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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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hatte nicht nur seinen Bruder belogen, sondern auch sich selbst.

11. KAPITEL
    Es war ein unliebsamer Schock für Eloise gewesen, im Morgengrauen Ralph an ihrer Türschwelle vorzufinden, und mit Ausnahme des überraschenden Besuchs von Lord Drake Boscastle, der sie auf völlig andere Weise verwirrt hatte, brachte dieser Tag weitere Unannehmlichkeiten. Hintereinander sprachen drei Gläubiger vor und forderten die Bezahlung von Lord Thorntons offenen Rechnungen. Der Gehilfe seines Schneiders drohte damit, keines der Kleidungsstücke, die Horace für die kommende Saison bestellt hatte, auszuliefern. Gemeinsam mit den anderen Hausangestellten hatte Eloise es zur wahren Meisterschaft gebracht, Ausflüchte für das Verhalten ihres verantwortungslosen Herrn zu erfinden.
    Sich eine glaubwürdige Ausrede auszudenken, um Thalias Verschwinden ihrer künftigen Schwiegermutter zu erklären, war weitaus schwieriger. Eloise, die Lady Heaton schätzte, quälte sich mit Gewissensbissen, sie belügen zu müssen, warum Thalia die Verabredung zum Tee mit ihr und drei älteren Tanten in Piccadilly nicht wahrnehmen könne.
    „Sie fühlt sich doch hoffentlich nicht unpässlich?“, fragte die gütige silbergraue Dame tief besorgt.
    Eloise unterdrückte ein Seufzen. Sie konnte Lady Heaton nicht gestehen, dass sie keine Ahnung hatte, wo Thalia sich herumtrieb oder ob sie sich unpässlich fühlte. „Ich fürchte, sie wurde zu einem Notfall gerufen. Eine Herzattacke.“
    „Ein Familienmitglied?“
    „Ehm … ein Freund der Familie.“ Ein niederträchtiger Schurke, dachte sie bei sich. Eloise missbilligte zwar lautes Fluchen, kannte allerdings eine paar deftige Schimpfwörter, derer sie sich in Krisensituationen bediente, um wenigstens innerlich Dampf abzulassen.
    „Wie fürsorglich von ihr“, murmelte Lady Heaton mitfühlend. „Ich hoffe, es ist nichts Ernstes.“
    Für Thalia würde es allerdings sehr ernst werden, sobald Eloise ihrer habhaft wurde. Und ihre Eskapade würde gewiss unschöne Folgen für Thalias Ruf haben, sollte der Skandal an die Öffentlichkeit gelangen.
    Eloise verbrachte den Tag wie auf glühenden Kohlen. Sie wartete, dass ihr Dienstherr nach Hause kam. Sie wartete auf den Gerichtsvollzieher, der Möbel beschlagnahmen und aus dem Haus schaffen lassen würde. Sie wartete darauf, dass ihr ehemaliger Verlobter erneut auftauchte, um Geld für sein Schweigen von ihr zu verlangen.
    Und während all dieser höchst unangenehmen Sorgen und Nöte wartete sie auf die Rückkehr ihres dunklen, gefährlich gut aussehenden Lord Drake Boscastle, in der Hoffnung, er möge sie aus all ihren Qualen erlösen und in die Märchenwelt der Sünde und Verlockung entführen …
    „Eloise“, würde er sagen, „mein Herz gehörte dir von der ersten Sekunde, als wir auf dem Ball getanzt haben.“
    Und sie würden miteinander lachen, weil sie ihn irrtümlich für einen Wüstling und unverbesserlichen Frauenhelden gehalten hatte. Er würde ihr versichern, dass er in jener Nacht zum ersten Mal ein Bordell betreten hatte, und so erstaunlich es auch klingen mochte, hatte der treue junge Diener recht gehabt. Drake hatte sich keineswegs mit einem Freudenmädchen vergnügt, er war tatsächlich mit offenem Hemd und ohne Halsbinde aus Mrs. Watsons Haus gestürmt, da er einen Boxkampf mit einem Freund ausgetragen hatte. Ehrlich!
    Eloise lachte laut und bitter über ihre albernen Wunschträume und versuchte sich abzulenken, indem sie die Post sortierte. Anschließend beschäftigte sie sich mit einer Handarbeit, während sie bangen Herzens auf ein Klopfen an der Haustür lauschte, bis es Zeit war, zu Bett zu gehen. Doch nichts geschah.
    Nachts klopfte auch niemand an der Tür. Auch am nächsten Tag sprachen keine Besucher vor, und Eloise wartete unruhig bis zum späten Nachmittag.
    Und als ihr endlich klar wurde, dass sie weder gerettet noch des Hauses verwiesen wurde, wenigstens nicht in naher Zukunft, beschloss sie, ein Bad zu nehmen, um ihre Nerven zu beruhigen. Niemand war im Haus. Die Dienstboten hatten sich mit ihrer Erlaubnis den Abend für einen gemeinsamen Theaterbesuch freigenommen. Ein heißes Bad half ihr stets, ihre Gedanken zu sammeln, obgleich sie wusste, dass ihr aus dieser vertrackten Situation alles Nachdenken nicht helfen würde.
    Sie sank ins wohlig heiße Wasser in der Kupferwanne, wusch sich das Haar und seifte sich hingebungsvoll ein. Währenddessen fragte sie sich, wie es passieren konnte, dass sie in diese ausweglose Situation

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