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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Kräften, und natürlich auch Iisko Reutuvuoma als erfahrener Einöd­ wanderer. Huuskonen schlug vor, dass Iisko mit dem Bären direkt den Rest des Gepäcks aus Nunnanen holen solle.
    »Ich glaub, ich töte diesen Beelzebub, wenn wir allein sind«, meinte Iisko. Er fand es unnatürlich, dass Touris­ ten unbedingt einen Bären mit in die Wildnis schleppen mussten. In den Weidegebieten hatte man sowieso schon seine liebe Not mit den Viechern.
    »Im Frühling wird er Rentierkälber fressen, und zwar mindestens hundert Stück, darauf wette ich.«
    Sonja Sammalisto stieg auf Beelzebubs Rücken und sagte, dass sie mitkommen werde, damit der Rentier-mann den Bären nicht eigenmächtig erschieße.
    »Vielleicht mach ich’s trotzdem, und zwar noch vor dem Frühjahr. Auch ein zahmer Bär bleibt ein Raub­ tier.«
    Huuskonen sagte, das solle er lieber lassen, Beelze­ bub beherrsche eine Menge teuflischer Tricks.
    »Wenn ich erst mal schieße, helfen die Tricks nicht«, betonte der Alte.
    Huuskonen verriet, dass er Beelzebub zum Umgang mit der Waffe ausgebildet habe.
    »Auf Malta zum Beispiel haben wir gemeinsam Vögel gejagt. Der Bär hat scharenweise Flamingos runterge­ holt, bei jedem Schuss klatschten die Viecher ins Meer, dass der Schaum nur so spritzte.«
    Diese Information machte den Rentiermann nach­ denklich. Später erzählte er in den Bierkneipen von Enontekiö, dass die städtischen Pastoren rechte Teufel seien, da sie sogar ihren Bären beibrachten, auf un­ schuldige Rentiermänner zu schießen.
    Das Blockhaus hatte einen prachtvollen Standort am Südwesthang des Fjälls, knapp unterhalb der Baum­ grenze, in offener Landschaft am Rande eines moosbe­ wachsenen Geröllfeldes. Vom Hof abwärts wuchsen uralte Fichten. Die Ruskazeit hatte den von Moosbeeren und Krüppelbirken bedeckten Fjäll in ein Meer aus roten, gelben und blauen Farben getaucht, es war eine leuchtende, verschwenderische Pracht, sodass man sich unwillkürlich wünschte, sie möge nie vergehen. Der Anblick war einfach göttlich schön. Im Norden ragte der dunkelblaue Korsatunturi auf, und weit dahinter wellten sich die hellen Fjällgürtel Norwegisch-Lapplands. Im Süden teilten sich die Wasser im Ounastal, dahinter schimmerten die grüngrauen Moore und Wälder von Hanhimaa. Und dort unten verschwand gerade Sonja auf Beelzebubs Rücken im Fichtenwald. Das haarige Reittier folgte dem Rentiermann Iisko Reutuvuoma, der schon ein gutes Stück durch den Wald gelaufen war.
    Oskari Huuskonen hatte das Gefühl, als wäre er end­ lich nach Hause gekommen. Er hatte mit seinem Bären eine lange Wanderung gemacht, kreuz und quer durch den ganzen heimischen Kontinent. Er hatte sich vom Zufall leiten lassen, war ohne Ziel umhergezogen, und doch: Wie mit einem Lassowurf hatte er seinen Weg bestimmt, von der Ostsee durch den Atlantik in die Barentssee, dann ins Weiße Meer und durch das weite Russland nach Odessa am Schwarzen Meer, er war kreuz und quer durchs heiße Mittelmeer, dann wieder in den Atlantik und schließlich durch die Ostsee gefahren, und nun war er hier, in der tiefsten Einöde, die der heimische Kontinent einem Mann bieten konnte.
    Es war ein regelrechter Überschlag gewesen, wie ihn ein gewöhnlicher Hilfsprediger nie zustande bringen würde, erst recht kein Bischof. Eine Reise mit göttlichem Glanz, aber auch mit vielen teuflischen Kämpfen, ein­ fach bärenstark.
    Die Villa am Hang war nicht übermäßig groß, hatte aber mehrere Zimmer, eine große offene Stube, eine Turmkammer mit Sauna, und, in den Hang gegraben, eine Höhle für den Dieselmotor und das Aggregat, ferner gab es noch einen Weinkeller und, dahinter, tief im Felsen, einen Zivilschutzbunker mit ein paar Betten, einem Fernseher und einem Stapel Pornohefte.
    Weiter oben, hinter dem Hubschrauberlandeplatz, bebte die Antennenschüssel im Wind, sie war grau gestrichen und groß wie ein Kinderplanschbecken. Huuskonen beschloss, sie zu drehen, sie sollte nicht mehr die Satelliten der Menschen verfolgen, sondern Botschaften fremder Kulturen empfangen.
    Vorn auf dem Kamin aus Natursteinen fand Huusko­ nen das Gästebuch der früheren Besitzer: »Die unver­ gesslichen Erinnerungen der Potenz AG, beginnend mit dem Jahre 1989«. Es enthielt Zoten, plumpe Witze und allerlei Nonsens.
    »Material zum Feueranzünden«, sagte sich der Pastor. Spät am Abend trafen Sonja und Beelzebub ein, alle
    beide ziemlich erschöpft. Huuskonen hatte die Sauna geheizt und ein Abendessen vorbereitet,

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