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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Gottes Namen haben Sie dieses unmögliche Kleid?“
    Eloise stieß den angehaltenen Atem aus und ließ schicksalsergeben den Kopf hängen wie eine zum Tode Verurteilte vor ihrem Henker. „Ich habe nur meine Pflicht getan, Lady Lyons. Und die Herkunft dieses Kleides kann ich nicht wirklich erklären, ich kann nur sagen, dass es mir offenbar nur Unglück bringt.“

19. KAPITEL
    Eloise schleppte sich die schmale Stiege zu ihrem Schlafzimmer hinauf. Das Haus kam ihr unnatürlich still vor, aber sie war froh, keinem der Dienstboten zu begegnen, die nur neugierig gefragt hätten, wie der Abend verlaufen war. Sie war zu erschöpft, um darüber zu sprechen. Und sie war froh, dass Thalia noch nicht zu Hause war. In Begleitung ihres Verlobten und seiner Familie war sie wohlbehütet und beschützt.
    Percy Chapman würde lange genug aus der Stadt verbannt sein, um die Hochzeit nicht noch einmal gefährden zu können. Nach der Trauung würde das jungvermählte Paar London den Rücken kehren und glücklich und zufrieden auf Sir Thomas‘ Landsitz leben. Hoffentlich.
    Die Zukunft lag nun in den Händen von Thalias Ehemann, Gott segne seine ahnungslose Seele. Eloise hatte ihre Pflicht getan.
    Und damit war auch ihr Schicksal besiegelt.
    Nach den peinlichen Vorgängen am Fischteich würde Lady Lyons sie nicht länger als Erzieherin an ihrer Schule in Erwägung ziehen. Eloise hätte sich noch tiefer in Selbstmitleid gesuhlt, hätte Drake sich nicht so heldenhaft als ihr Rächer erwiesen. Sie liebte diesen verwegenen Mann. Falls sie je daran gezweifelt hatte, so wusste sie nach diesem Abend genau, was sie für ihn empfand, als er ihr unerschrocken zu Hilfe geeilt war. Sie wusste natürlich auch, was er als Gegenleistung von ihr forderte.
    Sie betrat ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Wie konnte sie sich einreden, es handle sich lediglich um ein sinnliches Abenteuer? Wie lange würde es dauern, bis er ihr das Herz brach?
    Sie legte den Schal ab, den ihr seine lebenssprühende Schwester im Garten gegeben hatte. Devon, Emma, Chloe und auch Gabriel - alle Boscastles, die sie kennengelernt hatte, sahen gut aus und hatten eine magische Anziehungskraft. Und Eloise fragte sich mit einem wehmütigen Seufzen, ob sie je Drakes Kind unter dem Herzen tragen würde. Der Gedanke wühlte widersprüchliche Gefühle in ihr auf. Sie glaubte an Ehe und Kinder, aber ein Kind als alleinstehende Mutter in die Welt zu setzen und aufzuziehen, erschien ihr fragwürdig. Sie hatte immer gehofft, eines Tages zu heiraten und Kinder zu bekommen …
    Hatte sie die Schranktür offen gelassen? Das war nicht ihre Art. Offene Schranktüren zogen nur lästige Motten an, und Eloise besaß nur ein paar praktische Wollkleider, die sie nicht von Motten zerfressen lassen durfte.
    Sie löste die Haken und Ösen des verhassten, immer noch feuchten Brokatkleides, schlüpfte aus den Ärmeln, trat an den Schrank und holte ein hübsches hellgrünes Nachthemd hervor, das sie sich einmal in einem Anfall von Leichtsinn geleistet hatte.
    Nachdem sie die Schranktür zugemacht und sich umgedreht hatte, sah sie sich ihrem schlimmsten Albtraum gegenüber: Ralph Hawkins, der Mann, der sie betrogen und ihr Leben ruiniert hatte. In seiner Hand blitzte die scharfe Klinge eines Tranchiermessers.
    Auf dem Weg zur Kutsche holte seine Schwester Emma ihn ein. Drake drehte sich um und blickte in ihr fein geschnittenes, erbostes Gesicht. Bruder und Schwester, die in ihrem Wesen und ihrer Lebensanschauung nicht gegensätzlicher hätten sein können. Emma missbilligte eigentlich alles, was Drake tat, und ließ ihn das auch wissen. Er hielt sie für eine grässliche Nervensäge und erduldete ihre ständige Bevormundung nur, weil … nun ja, weil sie seine Schwester war, die er im Grunde genommen von Herzen liebte.
    Seine Miene verfinsterte sich. „Ich habe noch eine Verabredung und will mich nicht verspäten, Emma. Deine Strafpredigt muss leider warten.“
    „Eine Verabredung? Zu dieser späten Stunde?“
    „Für dich ist es längst Schlafenszeit, nicht wahr? Ich wundere mich eigentlich, dass du das Haus nach Einbruch der Dunkelheit noch verlässt. Befürchtest du nicht, dass bereits das Einatmen der gefährlichen Nachtluft deiner Moral schaden könnte?“
    „Steig ein!“, befahl sie streng. „Für einen Abend hast du genug öffentliches Aufsehen erregt.“
    Seufzend folgte er ihr in das schwach erhellte Wageninnere und nahm ihr gegenüber Platz. Sie musterte ihn streng aus ihren

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