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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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fassen. Und er warnte die Bewohner des Hauses, auf der Hut zu sein, falls der Spitzel wieder auftauchen sollte. Eloise war erleichtert, dass Drake bei der wilden Verfolgungsjagd nichts zugestoßen war. Aber wer war der heimliche Beobachter? Ralph Hawkins war es jedenfalls nicht. Durfte sie hoffen, dass er endgültig verschwunden war?
    „Dem Himmel sei Dank“, rief Mrs. Barnes beglückt aus. „Wir haben einen Helfer in Lord Drake. Einen Beschützer.“
    Sie warf Eloise bedeutungsvolle Blicke zu, die sich einen zweiten Mandelkeks angelte mit einer Unschuldsmiene, als habe sie keine Ahnung, wovon Mrs. Barnes sprach. Die allerdings wusste genau, warum Lord Drake der Miss so viel Aufmerksamkeit schenkte. Unklar war allerdings, wie Eloise mit der Situation umzugehen gedachte. Ihr Herz sehnte sich danach, seinen Antrag anzunehmen. Ihr Verstand aber warnte sie vor den Konsequenzen, falls sie ihre Prinzipien aufgab. Das würde nur Unglück bringen. Sie hatte immer noch die Hoffnung, eines Tages zu heiraten. Aber hatte sie die innere Kraft, diesen Mann abzulehnen?
    Drei Stunden später grübelte sie immer noch über diese Frage, als ein Diener vorsprach und ihr im Beisein von Mrs. Barnes, Thalia und Freddie einen Brief auf noblem Büttenpapier überreichte, zusammen mit einem üppigen Bouquet langstieliger weißer Lilien. Eloise war entzückt über die schönen Blumen und fassungslos, als sie die schimmernde Perlenkette entdeckte, die mit einem weißen Seidenband in den Strauß geflochten war.
    Das Billet war in knappen Worten abgefasst:
    Habe heute die Hälfte aller Blumenstände in London um geworfen.
    Ich gebe Ihnen Zeit zum Nachdenken.
    Lassen Sie mich wissen, wann Sie Ihre Entscheidung getroffen haben.
    Aber entscheiden Sie sich bald. Drake
    „Was schreibt er?“, fragte Freddie und spähte ihr über die Schulter.
    Eloise drückte den Brief an ihr Herz. „Ehm … nichts. Nicht viel. Seine Lordschaft warf auf seiner Verfolgungsjagd ein paar Blumenstände um.“
    Mrs. Barnes räusperte sich. „Hat er auch zufällig einen Juwelierladen umgeworfen?“
    „Perlen von Drake Boscastle“, hauchte Thalia verträumt. „Wie unendlich verrucht. Wissen Sie eigentlich, wie viele Frauen Sie darum beneiden würden? Er muss in Sie vernarrt sein. Oh Eloise, was werden Sie nur tun?“
    Eloise schüttelte den Kopf. „Was sollte ich denn tun?“
    „Legen Sie die Perlen um.“ Ausnahmsweise nicht nur mit sich selbst beschäftigt, hielt Thalia die Kette an Eloises Hals. „Es ist doch nicht verboten, sie mal anzuprobieren, wie?“
    Eloise verkniff sich ein Schmunzeln. Seit ihrem nächtlichen Abenteuer schien eine merkliche Veränderung in Thalia vorgegangen zu sein. Eloise konnte nur hoffen, das Mädchen habe aus dieser unschönen Erfahrung eine Lehre gezogen. Und wie stand es um sie? Nach all ihren Bestrebungen, ein untadeliges Leben zu führen, wusste sie mittlerweile nicht mehr, ob sie überhaupt die richtigen Lehren aus ihren leidvollen Erfahrungen gezogen hatte.
    „Dieser edle Glanz!“, rief Thalia begeistert aus. „Die Perlen sehen wunderschön an Ihrer hellen Haut aus.“
    „Wie unpraktisch“, murmelte Eloise, „vor dem Zubettgehen Perlen anzulegen.“
    Aber nachdem alle Bewohner in ihre Zimmer verschwunden waren, schlich sie sich noch mal in die Diele, um die Kette anzuprobieren. Sie betrachtete sich im halb blinden Garderobenspiegel und fand Gefallen an ihrem Anblick. Wenn sie das Haar hochsteckte und ihr praktisches Baumwollkleid gegen ein modisches Seidenkleid tauschte, sähe sie beinahe vornehm aus. Eine elegante Sünderin. So würde man sie nennen. Und sie fragte sich, ob sie die gesellschaftliche Ächtung verkraften würde.
    „Mätresse oder Schulmeisterin?“, fragte sie halblaut an ihr Spiegelbild gerichtet. „Sittsam oder verrucht? Wie wird Eloise sich entscheiden?“
    „Sie wären eine Närrin, sich einen Gentleman wie Lord Drake durch die Lappen gehen zu lassen“, schalt Mrs. Barnes von der Tür zum Wohnzimmer her.
    Eloise fuhr erschrocken errötend herum. Sie hatte seit Längerem schon den Verdacht, dass Mrs. Barnes sich vor dem Schlafengehen heimlich ein Gläschen von Lord Thorntons Brandy genehmigte. Allerdings hatte sie vollstes Verständnis dafür, da auch sie sich nach einem anstrengenden Tag gelegentlich einen Schluck gönnte.
    „Die Perlen kann ich natürlich nicht annehmen“, sagte sie und nestelte am Verschluss der Kette, der einen eigenen Willen zu haben schien. Er ließ sich nicht öffnen.

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