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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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erklärte Drake trocken.
    Devon ordnete sein Dominokostüm. „Ich wollte nur behilflich sein.“
    „Das sehe ich.“ Drake wandte sich mit einem kalten Lächeln ab.
    Devon kam auf die Füße und drückte seiner rothaarigen Freundin einen Abschiedskuss auf die Stirn. „Es war reizend, dich kennenzulernen, und ich hoffe, unsere Bekanntschaft bald vertiefen zu können.“
    Bei Tagesanbruch war Eloise bereits wach und angezogen. Es war ja auch nicht zu erwarten, dass sie nach allem, was zwischen ihr und Lord Drake vorgefallen war, gut geschlafen hätte. Sie konnte nicht aufhören, an ihn zu denken. Und jeder Gedanke an ihn löste ein verräterisches süßes Sehnen in ihr aus. Dabei predigte sie seit Jahren den jungen Mädchen in ihrer Obhut, sich vor solchen Situationen zu hüten. Wie konnte ihr dieser Leichtsinn in ihrem Alter noch passieren?
    Sie hatte sich gerade eine Tasse duftenden Pfefferminztee aufgebrüht und sich damit ins Wohnzimmer begeben, als Freddie hereinstürmte und ihr berichtete, dass ihr verlorenes Schäfchen wieder da sei.
    Eloise sprang auf, war sich keineswegs sicher, ob sie fähig war, ihren Zorn zu beherrschen, wobei sie eigentlich kein Recht hatte, Thalia zurechtzuweisen. Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen, ermahnte sie sich. Aber wie konnte sich das Mädchen so unbedacht an einen berüchtigten Schürzenjäger wegwerfen und sich damit die Liebe und Zuneigung eines aufrechten Mannes verscherzen, der sie vergötterte? Bei aller Empörung über Thalias bodenlosen Leichtsinn, vermochte Eloise sich irgendwie in sie hineinzuversetzen. Und beim Anblick von Drake Boscastle auf der Schwelle wurde sie daran erinnert, wie mühelos es einem Mann gelang, eine Frau ins Verderben zu führen.
    Ihr Herz klopfte schneller, prickelnde Schauer durchrieselten sie beim Anblick seines kühn geschwungenen Profils, seiner hohen Gestalt in einem weiten schwarzen Umhang. Fantasiebilder ihrer Märchenhelden aus Kindertagen stiegen in ihr auf, kühne Ritter in glänzenden Rüstungen, die edle Burgfräulein aus finsteren Verliesen befreiten. Als er sich ihr allerdings zuwandte und sie ansah, wusste sie, dass von diesem Ritter kein strahlendes Licht ausging, sondern dunkle geheimnisvolle Sündhaftigkeit.
    Hatte sie Angst vor der Dunkelheit? Oder fühlte sie sich von Dunkelheit magisch angezogen? Sie wusste nur eins: Es wäre leichter, die Themse mit einem Teelöffel auszuschöpfen, als einen Mann mit seiner Reputation auf den Weg der Rechtschaffenheit zu bringen.
    Auf der ersten Stufe der Treppe flüsterte Thalia ihr zu: „Ich weiß, dass das, was ich getan habe, unverzeihlich ist, und Sie werden es nie verstehen. Aber bitte hassen Sie mich nicht dafür.“
    Eloise stand starr und schweigend da, während das Mädchen die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf eilte. Erst dann nahm sie Notiz von dem jungen Mann, der sich hinter Drake befand. „Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?“, fragte sie verwirrt und kam sich linkisch und unbeholfen vor. Wie konnte sie sich je dafür erkenntlich zeigen, was Drake für sie getan hatte?
    Der junge Mann hinter ihm unterdrückte ein Gähnen. „Für Kaffee ist es zu früh oder zu spät. Ein Schluck Brandy wäre vielleicht angebracht. Übrigens, ich bin Drakes Bruder, Devon Boscastle. Und …“
    „Eloise“, ließ Thalias verdrießliche Stimme sich vom Treppenabsatz vernehmen. „Ich dachte, sie begleiten mich nach oben. Ich muss dringend mit Ihnen sprechen.“
    Eloise hob entschuldigend die Schultern. „Freddie, gib den Herren bitte ein Glas Brandy.“ Und im Gehen sagte sie über die Schulter an Devon gerichtet: „Es hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mylord. Obwohl ich wünschte, es wäre unter angenehmeren Umständen gewesen.“
    Devon schenkte ihr ein Lächeln, das den sprichwörtlichen Charme der Boscastles nur bestätigte. „Ich freue mich darauf“, entgegnete er, ohne auf Drakes finsteren Blick zu achten, „Sie, unter welchen Umständen auch immer, wiederzusehen.“

13. KAPITEL
    Nur wenige Stunden später hatte das Leben für Eloise wieder den Anschein von Normalität angenommen. Lord Thornton war zwar immer noch nicht wieder auf der Bildfläche erschienen, aber wenigstens war ein Brief von ihm eingetroffen. Darin machte er vage Andeutungen, er habe die feste Absicht, seine Finanzen zu regeln, und werde, sobald er einen neuen Wohnsitz genommen hatte, seine Dienstboten nachkommen lassen. Der Brief wurde nicht von einem Postboten gebracht, sondern

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