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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Bärenjahr teilt sich auf in die win­ terliche Ruhe- und die sommerliche aktive Periode. Außerdem lassen sich einzelne Phasen feststellen, zum Beispiel folgt nach dem winterlichen Höhlendasein im Frühjahr die Zeit der versuchsweisen Nahrungsaufnah­ me. Wenn der Bär den ersten Kot aus seinen Därmen gedrückt hat, dann stürzt er nicht gleich los, um Rentie­ re zu reißen, sondern trödelt im Halbschlaf einige Tage herum, bis er Appetit bekommt. Am liebsten macht er sich dann über Fleisch her. Ein Bär, der draußen in der Natur lebt, reißt dann einen Elch oder ein Ren, schlägt sich den Bauch voll und bleibt anschließend liegen, um den Rest, das Aas also, zu bewachen. Diese Raubtier-Phase dauert etwa bis Mittsommer, dann geht der Bär zu pflanzlicher Nahrung über, zu Beeren, Pilzen und allerlei anderem, was sich in der Natur so findet. Das dauert bis Mitte August, und danach muss er sich mit Nahrungsabfällen, Aas und Ähnlichem begnügen. In dieser Phase befand sich zurzeit auch Sapperlot. Zum Glück war auf einer der Nebeninseln ein verletzter Weißwal gestrandet, vermutlich hatten ihn Wilderer angeschossen. Die Einheimischen hatten den Wal am Ufer geschlachtet, zerteilt und verkauft. Auch Huusko­ nen hatte seinen Teil abbekommen. Sapperlot gewöhnte sich bald an das Walfleisch, er wurde dick und stark, fraß sich für den Winter tüchtig Kraft an. Die Kranwaage auf der Klosterbaustelle zeigte an, dass er bereits hun­ dertzweiundvierzig Kilo wog. Ein mächtiger Brocken!
    Mitte September, wenn der Bär richtig gut im Futter steht, beginnt die schläfrige Phase, in der der Bär be­ ginnt, sich auf den langen Winterschlaf vorzubereiten. Pastor Huuskonen hatte bereits nach passenden Plätzen Ausschau gehalten, an denen es in den Wäldern von Solowezk nicht mangelte. Der Bär brauchte für seine Höhle einen ruhigen, trockenen Standort, in den kein Oberflächenwasser einsickern konnte. Am besten eigne-te sich ein nach Norden gelegener, sanfter, mit Wald bewachsener Hang, an dem der Schnee bis weit ins Frühjahr hinein liegen blieb und der Wald dicht genug war, dass die Höhle getarnt blieb. Lockerer Sandboden war besonders günstig, da er wasserdurchlässig und somit trocken und gesund war. In der Nähe sollten möglichst Nadelbäume, Moos und andere Untervegetati­ on wachsen, die das Material für die weiche Schlafunter­ lage boten.
    Ende September stellte der Pastor die Tanzschule und den übrigen Unterricht ein, der gähnende Bär hatte keine Lust mehr, Trepak zu tanzen oder den Oberkellner auf einem Cocktailempfang zu spielen. Das Kreuzzei­ chen machte er zwar noch aus alter Gewohnheit, aller­ dings wirkte seine Frömmigkeit jetzt sehr äußerlich. Genau wie bei seinem Herrn: Pastor Huuskonen las noch ab und zu in der Bibel, erinnerte sich sogar an den Text des Tages, doch eigentlich ließ es ihn kalt. Er trug allerdings ein kleines Handbuch mit sich herum, ein abgegriffenes Werk mit Ledereinband und dünnen Sei­ ten mit vielen unterstrichenen Stellen und Notizzetteln, da ihn die Rätsel des Weltalls beschäftigten, der Gedan­ ke an eine unentdeckte außerirdische Intelligenz, die eine Antwort auf alles Existierende und auch Nichtexis­ tierende kennen könnte.
    Einmal, als Oskari mit Sapperlot auf der Suche nach einem Höhlenplatz an der Nordspitze von Solowezk unterwegs war, und zwar unmittelbar am Strand, wo das Wasser weit bis ins Meer hinein sehr flach war, beobachtete er ein merkwürdiges Geschehen am Hori­ zont. Zwei Schlepper mühten sich mit einem riesigen schwarzen U-Boot ab, es war ein mindestens zweihun­ dert Meter langes, schrecklich aussehendes Ungetüm, in dessen Nähe ein graues Kanonenboot patrouillierte, das offenbar das Unternehmen absicherte. Das U-Boot war allem Anschein nach auf Grund gelaufen, und die Schlepper versuchten es wieder freizubekommen, dabei wehte eine steife Brise von Nord, das Meer schäumte. Oskari Huuskonen sagte sich, dass das Meer bei diesem Wetter seinem Namen alle Ehre machte, die Schaum­ kronen ließen es wirklich weiß erscheinen.
    Vom Kanonenboot aus wurden zwei große Schlauch­ boote zu Wasser gelassen und mit je einem halben Dutzend bewaffneter Marinesoldaten besetzt. Die Boote kamen zur Insel, und die Soldaten schwärmten aus und durchkämmten den Wald. Oskari hatte sich mit Sapper-lot rechtzeitig in die Tiefen des Waldes zurückgezogen. Das ganze Geschehen war seltsam und beunruhigend. Tanja erzählte am nächsten Tag, dass es sich um ein

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