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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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bisherigen Lebens überdrüssig. Ein Mann konnte letztlich nicht damit zufrieden sein, sein ganzes Leben mit Trinken, Huren, Glücksspielen und Duellen zu verbringen. Oder doch? Es gab schlimmere Arten zu sterben. Schließlich hatte er genügend sinnloses Sterben auf dem Schlachtfeld mit angesehen Und soweit er das beurteilen konnte, war die Welt durch Kriege und all die Opfer, die sie forderten, um keinen Deut besser geworden.
    Dennoch begann er bereits, sein Angebot zu bereuen, Thalia Thornton ausfindig zu machen. Was kümmerte es ihn, wenn die dumme Gans sich ihre Zukunft zerstörte? Der verzogene Fratz hatte ihn schon als Kind mit einer silbernen Haarbürste attackiert und erst gestern mit einem Farnwedel nach ihm gehauen.
    „Wieso lässt man eigentlich Leute wie dich immer noch frei herumlaufen“, hörte er eine tiefe Stimme hinter sich.
    Drake drehte sich um in der Hoffnung, dem Fremden, der ihn so frech beleidigte, die Faust ins Gesicht schlagen zu können. Vielleicht würde er sich nach einer Prügelei besser fühlen. Aber es war nur sein jüngerer Bruder, der aus einer Kutsche, in der ein paar seiner Freunde saßen, gesprungen war. Er schüttelte den Kopf, als Devon gerade noch rechtzeitig einem Stand auswich, an dem ein armer Schlucker geröstete Kastanien verkaufte. Der Mann fing an, ihn zu beschimpfen, verbeugte sich aber ehrerbietig, als Devon ihm ein entschuldigendes Lächeln zuwarf.
    Typisch für Devon. Mit seinem Charme könnte er sogar einem Stein ein Lächeln abringen. Nur er konnte sich so böse Streiche ausdenken wie damals, als er in der Verkleidung eines Straßenräubers harmlosen Reisenden Angst und Schrecken eingejagt hatte. Das Ergebnis davon war, dass junge Aristokraten im ganzen Land diesen üblen Scherz nachahmten, und junge Damen davon träumten, Devon möge sie überfallen und ihnen nächtliche Küsse rauben. Nachdem die Sache aufgeflogen war, musste Devon sich zwar für eine Weile aufs Land zurückziehen, bis die Wogen sich geglättet hatten, doch letztlich hatte die vornehme Gesellschaft ihm all seine Possen nachsichtig schmunzelnd verziehen.
    Devon hielt Drake eine Zeitung unter die Nase. „Schau dir das an!“
    Mit einer unwirschen Geste schob er das Blatt von sich, auf dem eine Zeichnung eines populären Karikaturisten abgebildet war. „Nicht schon wieder eine Aktzeichnung von Heath. Danke, kein Interesse.“
    Devon grinste frech. „Diesmal geht es nicht um Heath, sondern um dich.“
    Er riss seinem Bruder das Blatt aus der Hand. „Das kann ich nur hoffen. Von mir existieren wenigstens keine obszönen Bilder.“
    „Jedenfalls habe ich keines entdeckt. Und ich würde auf die morgige Ausgabe warten, bevor du ausrastest.“
    „Hast du mich schon einmal ausrasten gesehen?“
    Devon schien einen Moment zu überlegen. „Nicht, dass ich wüsste.“
    „Warum redest du dann solchen Unsinn?“
    „Vielleicht will ich verhindern, dass du deinen ersten Verlust der Selbstbeherrschung auf der Straße erleidest.“
    „Meinen ersten Verlust der Selbstbeherrschung? Bin ich ein Moralapostel, Devon?“
    „Eigentlich nicht. Schon gar nicht, wenn man diesen Artikel liest.“
    Drake überflog die Kolumne mit finsterer Miene; wie gewöhnlich zotiger Klatsch mit einem Körnchen Wahrheit zwischen den Zeilen. Es war eigentlich nicht zu fassen, dass Leute Geld dafür ausgaben, um diesen Schmutz zu lesen. Der Schilderung seiner heißen Liebesnacht mit einer gefeierten Kurtisane folgte die knappe Erwähnung eines Duells im Morgengrauen zwischen zwei Boscastle-Cousins, die um die Gunst der oben erwähnten Halbweltdame buhlten.
    „Zum Teufel“, knurrte Drake kopfschüttelnd. „Wenn Grayson das liest, kriegt er einen Anfall. Seit unser lieber Bruder verheiratet ist, hat er sich zu einem Sittenwächter schlimmster Sorte entwickelt. Vielleicht schenke ich ihm zum Geburtstag eine Kanzel, von der er seine Moralpredigten halten kann.“
    „Aber es stimmt doch, was da steht, nicht wahr?“, fragte Devon und versetzte Drake einen Rippenstoß. „Du hattest ein Rendezvous mit Maribella und hast dich im Morgengrauen duelliert? Ich wollte übrigens dabei sein, hatte aber persönliche Angelegenheiten zu erledigen. Freut mich, dass du noch lebst.“
    „Gabriel und ich haben uns nicht wegen Maribella duelliert, Herrgott noch mal. Erinnerst du dich nicht, was gestern Abend los war? Thornton wurde von Gabriel beim Falschspielen erwischt und hat sich hinterher aus dem Staub gemacht. Du warst doch dabei, aber

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