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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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versinken. „Ja. Ich glaube, so heißt er.“
    Gabriel verkniff sich ein Schmunzeln. Er ist ein ziemlich attraktiver Mann, überlegte sie, scheint allerdings gleichfalls ein Bruder Leichtfuß zu sein. Schon weil er Percy kannte, seine Zeit am Spieltisch verbrachte und sich auf Duelle einließ. Und aus der Art, wie er sie musterte, zog sie den Schluss, dass auch er ein Schürzenjäger war.
    „Ich weiß mir nicht mehr zu helfen“, murmelte sie und schüttelte mutlos den Kopf. „Vielleicht hat der Gentleman, der Miss Thornton und mich nach Hause brachte, eine Idee, wo Sie Lord Thornton finden. Ich glaube, sein Name war Drake …“
    Sir Gabriel stutzte. „Drake?“ Wieder zog er die Brauen hoch. „Sie sprechen von meinem Cousin. Natürlich. Horace wandte sich an Drake um Beistand. Ich war dabei.“
    „Hat Ihr Cousin auch einen Nachnamen?“
    Sein dunkles Lachen jagte ihr einen Schauer über den Rücken. „Das will ich meinen. Er ist ein Boscastle wie ich. Lord Drake Boscastle. Und er war mit Thorntons Bruder eng befreundet, der im Krieg gefallen ist.“
    Das war wohl der Gipfel ihrer Pechsträhne. Lord Drake Boscastle, einer der berüchtigten Brüder von Lady Lyons. Der Bruder der Dame, bei der sie den bestmöglichen Eindruck machen wollte, hatte Eloise schamlos geküsst.
    Nicht auszudenken, was Lady Lyons denken würde, wenn Lord Drake bei einem Abendessen im Familienkreis über die Begegnung mit einer Gouvernante sprechen würde. Sie konnte nur hoffen, dass notorische Herzensbrecher nicht die Angewohnheit hatten, ihre Abenteuer ihrer Schwester anzuvertrauen. Wieso hatte er sich ausgerechnet sie für seine Spielchen ausgesucht? Und warum hatte sie seine Zudringlichkeiten zugelassen?
    „Ich kenne Ihre Familie vom Hörensagen“, murmelte Eloise befangen.
    „Kein Wunder“, stellte Gabriel trocken fest.
    Die Gedanken wirbelten ihr wild durch den Kopf. War Drake jener Boscastle, der immer wieder in Skandale und Frauengeschichten verwickelt war? Oder waren allesamt nichtsnutzige Söhne reicher Aristokraten? Drake Boscastle. Der älteste Bruder, dessen Name ihr entfallen war, hatte vor etwa einem Jahr geheiratet. Es gab wohl drei Brüder, oder waren es vier? Einer war in jungen Jahren gestorben. Sie durchforstete die Winkel ihres Gedächtnisses nach Gerüchten, die sie über die Brüder in den Klatschkolumnen der Zeitungen gelesen hatte.
    Sämtliche männlichen Boscastles bewegten sich in Kreisen des ton und in denen der Halbwelt. Einer von den Brüdern hatte erst vor wenigen Monaten Schlagzeilen gemacht.
    In einem Boulevardblatt war eine Karikatur von ihm veröffentlicht worden, eine Aktzeichnung, die gewisse Teile seiner Anatomie in anstößiger Deutlichkeit zeigte. Eloise hatte Thalia und ihre Freundinnen dabei ertappt, wie sie kichernd und prustend über das unanständige Blatt getuschelt hatten. Sie hatte den Mädchen befohlen, den Schund augenblicklich ins Feuer zu werfen. Nun wünschte sie, einen näheren Blick darauf geworfen zu haben, wobei sie selbstredend nicht imstande gewesen wäre, Ähnlichkeiten zwischen dem Dargestellten und dem Mann, der sie geküsst hatte, festzustellen.
    „Drake könnte tatsächlich wissen, wo Lord Thornton sich aufhält“, sagte Sir Gabriel nachdenklich.
    „Hätten Sie denn eine Idee, wo wir Ihren Cousin finden?“, fragte Eloise und biss auf ihre Unterlippe.
    Gabriel starrte ihren Mund an. Wäre Eloise nicht so dringend auf seine Hilfe angewiesen gewesen, hätte sie vermutlich auf die winzige innere Stimme gehört, die sie warnte, ihm kein Vertrauen zu schenken.
    „Er ist zu einer Abendgesellschaft im kleinen Kreis in der Bruton Street eingeladen“, antwortete er gedehnt. „Möglicherweise könnte ich ihn dazu überreden, sich Ihrer Nöte anzunehmen. Da die Zeit drängt, wäre es ratsam, wenn Sie mich dorthin begleiten.“
    „Das wäre verdammt nett von Ihnen, Sir“, mischte Freddie sich mit einem ängstlichen Seitenblick zu Eloise ein. „Nicht wahr, Miss Goodwin?“
    „Achte bitte auf deine Ausdrucksweise, Freddie“, wies sie ihn tadelnd zurecht. Es war höchst unschicklich, ja sogar gefährlich, sich so spät nachts aus dem Haus zu wagen, noch dazu in Begleitung eines Fremden. Aber wenn es ihr nicht gelang, Thalia oder wenigstens ihren Bruder ausfindig zu machen und nach Hause zu bringen, war ihr guter Ruf keinen Pfifferling mehr wert. Ihre größte Sorge galt dem Mädchen. Wenn Thalia etwas zustieß, würde Eloise sich ihr ganzes Leben Vorwürfe machen.
    Sie zog

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