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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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rauben. Einem Hexer«, brachte ich heraus. Das hatte ich ihr alles schon gesagt. » Er hat meinen Vater mit Magie umgebracht. Ich kann ihn nicht töten, aber ich kann ihm seine Kräfte nehmen, was schlimmer wäre. Wenn du mir hilfst.«
    » Wieso kannst du ihn nicht töten?« Seltsamerweise hinterließen ihre Worte kein Echo in dem kahlen Raum. Sie purzelten ihr von den Lippen wie Steine, die in ein stilles Gewässer fielen, ohne es zu kräuseln.
    Weil er unsterblich ist?
    » Er ist ein Mörder«, sagte ich. » Ich nicht. Und wenn ich ihm seine magischen Kräfte stehle, wäre das schlimmer für ihn.«
    » Das wäre es für jede Hexe«, erwiderte Carmela nachdenklich.
    » Ja.« Auch für mich?, fragte ich mich.
    » Hast du irgendeine Ahnung, wie es ist, einer Hexe oder einem Hexer seine Kraft zu nehmen?«
    Nein. » Ich denke, es wäre ziemlich schlimm, aber es würde ihn nicht umbringen.«
    » Ich demonstriere es dir mal an etwas Kleinerem«, sagte sie, während sie die weiten Ärmel ihres Kaftans zurückstreifte. Wie Mama Loup trug sie eine lange Robe mit afrikanischem Aufdruck und einen dazu passenden Turban. » Und dann kannst du dich entscheiden.«
    » Okay.« Das klang nicht allzu schlimm. Es sei denn … » Du meinst doch nicht … also, kein Tier, oder?«
    Carmela hielt in der Bewegung inne und drehte sich zu mir. » Würde dir das etwas ausmachen, Thais? Ein Tier steht doch ganz gewiss unter einem menschlichen Wesen?«
    » Tiere sind … unschuldig«, sagte ich, während sich die Anspannung wie ein Draht um meine Wirbelsäule wandte. » Menschen nicht.«
    Sie sah mich bedächtig an. » Aber manche Menschen doch bestimmt schon?« Es klang wie eine rhetorische Frage.
    Ich dachte an Clio, wie sie mit meinem Todfeind hinter meinem Rücken studierte. Ich dachte an Luc, der mich betrogen hatte. Petra, die Clio siebzehn Jahre lang angelogen hatte. Es war untrennbar mit den Menschen verbunden, dachte ich traurig. Sie logen, betrogen und verletzten die, die sie liebten. » Nein«, antwortete ich. » Niemand.«
    Sie lachte und entblößte ihre kleinen weißen Zähne. » So jung und schon so zynisch. So unglaublich jung.«
    » Ich bin eher so der realistische Typ«, sagte ich.
    » Also dann kein Tier«, meinte Carmela in einem Ton, der zu sagen schien, dass sie sowieso nie die Absicht gehabt hatte, eines zu benutzen. Sie griff unter den Tisch und holte eine Topfpflanze hervor, eine wunderschöne Orchidee mit langem Stiel. Total enttäuschend.
    Ich blinzelte. Eine Pflanze in einem Topf, die ihre Wurzeln noch nicht mal in der Erde hatte. Über welche Kraft konnte sie verfügen?
    » Komm.« Carmela ging an dem kleinen Tisch vorbei zu einem silbernen Kreis, der auf dem Boden aufgemalt war. Überall um den Kreis herum prangten kleine Runen und andere Symbole, die ich nicht kannte. Es war seltsam. Sobald ich den Kreis betrat, war es, als träte ich in ein … nun, Unwetter war zu dramatisch. Auch Tornado traf es nicht. Aber in eine Art schwachen Strudel, der ausschließlich in diesem kleinen Kreis in diesem engen Hinterzimmer in diesem Haus in New Orleans existierte. Ich konnte es definitiv fühlen, es war, als befände sich ein Ventilator unter dem Boden, der an meinem Rock zerrte. Sehr seltsam.
    » Setz dich«, sagte Carmela und deutete auf den Boden. Sie ließ sich mir gegenüber nieder und stellte eine Pflanze zwischen uns. » Alles hat eine Kraft«, fuhr sie fort, » eine magische Kraft. Und eine Lebenskraft. Sie überschneiden sich und in einigen Fällen decken sie sich vollkommen, ergeben eine untrennbare Einheit. Wenn du also jemandem die Lebenskraft nimmst, nimmst du ihm auch seine magische Kraft. Doch manchmal kannst du jemandem seine Macht nehmen, aber nicht seine Lebenskraft. Das kann man mit Menschen machen. Mit Tieren. Und mit einigen Pflanzen.«
    » Okay«, sagte ich und fühlte, wie meine Handflächen auf meinen Knien zu schwitzen anfingen.
    » Nun …«
    Der erste Teil des Zaubers war mir insofern vertraut, als wir uns wie für eine Meditation zentrierten. Dann verfiel Carmela in eine Art Singsang, den ich schon bei den anderen gehört hatte. Ohne Vorwarnung wurde ich in den Zauber hineingesogen, regungslos in den Bann gezogen von dem, was da vor mir geschah. Ich konnte nur dasitzen und zuschauen.
    Mit Carmelas Zauber war es, als würde man Schwarzlicht auf ein Schwarzlicht-Poster richten, und die bislang unsichtbaren Farben würden aufleuchten und alles anders aussehen lassen. In einem Moment hatte ich noch

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