Ein Band aus Wasser
Petra ebenfalls, wie er gehört hatte. Sie beide, die mächtigsten Hexen der Treize – abgesehen von Melita natürlich – rangen auf einmal um ihre Kraft. Jemand hatte während des Ritus Energie von ihnen abgezogen, das war die einzige logische Schlussfolgerung. Jemand hatte den Ritus dazu benutzt, um mehr magische Kraft zu bekommen, und diese magische Kraft musste irgendwoher kommen.
Sie war von ihm und Petra gekommen und … Axelle hatte sie sich genommen.
Daedalus lächelte Axelle herablassend an und achtete darauf, seine Gedanken vor ihr zu verschließen. » Kann ich irgendetwas für dich tun?« Er setzte sich ihr gegenüber und stellte sein Wasser auf einen silbernen Untersetzer. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um ihr mitzuteilen, was er wusste. Er würde warten und einen Weg finden, es ihr heimzuzahlen.
» Ja«, antwortete sie, während sie ihre langen Beine übereinanderschlug und ihre rot lackierten Zehennägel auf seiner Couchlehne ablegte. Sicherlich aus Berechnung, um ihn ebenfalls zu ärgern. » Lass uns Melita heimholen.«
Kapitel 16
Thais
Jetzt, da ich den Weg kannte, war es nicht leichter, zu Mama Loup’s zurückzukehren. Obwohl es helllichter Tag war, schien die Nachbarschaft sogar noch bedrohlicher, das Licht um das Haus herum trüber, die Luft schwerer. Ich parkte das Mietauto so nah wie möglich, belegte es mit Schutzzaubern und versuchte, mutig und unantastbar auszusehen, während ich an Leuten vorbeilief, die auf ihren Veranden saßen, bellenden Hunden, die an Maschendrahtzäunen angebunden waren, und Kindern, die auf zu kleinen Fahrrädern an mir vorbeirasten.
Ich trat durch das rostige Eisentor und lief wie ein alter Profi seitlich am Haus vorbei. Die Gasse war kaum einen halben Meter breit. Wilder Wein rankte sich über den dünnen Bambuszaun. Dieses Haus stand, wie unseres und wie so viele in New Orleans, auf backsteinernen Pfeilern. Ich konnte die feuchte Erde darunter riechen und hatte kein Bedürfnis, herauszufinden, was sich sonst noch dort verbarg.
Über der kaputten Fliegentür baumelte die altbekannte nackte Glühbirne. Und wieder stand die dahinterliegende Holztür offen. Ich zog an dem Gitter und trat in den dunklen Innenraum. Nach dem hellen Tageslicht wirkten die Gegenstände orange und die Konturen verschwommen, wenn man blinzelte. Ich stand ganz still und wünschte, meine Augen würden sich schneller an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnen.
Heute waren noch andere Leute in dem Laden. Dieselbe Dame, die mich beim letzten Mal bedient hatte und die ich für Mama Loup hielt. Ernst sprach sie auf eine andere Frau ein, die dünn und erschöpft aussah. Ein pummeliges Baby saß auf ihrer Hüfte und klammerte sich mit kleinen nassen Fäustchen an ihrem T-Shirt fest.
Ich lief zu der Theke hinüber. Ich wollte die beiden nicht unterbrechen und hoffte, Carmela würde mich sehen und zu mir kommen. Alte Metallregale unterteilten den Raum in kurze Korridore, und ich begann, staubige Glasflaschen mit handgeschriebenen Aufklebern zu betrachten und Plastiktüten, die mit Blumendraht verschlossen waren und an denen man mit schwarzen Kordeln Gebrauchsanweisungen befestigt hatte. In einer Tüte befand sich etwas, das aussah wie getrocknete Eidechsen. Ich versuchte, nicht das Gesicht zu verziehen.
» Das wird ihn dir garantiert zurückbringen«, hörte ich Mama Loup murmeln. » Wenn du das Perlainpain auf alles schmierst, was er trägt, wird er nicht anders können, als wieder zu dir zurückzukommen.«
Ein Liebeszauber. Ich hatte Clio und Petra so verstanden, dass es ziemlich peinlich und erniedrigend war, so tief zu sinken. Mir fiel ein, wie Luc in meinem Zimmer bei Axelle böse geworden war und gesagt hatte: » Ich könnte dich dazu bringen, mich zu lieben.« Luc.
Ich hasste ihn nicht. Ich war immer noch böse, ja wütend über das, was er getan hatte. Doch ich schien keinen Hass aufbringen zu können. Wenn ich jetzt sah, wie verändert er aussah – sein natürliches Selbstvertrauen, das fast an Arroganz grenzte, war zusammen mit seinem hübschen Gesicht wie ausgelöscht. Er schien demütig. Das kann ja nur gut sein, dachte ich mit einem Anflug von Gemeinheit und drehte mich um, als ich hörte, wie jemand durch den Bambusperlenvorhang trat, der vor einer dunklen Türöffnung hing.
Ich wusste, dass es Carmela war, und wieder schien sie ihre ganz persönliche Gewitterwolke mit sich herumzutragen, die sie unkenntlich werden ließ, schwerer auszumachen.
» Du bist
Weitere Kostenlose Bücher