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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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liebsten aus dem Fenster geworfen wie … wie einen Nachttopf voller Pisse.“
    Drake verzog die Mundwinkel. „Wie einen Nachttopf voller Pisse. Wer hätte gedacht, Freddie, dass du das Zeug zu einem Dichter hast?“
    Freddie grinste breit. „Und sie hat ihn geschlagen, mitten ins Gesicht.“
    Drake ließ den Federhalter fallen. „Das hast du durch die geschlossene Tür gesehen?“
    „Das nicht, aber gehört habe ich es. Eine schallende Ohrfeige. Sie hat nie die Hand gegen jemanden erhoben, aber ihm hat sie eine ordentliche Ohrfeige gegeben.“
    „Aber gesehen hast du es nicht“, hakte Drake nach, dessen Stimmung sich bei Freddies Bericht zunehmend verschlechterte. Und welchem Mann würde es anders ergehen?
    „Ob ich es gesehen habe oder nicht, Miss Goodwin hat ihn jedenfalls abgewiesen“, beteuerte Freddie nochmals. „Und sie sagte ihm auch ganz deutlich, dass er eine Mutter braucht und keine Frau.“
    Drake lachte unwillkürlich in sich hinein. Er konnte sich gut vorstellen, wie Eloise dem Baron die Abfuhr erteilte, die er verdiente. Der Mann war ein Feigling und ein Taugenichts, aber was mochte ihn wohl zu diesem plötzlichen Heiratsantrag bewogen haben? Wie konnte er nur so dumm sein, zu glauben, sie würde ihn heiraten, nachdem er seine Untergebenen so schändlich im Stich gelassen hatte? Er hatte ihr doch vorher nicht die geringste Aufmerksamkeit geschenkt. Oder war er ihr schon längere Zeit nachgestiegen?
    „Ist sie jetzt allein mit ihm?“, wollte Drake wissen und sprang plötzlich auf die Füße.
    „Sie hilft Miss Thornton bei den Vorbereitungen zu einer Abendgesellschaft.“
    „Was für eine Abendgesellschaft?“, fragte Drake mit der Hand an der Klingelschnur.
    „Bei Lady Mitford, glaube ich.“
    Drake lächelte dünn. Lady Mitford war mit Emma eng befreundet und lag ihm und Devon ständig mit Einladungen zu ihren ermüdenden Soireen in den Ohren, in der Hoffnung, endlich eine ihrer geistlosen Nichten unter die Haube zu bringen. Devon, der charmante Plauderer mit dem Talent, selbst der langweiligsten Frau etwas Esprit zu entlocken, hatte ihre Einladungen gelegentlich angenommen. Drake war nur einmal bei Lady Mitford erschienen und wäre vor Langeweile beinahe gestorben.
    „Werden Sie auch hingehen?“, erkundigte sich Freddie eifrig.
    Drake lachte. „Genau das habe ich vor. Vielleicht bitte ich sogar meinen Cousin Gabriel, mich zu begleiten, um ein wenig Würze in die Sache zu bringen. Sir Gabriel hegt einen berechtigten Groll gegen Lord Thornton, nachdem er ihn beim Falschspielen erwischte und zum Duell forderte, zu dem der Hasenfuß nicht erschienen ist.“
    „Man nennt Sie nicht umsonst einen Teufel, Mylord“, meinte Freddie in aufrichtiger Bewunderung. „Sie sorgen dafür, dass die beiden sich an die Kehle gehen, während Sie sich um Ihre Privatangelegenheiten kümmern.“
    Drake ließ es dabei bewenden. Er hatte vorgehabt, Eloise an diesem Abend ins Theater auszuführen und sie hinterher zu überreden, die Nacht über bei ihm zu bleiben. Obgleich ihm der Gedanke nicht sonderlich behagte, war es auch nötig, sie früher oder später seiner Familie vorzustellen. Er wollte mit Heath beginnen, der sie vermutlich am wenigstens in Verlegenheit bringen würde, während der gebieterische Grayson wahrscheinlich einschüchternd auf sie wirkte. Diese Formalitäten mussten allerdings noch eine Weile warten, was Drake nicht weiter störte. Er wäre kein Boscastle, hätte er keinen Spaß daran, einen Rivalen in seine Schranken zu weisen, und er sah dem Abend mit freudiger Erwartung entgegen.
    Eloise staunte über Lord Thorntons Dreistigkeit, sich nach seiner gesellschaftlichen Schmach in der Öffentlichkeit blicken zu lassen. Aber letztlich stand es ihr nicht zu, ein Urteil zu fällen. Die Abendgesellschaft bei Lord und Lady Mitford sollte einer ihrer letzten offiziellen Auftritte als unscheinbare Gouvernante sein. Danach musste sie nur noch Thalias Hochzeit hinter sich bringen, wo sie sich noch einmal hinter den Kulissen aufhalten würde.
    Wie üblich trennte sie sich bei der Ankunft im Stadthaus von Lord Mitford von Thalia und Sir Thomas und begab sich umgehend in den hinteren Winkel des Saals zu den anderen Mauerblümchen. Gouvernanten und Gesellschafterinnen, unverheiratete ältere Damen und unscheinbare Debütantinnen, die so taten, als störten sie sich nicht an ihrem Außenseiterstatus. Wie lange würde es wohl dauern, bevor die Gesellschaft davon erfuhr, dass Eloise die Mätresse eines

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