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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Porzellanladen vorbei. Willst du behaupten, dass sich auch die Häuser bewegen?“
    „Vielleicht spielen sie Hase und Igel“, schmunzelte er.
    „Vielleicht hast du den Kutscher angewiesen, uns im Kreis herumzufahren.“
    Er verlagerte das Gewicht und versuchte ihr mit den Schultern die Sicht aus dem Fenster zu verwehren. „Vielleicht versucht er nur, die verkehrsreichen Straßen zu meiden.“
    „Vielleicht versuchst du, einer Antwort auszuweichen. Wie lange willst du dieses Spiel noch fortführen?“
    Er lehnte sich mit einem schalkhaften Lächeln in die Polster zurück. „So lange wie möglich. Wenn du die Wahrheit wissen willst, eigentlich wollte ich dich überhaupt nicht zurückbringen.“
    Kopfschüttelnd begann sie, ihr Kleid zu ordnen. Er widerstand dem Wunsch, sie davon abzuhalten. Sie sah so begehrenswert aus, dass er Mühe hatte, nicht der Versuchung zu erliegen, umzukehren und sie in sein Bett zu tragen.
    „Es tut dir nicht einmal leid, nicht wahr?“, fragte sie.
    „Es tut mir nur leid, dass du bemerkt hast, dass wir im Kreis herumfahren.“
    „Hast du den Fahrer tatsächlich angewiesen, einen Umweg zu machen?“
    „Nun ja, nicht in so vielen Worten.“
    „Das macht die Sache nur noch schlimmer!“, rief sie entrüstet. „Der Mann ist mit deinem Treiben als Frauenverführer so vertraut, dass ein Wink von dir genügt …“
    Er machte ein zerknirschtes Gesicht. „Heißt das, ich muss dich jetzt tatsächlich zu Thorntons Haus bringen?“
    „Ja, das heißt es.“
    „Bist du sicher?“
    „Ja …“
    „Wir könnten dort vorne an der Ecke pausieren und gemeinsam eine Blätterteigpastete verspeisen.“ Er streichelte spielerisch mit dem Daumen über ihre Wange.
    „Du bist ein unmöglicher Schurke“, entgegnete sie tadelnd, musste allerdings das Gesicht abwenden, um ihr Lächeln zu verbergen.
    Mit einem wehmütigen Seufzer ließ er von ihr ab und klopfte leicht gegen das Wagendach. Sie warf ihm einen Seitenblick zu. „Das war doch nicht so schwer, wie?“
    „Doch“, erklärte er ernsthaft. „Es war sehr schwer.“
    Bald waren sie am Ziel, und die Kutsche hielt an. Und plötzlich schoss ihr durch den Sinn, dass sie nicht mehr die Frau war, die vor ein paar Stunden aus Lord Thorntons Haus aufgebrochen war. Würden alle Bewohner ihr das ansehen?
    „Ich begleite dich ins Haus, Eloise.“
    „Die Dienerschaft wird nur unnötig in Aufruhr geraten, wenn …“
    „Daran werden sie sich gewöhnen müssen, wenn sie für mich arbeiten.“
    Die Diener wären ebenso wenig imstande, ihm zu widerstehen, wie ich, dachte Eloise. Sie würden ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen, da sie dem sprichwörtlichen Boscastle-Charme bereits erlegen waren. Alle würden ihn verehren wie einen Halbgott, der sie vor einem grausamen Schicksal in Elend und Not gerettet hatte.
    Sie warf einen Blick auf das Haus, das seltsam still und ruhig wirkte. Irgendwie hatte sie befürchtet, die Dienerschaft würde sich mit Lorbeerkränzen in der Hand vor der Tür versammeln, um den Mann zu begrüßen, von dem sie sich erhofften, er werde ihr neuer Dienstherr sein.
    „Aus einem unerklärlichen Grund“, murmelte sie, „scheinen die Geldeintreiber es aufgegeben zu haben, vor dem Haus Schlange zu stehen. Ich habe den unheimlichen Verdacht, dass ich am Hochzeitsmorgen erwache und feststellen muss, dass alle Zimmer leer geräumt sind.“
    Drake öffnete ihr den Wagenschlag. „Sei unbesorgt, das wird nicht passieren“, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln. „Ich habe die Gläubiger vor drei Tagen abgefunden.“
    „Du? Du hast Thorntons Schulden bezahlt?“ Sie starrte ihn mit großen Augen an. „Wieso das denn?“
    Sein entwaffnendes Lächeln beschleunigte ihren Herzschlag. „Damit meine pflichtbewusste Geliebte sich keine Sorgen mehr machen muss und ihre Stellung in diesem Haus aufgeben kann, ohne sich schuldig zu fühlen. Ich wünsche mir deine ungeteilte Aufmerksamkeit, und dafür bezahle ich jeden Preis, Eloise.“

26. KAPITEL
    Alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen. Eloise hatte so viele Jahre bescheiden im Hintergrund gelebt, dass sie sich eines beklommenen Gefühls nicht erwehren konnte, als Drake sie zur Haustür brachte und dabei ihre Hand hielt. Das Haus ihres Dienstherrn am hellen Tag in Begleitung eines Mannes zu betreten, der sich nun als ihr Beschützer erwies, erschien ihr außerordentlich kühn. Sie zögerte einen Augenblick, als Freddie auf ihr Klopfen öffnete, und errötete tief über sein

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