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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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vielleicht warst du betrunkener, als ich dachte.“
    „Ich war völlig nüchtern. Und ich bin auch kein Vollidiot. Ich ging lediglich davon aus, dass du dich hinterher mit Maribella getroffen hast und ihr beide einander ein wenig näher gekommen seid.“
    Drake warf die Zeitung in den Rinnstein. „Wer hat dir denn das verraten?“
    Devon seufzte tief. „Tja, du weißt doch, wie klatschsüchtig Weiber sind.“
    „Du bist klatschsüchtig“, entgegnete Drake abfällig. „Und das ist unmännlich.“
    Damit konnte er Devon keineswegs treffen, denn niemand hätte an Devon Boscastles Männlichkeit gezweifelt. „Ist dir vielleicht Thornton auf deinen nächtlichen Streifzügen durch einschlägige Etablissements begegnet?“
    „Nein, das kann ich nicht behaupten.“
    Drake betrachtete ihn mit nachsichtiger Strenge. Sein jüngerer Bruder war einen halben Kopf größer als er, sehnig und athletisch gebaut. Der schlaksige Jüngling, der nur aus Haut und Knochen und endlos langen Gliedmaßen zu bestehen schien, war zu einem ansehnlichen jungen Mann herangewachsen, der mit seinem heiteren Wesen und seinem entwaffnenden Lächeln alle Welt für sich einzunehmen wusste. Hinter seinem jungenhaften Charme verbarg sich allerdings ein vielschichtiger Charakter, der zu tiefen Emotionen fähig war. Und selbstverständlich war er der Schwarm aller Frauen.
    „Was hast du eigentlich vor?“, erkundigte sich Devon, während er anerkennend den prallen Hintern einer jungen Nussverkäuferin betrachtete, die beinahe ihren Korb fallen ließ, als sie sich verstohlen nach ihm umdrehte.
    „Ich warte auf meine Kutsche, um nach Miss Thornton und ihrem Verführer Percy Chapman zu suchen. Damit habe ich bereits die halbe Nacht verbracht.“
    „Meinst du Thalia?“, fragte Devon, der kaum die Augen von der hübschen Nussverkäuferin abwenden konnte.
    Drake verschränkte die Arme vor der Brust. Mit Devon zu reden und seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu erhalten, war ziemlich enervierend. „Weißt du etwa, wo sie ist?“
    „Sie stieg in einem Hotel in der St. Albans Street ab.“ Devon warf einen letzten wehmütigen Blick auf das Mädchen. „Ich glaube, sie war in Percys Begleitung, da du es erwähnst.“
    Drake warf verzweifelt die Hände hoch. „Wieso hast du mir das nicht gleich gesagt?“
    Devon lächelte unschuldig. Es war völlig sinnlos, böse mit ihm zu sein. Er nahm nie etwas übel, und er konnte sich nicht verstellen. „Ich dachte, du willst mit mir über Maribella sprechen. Woher soll ich wissen, dass du dich für Thalia Thornton interessierst?“
    „Du meine Güte, Devon. Wieso sollte ich mich für das dumme Gänschen interessieren?“
    „Na ja“, erwiderte Devon nachdenklich. „Du hast die halbe Nacht nach ihr gesucht, und du hattest Streit mit Maribella vor Zeugen in Audreys Haus. Was soll ein Mann davon halten?“
    Das Beunruhigende an der Sache war, dass Devons Darstellung der Ereignisse plausibel klang. Wie sollte Drake ihm den wirklichen Zusammenhang erklären? Er sträubte sich dagegen, seine Beweggründe zu hinterfragen, aus Furcht, es könne ihm nicht behagen, was da zum Vorschein kam. Gelegentlich war es ratsamer für einen Mann, sich mit Unwissenheit zu schützen. „Ich suche Thalia doch nicht meinetwegen“, erklärte er bedächtig. „Ich will lediglich einem Freund einen Gefallen tun.“
    Devon hüllte sich in ein längeres Schweigen, dem Drake aus Erfahrung misstraute. Devon musste ahnen, dass Drake seine kostbare Zeit, die er mit einer schönen Frau verbringen könnte, nicht vergeudete, nur um einem Freund zu helfen.
    „Oh mein Gott.“ Devon taumelte in gespieltem Entsetzen ein paar Schritte rückwärts und presste die Hand aufs Herz. „Es geht um eine andere Frau. Du tust das für eine Frau. Was für eine Überraschung.“
    „Mach dich nicht lächerlich“, stieß Drake zähneknirschend hervor.
    Devon musterte ihn mit einem Gesichtsausdruck, der zwischen Bewunderung und Mitleid schwankte. „Ich muss sie kennenlernen. Wer ist sie? Wie sieht sie aus? Sie muss atemberaubend sein, wenn sie es sogar schafft, Maribella aus dem Rennen zu werfen.“
    „Es gibt keine andere Frau, verdammt noch mal. Würde ich dir das etwa verschweigen?“
    „Ich weiß nicht“, antwortete Devon gedehnt. „Würdest du es mir verschweigen?“
    „Was glaubst du?“
    Sie standen nebeneinander, den Blick auf die Straße gerichtet. Keiner sagte ein Wort. Und beide wussten, dass Drake zum ersten Mal in seinem Leben gelogen hatte. Er

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