den Kosmos abhören wollte. Die Funkmasten der Telegra­ fenstation waren zwanzig Meter hoch, sie würden es Huuskonen ermöglichen, die Stimmen aus dem All einzufangen.
    »Die ganze Sache wird SETI genannt, Search for Extraterrestrial Intelligence, Suche nach der außerirdi­ schen Intelligenz«, erklärte er Tanja eifrig, während er das norwegische Computergeschenk entstaubte. Er erzählte, dass weltweit Geräte mit schwindelerregender Leistung benutzt wurden, so besaßen zum Beispiel die USA ein Arecibon-Teleskop mit dreihundert Metern Durchmesser, mit dem sie, neben vielem anderen, den Kosmos nach möglichen Botschaften der fremden Intel­ ligenz abhörten. Dort wurde ein Programm entwickelt, mit dem es möglich sein sollte, alle zwei Sekunden hundertsechzig Millionen kleine Radiosender abzuhören.
    »Ist das nicht phantastisch! Hundertsechzig Millionen Kanäle! Damit müsste man, falls es sie denn gibt, die Beute eigentlich sicher haben«, schwärmte der Pastor.
    Tanja Mihailowa versuchte die Frage aufzuwerfen, ob nicht, wenn die Amerikaner wirklich alle zwei Sekunden hundertsechzig Millionen Kanäle abhörten, im Grunde genommen…
    »Und das ist noch nicht alles, liebe Tanja! Weltweit laufen ständig an die fünfzig große Abhörprojekte,

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