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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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verblüfftes Gesicht.
    Sie errötete noch heftiger, als Drake sie in die Arme zog und ihr einen Abschiedskuss gab. „Schick bitte umgehend nach mir, falls es Probleme gibt“, ermahnte er sie eindringlich. „Und richte es bitte ein, dass du den Abend mit mir verbringst.“
    „Wir waren den ganzen Tag zusammen“, flüsterte sie abwehrend. „Vielleicht werde ich gebraucht.“
    „Du wirst gebraucht“, versicherte er mit einem unverfrorenen Lächeln. „Und zwar von mir. Vergiss das nicht.“
    Verwirrt betrat sie die Diele, nahm den Umhang ab und wurde sich zerstreut der Stimmen aus dem Wohnzimmer bewusst. Forschend musterte sie ihr Gesicht im Rokokospiegel an der Wand. Hatte sich ihr Aussehen verändert? War …
    Dieser Spiegel hing nicht da, als sie am Vormittag aus dem Haus gegangen war. Der Spiegel war neu. Sie trat ein paar Schritte zurück und bemerkte den weichen Teppich unter ihren Füßen. Ein Orientteppich lag in der Diele, der vorher auch nicht da gewesen war.
    Die hohe Standuhr in der Ecke war gleichfalls neu. War das Boscastles Werk? Hatte er das Haus während ihrer Abwesenheit neu einrichten lassen, um sie mit seiner Großzügigkeit zu beeindrucken? Sie fand es höchst extravagant, ein Haus neu zu möblieren, dessen Bewohner demnächst ausziehen würden. Thalia und ihr Bräutigam hatten die Absicht, aus London fortzuziehen und auf seinem Landgut zu leben.
    Sie näherte sich gedankenverloren dem Wohnzimmer und zögerte an der offenen Tür. Freddie folgte ihr auf dem Fuß. „Er hat mir das Versprechen abgenommen, Ihnen nichts zu sagen“, flüsterte er ihr ängstlich zu. „Es soll eine Überraschung sein. Er ist nach Hause gekommen, aber das haben Sie nicht von mir.“
    Er? Eloise bemerkte zu ihrer Verblüffung einen gut gekleideten Herrn am Fenster des Salons, der sinnierend in den Garten hinausschaute. Sie erbleichte, als sehe sie ein Gespenst.
    „Lord Thornton.“ Sie warf Thalia auf dem Sofa einen verständnislosen Blick zu. „Sind Sie es wirklich?“
    Er fuhr herum. Es war tatsächlich Horace Thornton, allerdings schien eine wundersame Verwandlung in dem Lebemann vorgegangen zu sein. Er wirkte weder übernächtigt noch leicht verwahrlost wie sonst, trug einen maßgeschneiderten Gehrock aus feinem Tuch zu modischen schwarzen Hosen. Das brünette Haar war kurz geschnitten und wohl frisiert, die Halsbinde blütenweiß und sorgfältig gebunden.
    „Eloise“, rief er überschwänglich und streckte ihr beide Hände entgegen. „Liebste Miss Goodwin.“
    Wie kann er es wagen, mich so vertraulich zu begrüßen, dachte sie aufgebracht, nachdem er seine Schwester und seine Untergebenen behandelt hatte wie Dreck unter seinen glänzend polierten Schuhen. Aha, der feine Herr hatte sich neu eingekleidet wie der Prinzregent, während die Dienstboten gezwungen waren, seine Geldeintreiber abzuwimmeln.
    Natürlich fasste sie diese Gedanken nicht in Worte. Eloise war zu sehr darauf geschult, ihre Gefühle zu verbergen; sie erhob nicht einmal die Stimme.
    „Aha“, erwiderte sie seine Begrüßung ohne Begeisterung. „Der verlorene Sohn ist endlich nach Hause zurückgekehrt.“
    „Ich verdiene Ihre Missbilligung.“ Er ließ den Kopf hängen. „Mein Verhalten war höchst tadelnswert.“
    Sie widersprach ihm nicht. „Wenn Sie eine Entschuldigung für angebracht halten, dann sollten Sie bei Ihrer Schwester und Sir Gabriel beginnen.“
    Thalia schnaubte verächtlich. „Er behauptet, er habe sich gründlich geändert. Aber ich glaube ihm kein Wort.“
    „Ich habe mich wirklich verändert“, beteuerte Horace und warf seiner Schwester einen strafenden Blick zu. „Und ich werde mich morgen im Club bei Sir Gabriel und den anderen Herren offiziell entschuldigen.“
    „Das halte ich für angezeigt“, sagte Eloise seufzend.
    „Haben Sie sich gar nicht gefragt, wo ich gewesen bin?“, wollte er wissen.
    „Nun ja, gelegentlich“, antwortete sie mit einem fragenden Blick zu Thalia. Was sollte diese Scharade? Die beiden Frauen waren sich in seiner Abwesenheit nicht nur näher gekommen, sie hatten auch an Selbstvertrauen gewonnen.
    „Ich habe mich aufs Land zurückgezogen“, erklärte er, „um in der Abgeschiedenheit in Ruhe nachdenken zu können.“
    „Sie hätten auch über uns nachdenken können“, erwiderte Eloise unverblümt.
    „Das habe ich getan“, sagte er leise. „Ehrlich gestanden, habe ich kaum an etwas anderes gedacht.“
    Eine unangenehme Ahnung stieg in Eloise auf; sie konnte nur hoffen, dass

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