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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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von einem Gassenjungen abgeliefert, der umgehend wieder das Weite suchte, bevor man ihn fragen konnte, ob er von Seiner Lordschaft persönlich geschickt worden war.
    Immerhin war Eloise erleichtert, dass Lord Thornton seinem Leben wegen seiner Schuldenberge kein Ende gesetzt hatte. Aber seiner Zusage, seine Finanzen zu regeln, begegnete sie mit Argwohn in dem begründeten Verdacht, er würde sich bei nächster Gelegenheit wieder an den Spieltisch setzen. Sie befürchtete, ihn eines Tages im Armenhaus oder im Schuldturm wiederzusehen, falls es je wieder zu einer Begegnung kommen sollte. Ihre vordergründige Besorgnis aber galt seiner Schwester, die sie vor den Traualtar bringen musste. In stummer Übereinkunft sprachen Thalia und sie nie über ihre Eskapade mit Percy Chapman. Es war ein Segen, dass Sir Thomas sich auf dem Lande niederzulassen gedachte, was Eloises Hoffnungen bestärkte, dass er nie erfahren würde, in welch leichtsinniges Abenteuer seine Braut sich kurz vor der Hochzeit gestürzt hatte.
    Später am Nachmittag trank Eloise ihren Tee im Garten und fütterte die Sperlinge mit den letzten Krümeln ihres Toastes. Sie genoss den Frieden, bevor Thalia erwachen und sie wieder mit ihren Ansprüchen belästigen würde. Es gab noch tausend Dinge vor der Hochzeit zu erledigen. Lady Heaton hatte sich in Anbetracht von Lord Thorntons Abwesenheit erboten, ihren Sohn um Unterstützung bei der Auflösung des Haushalts zu ersuchen, sobald er von seiner Reise nach Amsterdam zurückkehrte.
    Im Moment genoss Eloise es, mit geschlossenen Augen auf der Steinbank in der milden Nachmittagssonne zu sitzen und ihren Träumen nachzuhängen. Wenn alles gut ging, würde sie im nächsten Monat bereits in Lady Lyons Dienste treten. Vielleicht könnte sie Lord Drake sogar dazu bewegen, ein gutes Wort für sie einzulegen. Aber sie fragte sich auch, ob sie ruhig und gelassen bleiben könnte, wenn sie sich gemeinsam mit ihm und seiner Schwester in einem Raum aufhielt. Selbstverständlich würde sie sich bemühen, die Form zu wahren. Sie würde mit aller Kraft jeden Gedanken daran verdrängen, dass er sie nackt gesehen und geküsst hatte, bis ihr die Sinne schwanden, dass sie mit ihm himmlische Verzückungen erlebt hatte, die immer noch ihr Blut erhitzten. Solche intimen Episoden waren für ihn gewiss nichts Ungewöhnliches. Am besten wäre es wohl, wenn beide vorgaben, sich gar nicht zu kennen.
    „Da sind Sie ja, Miss Eloise“, meldete sich eine mürrische Männerstimme vom Gartentor her.
    Widerwillig schlug sie die Augen auf. Ein stämmiger älterer Mann in Uniformjacke näherte sich auf dem Kiesweg. Die Sperlinge auf der Sonnenuhr stoben erschrocken auf. Der Störenfried war Lord Thorntons Nachbar, Major John Dugdale, ein Offizier im Ruhestand. Er kam häufig, wenn auch ungebeten, zu Gast.
    Wenigstens nicht Ralph Hawkins oder der aufdringliche Schneidergehilfe, der die Zahlung offener Rechungen verlangte. Major Dugdale war zwar ein ständig nörgelnder, aufgeblasener Wichtigtuer, aber kein Erpresser und Heiratsschwindler.
    Leider auch nicht Drake Boscastle, flüsterte eine enttäuschte Stimme in Eloises Kopf.
    Sie begrüßte ihn mit gezwungener Höflichkeit, verärgert darüber, dass er sie aus ihren heimlichen Träumen von Drake Boscastle störte. „Wie ist Ihr Befinden, Major?“
    Der alte Herr furchte die Stirn. „Ich mache mir Sorgen um Sie, Eloise. Ich weiß, dass Lord Thornton verschwunden ist und Sie und Miss Thalia ohne Schutz zurückgelassen hat.“
    Sie schwieg. Es wäre unschicklich gewesen, schlecht über ihren Dienstherrn zu reden, so unverantwortlich und rücksichtslos der Dummkopf auch sein mochte. „Wir kommen zurecht, Sir.“
    „Wirklich?“ Sie zuckte zusammen, als er mit seinem Stock gegen die Bank schlug. „Ich habe bemerkt, dass ein Mann zu unpassenden Zeiten im Haus ein und aus geht.“
    Sie wich seinem prüfenden Blick aus. Meinte er Ralph? Sie schluckte den bitteren Geschmack im Mund hinunter. Schlich er sich etwa immer noch in der Gegend herum, seit sie ihn aus dem Haus geworfen hatte?
    „Es handelt sich um einen Boscastle“, fuhr er im strengen Ton eines Priesters bei einer Teufelsaustreibung fort.
    Eloise reagierte verdutzt. „Haben die Boscastles etwas getan, was Sie beleidigt?“
    „Ist die Sonne heute Morgen aufgegangen?“
    „Verzeihung, ich verstehe nicht, was Sie damit andeuten wollen.“
    „Eloise, meine Liebe“, erklärte er in väterlicher Herablassung. „Angesichts Ihrer schutzlosen

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