Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
Vom Netzwerk:
meinte Mildred sinnierend und schürzte die Lippen.
    Eloise schüttelte den Kopf. Sie hatte jahrelang über ihre Vergangenheit nachgedacht. „Meiner Ansicht nach hätte er es mit dir wesentlich besser getroffen. Du hättest es geschafft, dass er ein rechtschaffener Mann geblieben wäre. Ich bin für körperliche Züchtigung ungeeignet, aber die hätte er wohl nötig gehabt.“
    „Züchtigung? Ich hätte den Mistkerl schon zwei Monate nach der Hochzeit erdrosselt. Und wo wäre ich heute?“
    „Er hätte es nicht anders verdient“, sagte Eloise und sah das Bild vor sich, wie sie ihn hinter ihrem Schrank entdeckt hatte mit diesem bösen Funkeln in den Augen.
    „Wir könnten ihn immer noch töten“, flüsterte Mildred verschwörerisch. „Was hältst du davon?“
    Und die beiden Frauen schwelgten einen Moment in der rachsüchtigen Fantasie, den betrügerischen Heiratsschwindler gemeinsam zu töten und damit die Welt von einem tückischen Schurken zu befreien. Aber letztlich stand keiner von ihnen der Sinn danach, einen Mord zu begehen. Beide hatten zu hart an ihren Karrieren, so unterschiedlich sie auch sein mochten, gearbeitet, um Gefängnis und Todesstrafe zu riskieren für einen nichtswürdigen Halunken wie Ralph Hawkins.
    Die Freundinnen blickten einander an, nicht nur durch ihre Vergangenheit miteinander verbunden, zwei Frauen, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Und dennoch war ihnen beiden Willensstärke, ein rebellisches Wesen und Zähigkeit zu eigen; Charakterzüge, mit denen sie sich furchtlos über Gesetze von Sitte und Anstand hinweggesetzt hatten. Zwei Seelenverwandte, denen es gelungen war, sich in einer kaltblütigen Gesellschaft zu behaupten, in der beide ohne ihre innere Stärke zugrunde gegangen wären.
    Eloise hob jäh den Kopf. „Er war hier.“
    „Wer … Ralph?“, fragte Mildred erschrocken.
    „Ja. Er ist in London.“ Eloise zögerte, es fiel ihr schwer, zu gestehen, wie sehr er ihr Angst und Schrecken eingejagt hatte. „Er versuchte, mich zu erpressen. Ich weiß nicht, wie er mich finden konnte, aber er fragte auch nach dir. Offenbar hat er uns nie verziehen, dass wir ihm diese Schmach angetan haben. Aber er hat keine Ahnung, wer du bist.“
    Mildred lehnte sich in die Polster zurück. „Wenn er erfährt, wer ich wirklich bin, ist das mein Ruin.“
    „Du bist eine Kurtisane, Mildred. Wie kann jemand deinen Ruf ruinieren?“
    „Ich habe verdammt hart daran gearbeitet, mir meinen berüchtigt schlechten Ruf anzueignen.“
    Eloise begann zu lachen. „Er hat Frau und Kinder auf dem Land.“
    „Dann sind wir ihn ja hoffentlich bald los. Zum Glück hast du Boscastle als Beschützer. Hast du ihm von Ralph erzählt?“
    „Ja. Natürlich. Aber was ist, wenn Ralph wieder auftaucht und dich erkennt?“
    Mildreds rote Lippen umspielte das geheimnisvolle Lächeln einer Sphinx. „Ich hatte ohnehin vor, London demnächst den Rücken zu kehren. Mach dir um mich keine Sorgen. Ich wusste mich immer schon zur Wehr zu setzen, um meine Ziele zu erreichen.“
    „Genau wie ich.“
    Mildred schwieg eine Weile, und Eloise konnte sich nicht genug wundern, wie sehr sie sich verändert hatte. Sie war atemberaubend schön, elegant und weltgewandt. Eloise konnte es kaum fassen, dass Drake ihren Reizen nicht erlegen war und stattdessen sie, die unscheinbare Gouvernante, gewählt hatte.
    „Boscastle muss dich lieben“, meinte Mildred schließlich, als habe sie ihre Gedanken gelesen. „Lass ihn nicht gehen, Eloise. Ich könnte beinahe neidisch auf dich sein.“
    „Nur beinahe?“, fragte Eloise leichthin.
    Mildred lachte herzlich. „Offen gestanden, habe ich einen Earl in der Hinterhand, der sehnsüchtig auf mein Jawort wartet. Aber ich fürchte, ich bin zu sehr daran gewöhnt, mir mein Leben nach meinen eigenen Wünschen einzurichten, um mich an einen einzigen Mann zu binden.“
    Inzwischen war Devon mit den spärlichen Bruchstücken, die er über Eloises Vergangenheit ausgekundschaftet hatte, herausgerückt. Dabei handelte es sich lediglich um eine knappe Zusammenfassung dessen, was Drake bereits wusste. Er beschloss, dass es an der Zeit sei, wieder ins Haus zurückzukehren und nach dem Rechten zu sehen. Devon, der eigentlich nur begierig darauf war, einen näheren Blick auf Maribella St. Ives zu werfen, folgte ihm bereitwillig und erleichtert, dass sein Bruder offenbar vergessen hatte, seine Drohung, ihm den Hals umzudrehen, wahr zu machen.
    Drake wiederum war neugierig zu erfahren, was

Weitere Kostenlose Bücher