Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
Vom Netzwerk:
ihm möglicherweise die Augen auskratzen, was er ihr nicht verdenken konnte. Andererseits würde die schöne Kurtisane nicht lange Trübsal blasen. Er wollte ihr reinen Wein einschenken und die Konsequenzen tragen, da er kein Freund beschönigender Ausflüchte war. Seine schonungslose Ehrlichkeit hatte immer wieder Eindruck bei seinen Freunden gemacht. Im Übrigen auch bei seiner Familie.
    Ach du liebe Güte. Die Familie. Es hörte nie auf. Schon wieder näherte sich ein Mitglied der Familie.
    Sein Bruder Devon kam aus der anderen Richtung, rückwärts gehend auf ihn zu und flirtete so heftig mit einer jungen Dame in einer offenen Kutsche, dass er Drake nicht bemerkte, bis er gegen ihn stieß.
    „Oh, Pardon …“ Er drehte sich lächelnd um. „Drake! Welche Überraschung, dich vor einem Bordell anzutreffen. Was hast du vor?“
    Drake richtete den Blick über seine Schulter. „Ich suche einen Mann.“
    „Bei Audrey?“ Devon überlegte eine Weile. „Aus welchem Grund? Oder ist das ein Geheimnis, das ich gar nicht wissen will?“
    „Ein Mann, der mich und Miss Goodwin belauscht hat“, entgegnete Drake schroff.
    „Er hat euch beide bespitzelt?“ Devon machte ein entrüstetes Gesicht. „Wie unverschämt. Ich frage nicht, wobei er euch bespitzelt hat.“
    „Gut. Ich werde es dir auch nicht auf die Nase binden.“ Er versetzte Devon einen Rippenstoß und näherte sich dem Portal der vornehmen Villa. Alle Vorhänge waren zugezogen, um das sündige Treiben hinter den Fenstern zu verbergen. Vielleicht hatte sich der Kerl irgendwie Zutritt verschafft, überlegte Drake. Das schien zwar unwahrscheinlich, war aber immerhin einen Versuch wert.
    Devon war neben Drake getreten, als er den schweren Messingklopfer betätigte. „Und was tun wir, wenn wir ihn finden?“
    „Wir laden ihn zum Tee ein.“ Drake seufzte enerviert. „Was denkst du denn, Devon?“
    „Ich denke, dass du ein launischer Flegel bist.“
    „Ich habe nie behauptet, ein Sonnenschein zu sein.“
    Die Tür wurde geöffnet. Audreys Furcht einflößender Butler, der noch vor Kurzem in Diensten des Prinzregenten in Brighton gestanden hatte, ehe sie ihn abwarb, empfing die Brüder mit blasierter Miene. Drake wusste, dass der Vornehmtuer unter den Schößen seines schwarzen Gehrocks zwei Pistolen trug.
    „Guten Tag, die Herren“, grüßte er mit nasaler Stimme und einer angedeuteten Verneigung. „Bitte kommen Sie herein. Madame ist ausgegangen. Darf ich mich persönlich Ihrer Wünsche annehmen?“
    „Ich bin auf der Suche nach einem Mann“, platzte Drake ohne Umschweife heraus.
    Der Butler zog die Brauen bis zum Haaransatz hoch. „Einen Mann, Mylord?“
    „Das sagte ich bereits.“
    „In diesem Fall empfehle ich Ihnen, Mrs. Rutherfords Herrenclub in Piccadilly aufsuchen. Dort werden auch Sonderwünsche erfüllt.“
    „Ich will den Kerl nicht zum Vergnügen“, entgegnete Drake gereizt. „Ich will ihn töten. Er hat mich beleidigt.“
    „Und Sie vermuten, er könnte sich in unserem Haus aufhalten?“ Die Nasenflügel des Butlers bebten vor Entrüstung. „Beschreiben Sie mir den Übeltäter, Mylord.“
    „Ich habe ihn nur flüchtig gesehen“, erklärte Drake. „Groß, kräftig gebaut. Mit einem frechen Affengesicht.“
    „Ein Affengesicht“, wiederholte der Butler sinnierend. „Diese Beschreibung trifft auf einige Gäste unseres Hauses zu.“
    „Aber hat einer, auf den die Beschreibung passt, in der letzten Stunde hier Einlass begehrt?“, fragte Devon.
    „Ich erkundige mich bei Mrs. Watsons Privatsekretär. Bitte machen Sie es sich unterdessen bequem, meine Herren.“
    „Er hat sich vielleicht durch die Hintertür ins Haus geschlichen“, rief Devon ihm nach.
    „Und hat sich vielleicht auf dem gleichen Weg wieder davongemacht, während wir hier herumstehen und schnattern wie die Schulmädchen“, knurrte Drake und durchquerte mit energischen Schritten die Empfangshalle. „Komm, du Plaudertasche. In den ersten Stock.“
    In einem Salon im oberen Stockwerk befanden sich nur zwei Gäste. Eine berühmte Schauspielerin vom Drury Lane Theater in einem smaragdgrünen Seidenkleid, die mit einem angesehenen Mitglied des Parlaments Champagner trank.
    „Auf in die Schlafgemächer“, befahl Drake. Mittlerweile war so viel Zeit verstrichen, dass der Spitzel längst über alle Berge sein konnte. Wieso hatte Eloise eigentlich versucht, ihn zurückzuhalten? Diese kurze Ablenkung hatte ihn um den Erfolg gebracht.
    Devon stemmte die Hände in die

Weitere Kostenlose Bücher