Ein Band aus Wasser
erschreckte ihn, wie verändert Petra wirkte.
Sie lächelte säuerlich und trat einen Schritt zurück, um ihn hereinzulassen. » Du, das versichere ich dir.«
Luc seufzte und folgte ihr in die Küche. » Ja, ich weiß.«
» Setz dich«, sagte Petra. » Eistee?«
» Hast du vielleicht einen Wein?« Er warf einen Blick nach draußen – es war ungefähr zwei Uhr. Er war mit Wein groß geworden, hatte ihn zu jeder Mahlzeit außer dem Frühstück getrunken, und es war ihm immer zivilisiert vorgekommen.
Petra holte eine Flasche Rotwein hervor und schenkte ihnen zwei Gläser ein. Normalerweise trank sie tagsüber nicht. Luc sah ihr zu und fragte sich, was wohl los war.
Sie ließ sich ihm gegenüber nieder. Schweigend prosteten sich die beiden zu. Petra neigte den Kopf und betrachtete forschend sein Gesicht, das von dem harten, schräg durch das Fenster einfallenden Sonnenlicht erhellt wurde.
» Es ist schon ein bisschen besser«, sagte sie.
» Ein bisschen.«
» Wir sind auf der richtigen Spur«, fügte sie hinzu. » Ich werde noch einen weiteren Heilzauber an dir anwenden, der die ganze Sache etwas beschleunigen wird.«
» Ist es wirklich sinnvoll, dass du das tust?«
Petra begegnete seinem Blick. » Der Ritus scheint mir meine Stärke genommen zu haben«, gab sie ruhig zu. » Aber Magie ist wie ein Muskel. Wenn du ihn nicht benutzt, verkümmert er.«
» Was ist während des Ritus mit dir passiert?«
» Ich weiß es nicht. Es sind viele Dinge passiert, ohne dass ich etwas davon mitbekommen hätte. Ich war so auf Marcel konzentriert …«
Luc nickte. » Den verlorenen Jungen.«
Petras klare blaugraue Augen sahen ihn an. » Hattest du je mit einem der Mädchen Sex?«
Fast hätte Luc den Wein über den Tisch gespuckt. Er hustete ein paarmal und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. » Was? Nein! Du weißt, dass ich das nicht getan habe.«
Petra sah ihn einfach nur an.
» Petra, du hast mich das schon mal gefragt und ich habe dir alles erzählt. Mit keiner von beiden ging es so weit.« Die Erinnerung an Thais stieg in ihm auf, wie sie in seinen Armen gelegen, wie er sie leidenschaftlich geküsst und überall berührt hatte. Er verdrängte das Bild aus seinen Gedanken und fühlte den vertrauten stechenden Schmerz in seinem Herz, einen Schmerz, der nicht nachgelassen hatte. Er versuchte, nicht allzu offensichtlich nach Atem zu ringen und keine Regung auf seinem Gesicht zu zeigen.
» Welche von ihnen liebst du?«
Er runzelte die Stirn. » Was soll das denn jetzt? Schau, wenn du keine Lust hast, daran zu arbeiten« – er deutete auf sein Gesicht – » dann ist das okay. Kein Problem. Ich weiß es zu schätzen, was du bis jetzt für mich getan hast. Aber was um Himmels willen ist denn los?«
Petra seufzte und lehnte sich in dem Küchenstuhl zurück. » Ich weiß es nicht.« Sie schüttelte den Kopf und legte sich eine Hand an die Wange. » Ich weiß es einfach nicht. Ich spüre seltsame Dinge …«
Luc wartete besorgt. Petra war sonst immer so ruhig und zentriert. Jetzt hingegen wirkte sie irgendwie verwirrt, nicht im Gleichgewicht.
Endlich sah sie ihm wieder in die Augen. » Ich weiß es nicht«, wiederholte sie. » Um mich herum scheinen … Verschwörungen in der Luft zu liegen.« Sie machte eine anmutige Handbewegung. » Ich habe das Gefühl, als würden sich Dinge entwickeln, Pläne und Vorhaben. Es ist, als würden sie um mich herum immer dichter werden. Doch ich kann sie nicht sehen, kann nicht sagen, was sie beinhalten oder von wem sie stammen.«
Sei jetzt ganz vorsichtig, Luc. » Pläne und Vorhaben? Was denn zum Beispiel?« Er fühlte den nervösen Druck in seiner Brust und versuchte, sich zu entspannen.
» Ich weiß es nicht.«
» Und was hat das nun alles mit mir und den Zwillingen zu tun?« Spuck’s schon aus.
Petra sagte nichts, sondern blickte auf ihre Hände, die auf dem frisch geschrubbten Holztisch ruhten. Sie nahm noch einen Schluck Wein. Luc wartete und fragte sich, was nun noch für eine Bombe platzen könnte.
» Beim ersten Ritus war Cerise schwanger«, sagte Petra langsam. » Wenn jemand versuchte, den Ritus etwas genauer nachzuahmen und nur aufgrund eigener Absichten daran interessiert wäre, dass er funktionierte, dann könnte dieser Jemand davon ausgehen, dass ein Mitglied der Treize schwanger sein muss. Und nur die Zwillinge sind in der Lage, schwanger zu werden.«
» Ach, komm schon!«, spottete Luc. » Das ist doch verrückt. Wer würde denn an so etwas
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