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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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hatten, zu ersparen, er hätte sie genutzt. „Bitte vergiss nicht, dass ich keine Verantwortung für das Treiben meiner Ahnen trage. Und glaube um Himmels willen nicht alles, was die Boscastles dir über mich einreden wollen.“
    Eloise wirkte so versunken in ihrer Bewunderung der vornehmen, klassizistischen Architektur, dass sie kein Ohr für seine Warnung hatte. „Ich habe bereits deinen Bruder Devon kennengelernt, Lady Stratfield und auch Lady Lyons“, flüsterte sie andächtig. „Ich glaube, du übertreibst ein wenig.“ -
    „Ich übertreibe!“ Drake holte tief Atem, als die Doppeltüren am Ende eines endlos langen Korridors aufschwangen. „Ein wenig“, murmelte er.
    Eine feierliche Stimme kündigte die Besucher an. „Lord Sedgecroft lässt bitten.“
    Drake hielt Eloise am Arm zurück. „Das ist deine letzte Chance, Eloise. Noch können wir die Flucht ergreifen.“
    Sie blickte mit leichtem Vorwurf zu ihm auf. „Ich fasse es nicht, wie du so reden kannst. Dein Bruder ist auch nur ein Mensch, Marquess hin oder her. Wie Furcht einflößend kann er wohl sein?“
    Drake lachte trocken. „Ich weiß nicht, ob er Furcht einflößend wirkt, jedenfalls nicht auf mich. Aber er ist eine … nun ja … einnehmende Persönlichkeit. Wie dem auch sei, früher oder später musst du der Sippe der Boscastles ja begegnen. Also gut, wir wollen das Grauen hinter uns bringen.“
    Furcht einflößend.
    Das Wort traf auf jeden Fall den Eindruck, den Eloise hatte, als sie Grayson Boscastle, dem fünften Marquess of Sedgecroft, gegenübertrat. Einnehmende Persönlichkeit? Oh ja, zweifellos. Aber er wirkte auch irgendwie Vertrauen erweckend.
    Die Ähnlichkeit mit Drake war unverkennbar. Der zwingende Blick seiner auffallend blauen Augen; seine männlich vitale Ausstrahlung; die hochgewachsene stattliche Erscheinung. Aber damit endete die Ähnlichkeit. Drake mit seinem schwarzen Haar und den dunkelblauen Augen wirkte eher zurückhaltend und verschlossen. Der Marquess mit seiner blonden Mähne glich einem stattlichen Löwen, majestätisch in seinem charismatischen Auftreten und dennoch erstaunlich warmherzig.
    „Sie also sind meine zukünftige Schwägerin“, begann er mit sonorer Stimme und einem gewinnenden Lächeln, das jeder anderen Frau den Atem verschlagen hätte.
    „Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Lord Sedgecroft“, erwiderte sie in höflicher Unbefangenheit und blickte ihm standhaft in die Augen. Er schien sich bereits in den ersten Minuten ihrer Begegnung ein Bild von ihrem Charakter machen zu wollen. Eloise wunderte sich selbst, dass sie unter seinen taxierenden Blicken nicht in Verlegenheit geriet. Die vielen Vorstellungsgespräche der verflossenen Jahre in vornehmen Herrschaftshäusern hatten ihr Gelassenheit und ein gesundes Maß an Selbstvertrauen verliehen.
    Er entfernte sich gemessenen Schrittes vom Fenster, an dem er gestanden hatte. Eloise drehte den Kopf seitlich und entdeckte weitere Familienmitglieder in dem eleganten Salon. Sie erkannte Lady Lyons und Chloe an der Seite ihres Gemahls Viscount Stratfield. Devon schlenderte herein, nahm auf dem seidenen Sofa Platz und streckte lässig die langen Beine von sich.
    „Gib mir bloß nicht die Schuld an dieser Sache, Drake“, setzte er umgehend zu einer Verteidigungsrede an. „Man drohte mir mit Daumenschrauben und anderen bei den Boscastles üblichen Foltergeräten. Ich musste ein Geständnis ablegen.“
    Drake ging zur Anrichte und schenkte sich ein Glas Sherry ein. „Ich habe nichts anderes von dir erwartet, du Memme.“
    „Aber Drake, wir konnten doch nicht zulassen, dass du uns deine Braut vorenthältst“, bemerkte Grayson mit einem nachsichtigen, leicht überheblichen Lächeln.
    Eine weitere Dame betrat den Salon und stellte sich Eloise als Graysons Gemahlin Jane vor. Die schöne Frau strahlte eine natürliche Selbstsicherheit aus, ein ruhiger Gegenpol zur überwältigen Präsenz des Marquess.
    Jane umarmte Eloise freundschaftlich. „Sie scheinen eine bewundernswert tapfere Frau zu sein, wenn Sie gewillt sind, das schwarze Schaf der Familie zu heiraten. Ich heiße Sie herzlich willkommen.“
    Die bildschöne Chloe mit ihrem blauschwarzen Haar zwinkerte Eloise vertraulich zu. „Es sei denn, Sie machen in letzter Sekunde noch einen Rückzieher vor der Hochzeitsfeier, weil Sie begreifen, dass Sie einen schrecklichen Fehler gemacht haben, nachdem Sie uns alle kennengelernt haben. Und ich warne Sie, in dieser Familie ist Privatsphäre so gut wie

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