Ein Ballnachtstraum
nicht sicher, dass das, was hier geschieht, eine Freude genannt werden kann.“
Chloe warf Eloise ein aufmunterndes Lächeln zu. „Für den Kerl im Fischteich vermutlich nicht.“
Emma hätte wissen müssen, dass unter den Ballbesuchern zu viele Boscastles waren, um einen Skandal zu vermeiden. Wann immer sich zwei von ihnen zur selben Zeit am selben Ort aufhielten, konnte man davon ausgehen, dass sie eine Teufelei ausheckten. In diesem Fall erhielten Drake und Devon auch noch die Unterstützung ihres Schwagers Dominic, mit dem, wenn es darauf ankam, nicht gut Kirschen essen war.
Die Situation wäre weniger unangenehm, wäre Emma allein gewesen. Aber der Earl of Heydon und seine dünkelhafte Gemahlin hatten darauf bestanden, einen Spaziergang durch den Garten zu machen. Wäre Emma nicht so dringend auf finanzielle Unterstützung für ihre Schule angewiesen, wäre sie nicht annähernd so aufgebracht gewesen. Sie konnte nur beten, dass ihre potenziellen Wohltäter zu kurzsichtig waren, um zu erkennen, dass ihre beiden rüpelhaften Brüder und ihr Schwager im Begriff waren, einen Mann im Fischteich zu ertränken.
Die Lage wurde auch nicht gerade besser dadurch, dass ihre Schwester Chloe die Zurschaustellung rüder Gewalt mit unverhohlener Genugtuung verfolgte. Oder dass es sich bei der durchnässten, zerzausten Person neben ihr um die junge Erzieherin handelte, die Emma als Lehrerin an ihrer Privatschule in den Dienst zu nehmen beabsichtigte.
Eine Privatschule, der vermutlich ein vorzeitiges Ende beschieden war, wenn Lady Heydon, die sich nur selten in London aufhielt, begriff, um welch skandalöse Sippe es sich bei der Boscastle-Familie handelte.
„Grundgütiger“, sagte die grauhaarige Countess in ihrer näselnden Art und spähte über Emmas Schulter. „Mir scheint, da drüben tummeln sich vier junge Männer im Fischteich. Was treiben die bloß?“
„Frag besser nicht, meine Liebe“, entgegnete der Earl mit blitzenden Augen im Gedenken an die wilden Streiche seiner eigenen Jugend.
Emma räusperte sich. „Und wie ich bereits betonte, wähle ich jede Erzieherin persönlich aus aufgrund eingehender Gespräche und schriftlicher Referenzen. Unser Tanzlehrer, nur um ein Beispiel zu nennen, war einige Jahre am französischen Hof verpflichtet…“
„Du lieber Himmel!“, rief der Earl voller Entzücken. „Wie mir scheint, spielen die jungen Herren Äpfel versenken. Was für ein Spaß! Ich würde zu gerne mitmachen.“
Die Countess spitzte missbilligend die Lippen. „Das ist der Kopf eines Mannes, Henry. Kein Apfel.“
„Der Kopf eines Mannes“, jubelte der Earl. „Das macht ja noch viel mehr Spaß.“
Emma kniff schaudernd die Augen zu bei Percys Anblick, der mit aufgerissenem Mund nach Luft schnappte wie ein Karpfen. Und daneben ihre beiden Brüder, knietief im Wasser stehend. Wie in aller Welt war Miss Goodwin in diese Situation geraten?
„Ein … g…ganzes Jahr?“, gurgelte Percy.
„Ein Jahr oder der sichere Tod“, bestätigte Dominic mit einem herzlosen Grinsen.
„Tod in einem Fischteich?“ Devon schüttelte den Kopf. „Wie würdelos.“
Emma öffnete die Augen und murmelte tonlos: „Ja, weiß Gott! Denkt denn hier niemand an die Würde.“
Sie sah Eloise unverwandt an, die hilflos schlotternd vor ihr stand und schuldbewusst auf den Boden schaute. „Miss Goodwin“, erklärte sie tadelnd. „Ich hätte nicht erwartet, Sie in einer solchen Situation vorzufinden.“
Eloise erwiderte tapfer Emmas strengen Blick. „Ich kann verstehen, wenn Sie nie wieder etwas mit mir zu tun haben wollen. Sie wollen mir gewiss mitteilen, ich soll mich nie wieder bei Ihnen sehen lassen, aber das verbietet Ihnen vermutlich Ihre Höflichkeit.“
Emma furchte die Stirn. „Das klingt zwar etwas dramatisch, Miss Goodwin, ist aber nicht weit entfernt von meinen Überlegungen, mit dem Unterschied, dass ich eher dazu neige, meinem Bruder Drake zu verbieten, mir je wieder unter die Augen zu treten. Geschweige denn, Menschen in Fischteichen zu ertränken.“ Sie schnaubte verächtlich. „Ist das etwa Percy Chapman?“
„Ja“, antwortete Chloe und legte ihre Hand beschützend auf Eloises Arm. „Ich kenne zwar nicht den vollständigen Hergang der Geschichte, könnte mir aber vorstellen, er verdient es, ertränkt zu werden.“
„Aber doch nicht auf einem Ball vor allen Gästen!“, entgegnete Emma vorwurfsvoll. „Warum, Miss Goodwin, warum nur? Wie konnten Sie in diese Situation geraten? Und woher in
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