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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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hatte. Als sie sich ihm träge zuwandte, las er eine glühende Sinnlichkeit in ihren rauchgrauen Augen. Ein Lächeln umspielte ihre vollen, rot geschminkten Lippen. „Ich dachte beinahe, Sie hätten es mit der Angst zu tun bekommen.“
    Das verführerische Timbre ihrer Stimme hätte die meisten Männer augenblicklich in die Knie gezwungen. Drake leugnete ihre verlockenden Reize keineswegs, empfand aber auch eine leichte Enttäuschung. Zugegeben, sie war sehr schön mit ihrem flammenden Haar, dem porzellanhellen Teint und einem verlockend prallen Busen. Aber sie wirkte auch kühl und unnahbar. Seine letzte Mätresse hätte ihn für seine Verspätung mit Kissen, wenn nicht gar mit Messern attackiert.
    Auch Drake war kühl. Manche Leute hielten ihn sogar für gefühlskalt. „Ich entschuldige mich für die Verspätung, Madame. Ich wollte Sie damit nicht kränken.“
    Sie richtete sich bedächtig auf. Ihr elfenbeinfarbenes, tief dekolletiertes Seidenkleid schmiegte sich an ihre Rundungen. „Nun, solange keine Frau im Spiel war.“
    Ehrlich gestanden waren zwei Frauen im Spiel gewesen, wobei Drake sich hütete, sie das wissen zu lassen, nachdem er sich so großer Mühen unterzogen hatte, um diese Begegnung zu arrangieren. Er würde sich zum Gespött seiner Freunde machen, wenn er dieses Rendezvous verpfuschte, weil er einer einfachen Gouvernante aus einer Notsituation geholfen hatte. Miss Eloise Goodwin schoss es ihm durch den Sinn, und mit ihrem Namen erschien ihr Bild deutlich vor seinen Augen.
    Er sah ihr unglückliches Gesicht vor sich, als sie glaubte, sie habe ihn mit ihrer Schutzbefohlenen ertappt, und ihre tiefe Verlegenheit, als sie ihren Irrtum begriff. Der Drache würde ihn mit Blicken wie glühende Pfeile durchbohren, wenn sie ihn jetzt beobachten könnte. Vermutlich hatte sie keine Ahnung, dass Etablissements wie dieses überhaupt existierten. Andererseits unterschätzte er sie möglicherweise. Sie hatte einen wachen Verstand und war ausgesprochen schlagfertig. Vielleicht war sie gar nicht so unschuldig, wie sie tat.
    Und sie hatte so frisch nach Seife geduftet. Nicht nach sündhaft teurem, schwülem französischem Parfum, sondern nach altmodischer Olivenseife, mit der man die Sünden der Welt wegwusch. Sie hatte allerdings nicht wie eine Sünderin gewirkt.
    Aber er war ein Sünder. Keine Seife würde ihn von seinen Sünden reinwaschen. Er hatte gehurt und in einem mörderischen Krieg getötet, hatte sich öfter, als er sich entsinnen konnte, bis zur Bewusstlosigkeit betrunken. Er hatte seinen Schmerz in Alkohol ertränkt, als er beide Eltern verlor und kurz danach seinen jüngsten Bruder, der von der ganzen Familie vergöttert worden war. Er hatte vor Wut und Trauer getrunken, als zwei seiner Brüder ihren lockeren Lebenswandel aufgegeben und die Ehe eingegangen waren.
    Die sinnliche Berührung zarter Finger an seiner Hemdbrust holte ihn aus seinen Grübeleien. Er atmete tief durch und umfing Maribellas Handgelenk. „Suchen Sie etwas?“
    Sie lächelte zu ihm auf, aber er las eine Teilnahmslosigkeit in ihren Augen, die anderen Männern vermutlich nicht aufgefallen wäre. „Ich finde, Sie sollten es sich etwas bequemer machen“, gurrte sie.
    „Wir könnten damit beginnen, über Sie zu reden.“
    Er bemerkte ein unstetes Flackern in ihrem Blick. „In meiner Karriere hatte ich drei langfristige Liebhaber. Alles andere, was Sie über mich gehört haben mögen, entspricht entweder nicht der Wahrheit oder ist übertrieben. Was wollen Sie sonst noch wissen?“
    Sie sank in die Samtpolster mit den goldenen Quasten zurück. Ihr Busenansatz quoll aus dem engen Mieder, und Drake bemerkte, dass ihre Brustspitzen mit Rouge geschminkt waren. Zu jeder anderen Zeit hätte der Anblick dieser verführerischen Bajadere seine Sinne zu überwältigender Wollust aufgestachelt. Ohne sich den Grund dafür erklären zu können, erschienen ihm jetzt ihre Versuche, ihn zu erregen, irgendwie plump und billig. Falls sie seine Mätresse werden wollte, müsste sie lernen, dass er etwas mehr Finesse bevorzugte.
    Er hatte gelesen, dass sie in ihrer Villa in Neapel ausschweifende Feste zu veranstalten pflegte und zum Ergötzen der Gäste Hühner und Schweine im Ballsaal herumlaufen ließ. Drake verzichtete aber darauf, eine diesbezügliche Bemerkung zu machen, weil er das Thema in dieser Situation unpassend fand. „Wie ich hörte“, sagte er stattdessen, „sind Sie erst kürzlich vom Kontinent zurückgekehrt, stimmt das?“
    Der

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