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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Charlotte, eine von Emmas Zöglingen in ihrer Privatschule. Drake wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Priester zu.
    Wer hatte die beiden eingeladen? Er wusste es nicht. Immerhin gehörten sie zur Familie. War das Freddie in Livree und weißen Seidenstrümpfen neben dem Eingang zum Allerheiligsten? Es fehlte eigentlich nur noch Maribella St. Ives, um das Bild einer traditionellen Boscastle-Hochzeit zu vervollständigen.
    Sein Herzschlag geriet ins Stolpern, als er hörte, wie Eloise mit leiser Stimme ihr Gelöbnis sprach. Und dann war er an der Reihe, und er sagte die Worte mit fester, wenn auch leicht belegter Stimme. Und als er den Kopf neigte, um die Braut zu küssen, erhaschte er einen Blick auf Devon, der in der Kirchenbank zusammensank und sich die Hand vor die Augen hielt, als könne er nicht glauben, was er gezwungen war, anzusehen. Aber nun gab es Wichtigeres für Drake.
    „Eloise“, raunte er ihr verstohlen ins Ohr. „Lass uns fliehen, bevor sich die Meute auf uns stürzt.“
    „Das wird uns nicht gelingen“, flüsterte sie.
    Es sollte tatsächlich noch mehrere Stunden dauern, bevor sie nach endlosen Glückwünschen und Trinksprüchen, wohlmeinenden Ratschlägen und Lebensweisheiten, die Gelegenheit fanden, heimlich zu verschwinden und in sein Stadthaus zu fahren, wo sie endlich allein waren.
    Dunkelheit hatte sich über London gesenkt, eine milde dunstige Nacht in einer Stadt, in der Vergnügen und Laster zum Leben erwachten. Eloise lag wie hingegossen auf einem seidenen Sessel und seufzte wohlig, während sie an dem Champagnerkelch nippte, den ihr Gemahl ihr gereicht hatte. „Ich glaube, ich bin ein wenig beschwipst“, gurrte sie selig lächelnd und löste die Haken ihres Hochzeitskleides mit bedächtiger Gelassenheit.
    Drake drehte den Schlüssel um und lehnte sich gegen die Tür, während sie sich aus ihren Kleidern schälte. Was für ein Anblick. Seine Gemahlin räkelte sich nackt vor ihm. Der flackernde Schein der Kerzen tauchte ihre Rundungen in ein warmes Licht. Die rosigen Brustknospen, der verlockende Schwung ihrer Hüften, die leicht gespreizten Schenkel. Er betrachtete ihren verführerischen Körper triumphierend wie ein Eroberer. Auch wenn die Klatschpresse sie als Göttin bezeichnete, für ihn war sie eine verführerische, unendlich begehrenswerte Frau, und sie gehörte ihm, nur ihm allein.
    „Nun haben wir endlich Zeit, unsere Hochzeit zu feiern“, schmunzelte er und streifte den Gehrock ab.
    Seine nackte Gemahlin erhob sich anmutig und löste seine Krawatte. „Ich bin bei dir und zu allem bereit“, lächelte sie.
    „Für immer?“, fragte er, schlang den Arm um ihre Mitte und küsste sie tief und innig.
    „Für immer und ewig und noch länger.“ Sie seufzte glücklich. „Liebe mich, Boscastle“, wisperte sie. „Die Ewigkeit beginnt in diesem Augenblick.“
    Drake ließ sich nicht zweimal bitten, seiner Gemahlin diesen Wunsch zu erfüllen. Hatte nicht einer seiner Brüder einmal gesagt, praktisch veranlagte Frauen hätten ein besonders feuriges Temperament? Er hob sie in seine Arme, trug sie zur Liegestatt und bettete sie auf den grünen Seidenüberwurf. Lachend streckte sie die Arme nach ihm aus und spreizte die Beine. Wieder einmal war er überwältigt von ihrer Schönheit.
    Seine Frau.
    Ihr verheißungsvolles Lächeln ließ ihm den Atem stocken.
    Würde sie es schaffen, die Dunkelheit, die sich so häufig wie die schweren Schwingen eines schwarzen Vogels über ihn legte, für immer zu vertreiben? Vielleicht nicht. Aber sie würde es ihm erleichtern, die Zeiten der Schwermut zu ertragen. Sie würde das Licht sein, das ihm die Richtung wies, die Kraft, die er brauchte, um unbeirrt seinen Weg zu beschreiten, bis zum Tag, an dem er seinen letzten Atemzug machte.
    Er hätte nie gedacht, dass er eine so tiefe Liebe empfinden könnte, hatte nie geglaubt, dass er überhaupt zur Liebe fähig wäre, doch dann hatte er mit Eloise getanzt, aus einer schieren Laune heraus. Dabei hatte er nur die Absicht gehabt, ein paar Minuten mit einer hübschen Frau zu verbringen, die den Anschein erweckte, etwas Abwechslung und Aufmunterung zu brauchen. Wäre es wie im Märchen gewesen, hätte er ihr Herz im Sturm erobert, doch das Gegenteil war eingetroffen.
    Liebe ist etwas Grässliches, ein Fluch. Hüte dich davor.
    Aber es war geschehen. Er hätte es nicht verhindern können, selbst wenn er es versucht hätte. Die Angst und die Liebe, die in jener Nacht im Kinderzimmer in Graysons Gesicht zu

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