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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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aufgepasst, wäre er nicht krank geworden.“
    „Vielleicht sollte ich mich darum kümmern, dass der Arzt endlich erscheint“, schlug Drake in seiner Ratlosigkeit vor. „Aber erinnerst du dich, dass Devon als Kind ständig Fieber hatte? Und er hat es überlebt, um uns allen auf die Nerven zu gehen.“
    Grayson hob den Kopf mit der Miene eines Ertrinkenden, dem eine Rettungsleine zugeworfen wurde. „Das habe ich völlig vergessen. Devon und seine ewigen Fieberanfälle. Und Mama fürchtete jedes Mal, dass er stirbt.“
    Drake nahm all seinen Mut zusammen und trat an die Wiege. Der pausbäckige, rotgesichtige Familienerbe bäumte sich schreiend auf, fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Verpackung. „Das arme Wurm kriegt ja kaum Luft und kann sich gar nicht bewegen, so sehr hast du ihn eingewickelt!“, rief er tadelnd.
    „Er schrie wie am Spieß, als ich hereinkam“, verteidigte Grayson sich. „Ich fürchtete, er könnte sich verletzen.“
    „In der Wiege?“, fragte Drake verständnislos. „Wie denn?“
    „Er hätte herausfallen können.“
    „Er kann noch nicht mal sitzen.“
    Grayson legte dem Kleinen vorsichtig die Hand an die Stirn, worauf er sich umso wütender gebärdete. Drake war sich nicht sicher, aber er glaubte einen abgehenden Wind zu hören. „Devon kletterte fast jede Nacht aus seinem Kinderbett.“
    „Bevor er krabbeln konnte?“ Die Vorstellung erschien Drake nicht ganz glaubwürdig.
    „Ich weiß es nicht“, erwiderte Grayson tonlos und ließ sich schwer in einen Stuhl fallen. Er war völlig erschöpft.
    Drake beugte sich über die Wiege und lockerte eine Decke, in die der kleine Rowan gefangen war, dann eine zweite und eine dritte. Endlich befreit, schlug das Baby wild um sich, ließ weitere Winde fahren und hörte plötzlich auf zu schreien. Seine Gesichtsröte verflog, und er schaute mit großen blauen Augen zu Drake auf. Vorsichtig berührte er die Wange des Kindes. „Er fühlt sich nicht heiß an. Ich glaube, er hat Blähungen.“
    „Blähungen?“, wiederholte Grayson skeptisch und sprang auf. „Bist du sicher?“
    „Ich bin mir nicht sicher, aber es hat so geklungen. Aber mir wäre auch unerträglich heiß, wenn man mich in drei Decken einwickeln würde.“
    Grayson hob seinen Sohn in die Arme, lehnte ihn an seine Schulter, als die Tür aufgestoßen wurde und seine Gemahlin Jane, die Marchioness of Sedgecroft, ins Zimmer rauschte. Sie trug ein elegantes Abendkleid aus gelbem Moiré, und ein Diamantcollier zierte ihren schlanken Hals.
    Hinter ihr erschienen ihre Eltern Lord und Lady Belshire, dicht gefolgt vom schottischen Arzt, einer Kräuterfrau, dem Apotheker und der indignierten irischen Kinderfrau. Und alle redeten wild durcheinander.
    Drake war sich noch nie so überflüssig und nutzlos vorgekommen. Ein Säugling hatte Chaos, Verwirrung und Besorgnis ausgelöst. Ein winziges Geschöpf, das vor einem Jahr noch nicht einmal geplant gewesen war, ein Kind leidenschaftlicher Liebe. Die geballte Gefühlsaufwallung um den kleinen Erdenbürger drohte Drake zu ersticken.
    Jane entwand das Kind den Armen seines Vaters. „Was hast du meinem Sohn angetan?“
    „Ich habe ihm das Leben gerettet, Jane“, sagte Grayson, der sich offenbar wie ein Held fühlte, weil er diese lebensbedrohliche Krise gemeistert hatte.
    Die liebende Mutter drückte eine Flut von Küssen auf das kahle Köpfchen des Babys, seine Stirn und die runden Wangen. „Was war denn los mit ihm?“
    Grayson stieß einen tiefen Seufzer aus. „Er hatte eine Magenverstimmung und hohes Fieber.“
    Jane bemerkte erst jetzt Drake, der in der Ecke stand. „Hat Gray etwa nach dir geschickt, weil Rowan krank ist? Was hat er von dir erwartet?“
    „Ich glaube eigentlich nicht, dass Rowan ernsthaft …“ Athena, Janes Mutter, schob ihn unsanft zur Seite, um ihren auf wundersame Weise genesenen Enkel zu herzen und zu kosen. Janes Vater Howard hatte die Flasche Sherry auf der Wickelkommode entdeckt und schaute sich suchend nach einem Glas um.
    Jane entfuhr ein Schreckenslaut. „Hast du ihm etwa Sherry eingeflößt, Grayson?“
    „Nein, der Sherry war für mich“, verteidigte Grayson sich. „Den brauchte ich dringend zur Stärkung meiner zerrütteten Nerven.“
    „Und warum hast du Mrs. O‘Brien aus dem Haus gejagt?“
    „Weil ihre grässlichen Wiegenlieder dem Jungen Angst machen.“
    „Unsinn, die Lieder besänftigen das Baby.“ Jane schüttelte ihren wohl frisierten Kopf in mütterlicher Missbilligung und reichte

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