Ein Ballnachtstraum
ausgeschlossen.“
Drake stellte das Glas klirrend ab. Sein Lächeln wirkte verkrampft. „Feier? Hast du etwas von Hochzeitsfeier gesagt, Chloe?“
Es entstand ein betretenes Schweigen. Grayson suchte Drakes Blick. „Ich war mir sicher, Ihr habt den Wunsch, in unserer Hauskapelle getraut zu werden. Wir warten nur noch auf Heath und Julia. Der Priester ist bereits eingetroffen. Ich gehe doch recht in der Annahme, dass du nichts dagegen einzuwenden hast, wie? Oder sollte ich mich irren?“
Eloises Herz schlug schneller in der knisternden Spannung, die sich im Zimmer auszubreiten schien. Lag das an ihr? Nicht um alles in der Welt wünschte sie, sich zwischen Drake und seine Familie zu drängen oder gar ein Zerwürfnis heraufzubeschwören. Es wäre nur zu verständlich, wenn der Marquess Bedenken an dieser überstürzten Eheschließung anmelden würde.
Drakes Mundwinkel verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. Er nahm das Glas wieder zur Hand, ohne zu trinken. „Wieso in der Hauskapelle?“, fragte er verdrießlich.
Grayson warf seiner Frau einen fragenden, beinahe ratlosen Blick zu. Jane rettete die Situation mit einem liebenswürdigen Lächeln. „Aber wieso denn nicht?“, meinte sie arglos. „Du willst Eloise doch nicht gleich an die Öffentlichkeit zerren, oder? Die Zeitungsreporter würden euch auf Schritt und Tritt verfolgen und mit indiskreten Fragen bestürmen. Das wäre doch geschmacklos.“
Drake starrte düster in sein Sherryglas. „Ich habe mir eine Sondergenehmigung besorgt und will keine große Sache daraus machen. Ich will eine Trauung im kleinen Kreis.“
Seine Worte konnten auf verschiedene Weise gedeutet werden, wobei Eloise ausschloss, dass er sich scheute, seine Liebe zu ihr, der einfachen Gouvernante, vor der Öffentlichkeit zu bekennen. Zu eindrucksvoll hatte er ihr das Gegenteil bewiesen. Dennoch hielt sie den Atem an in der Hoffnung, er habe mit seinem Einwand nicht der Familie den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen. Es wäre ein unheilvolles Zeichen, wenn ihre Ehe mit einem Familienzwist beginnen würde. Ihre Ehe mit Drake. Der Gedanke machte sie schwindlig, war immer noch so neu, dass sie es kaum wagte, daran zu glauben. Sollte sie tatsächlich seine Frau und damit in den Kreis dieser geachteten alteingesessenen Adelsfamilie aufgenommen werden?
„Ich habe Verständnis für deinen Wunsch nach einer Trauung im kleinen Kreis“, erklärte Grayson gemessen. „Deshalb halte ich es auch für angebracht, dass die Feier nur mit den nächsten Verwandten stattfindet. Ich würde mich aufrichtig freuen, wenn du dich damit einverstanden erklärst.“
Damit reichte Grayson ihm den Olivenzweig der Versöhnung, machte seinem Bruder ein Friedensangebot, das diesem stolzen, von sich eingenommenen Marquess gewiss nicht leichtfiel, wie Eloise vermutete. Würde Drake die Geste annehmen und sich einsichtig zeigen?
Wieder senkte sich ein lastendes Schweigen über die Anwesenden. Drake drehte das Glas fahrig zwischen den Fingern. Doch dann räusperte er sich. „Wie könnte ich dieses Angebot ablehnen?“ Er lachte befreit auf. „Was meinst du, Liebste?“
Eloise atmete erleichtert aus. „Nein, Liebster, das kannst du nicht ablehnen.“
Jane sah ihren Gemahl mit liebevoller Bewunderung an, und Chloe klatschte begeistert in die Hände.
Emma, die die Szene schweigend verfolgt hatte, stand auf. Ihr lag selbstverständlich vor allem daran, die Etikette zu wahren. „Nun, da diese Frage zur Zufriedenheit aller gelöst zu sein scheint“, erklärte sie in ihrer kühlen Art, „ist es an der Zeit, ein passendes Kleid für die Braut zu suchen.“ Und mit einem vielsagenden Blick zu Drake fügte sie hinzu: „Wie ich meinen Bruder einschätze, wurde dieser nicht unwesentliche Punkt völlig vernachlässigt, hab ich recht?“
„Nun ja“, versuchte Drake sich zu verteidigen. „Ich hatte ja keine …“
„Das wundert mich nicht“, unterbrach Emma ihn resigniert.
„Aber, Emma, wieso regst du dich auf?“, meldete Devon sich zu Wort und räkelte sich auf dem Sofa. „Ein Boscastle befasst sich naturgemäß damit, wie er eine Frau dazu bringt, sich auszuziehen. Wie sollte er daran denken, was sie zu ihrer Hochzeit anziehen soll?“
Seufzend verdrehte Emma die Augen. „Mein lieber Devon, ich wäre dir dankbar, wenn du diese Art von Bemerkung zur Abwechslung einmal für dich behältst.“
Jane eilte bereits zur Tür. „In meinem Kleiderschrank müsste sich etwas Passendes für die Braut
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