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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Dunker
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Seelöwen, ihre geschmeidigen Bewegungen, das Auf und Ab ihrer Körper, dieses Auf und Ab wollte ich auch, und ich konnte es nicht erwarten, ich schlang meine Arme um Martin, kaum dass wir in dem kleinen Dienstraum des Aquariumgeländes verschwunden waren und die Tür hinter uns zugefallen war. Es roch nach vergammeltem Fisch und scharfen Putzmitteln, ein Besen und ein Schrubber standen in der Ecke, ein Wasserschlauch, ein langer, niedriger Arbeitstisch, darüber ein winziges, quadratisches Fenster mit schmutzigen Scheiben.
    »Sag mal, was ist mit dir los?«
    Ich hatte den Reißverschluss seines Overalls heruntergezogen, drückte mein Gesicht an seine Brust.
    »Willst du heute Abend zu mir kommen? Ich backe uns eine Pizza, ich kann das, ich … «
    »Nicht erst heute Abend!«
    »Was?«
    »Ich will jetzt! Heute Abend ist es vielleicht zu spät! Jetzt oder nie, Martin, jetzt oder nie!« Ich trommelte mit meinen Fäusten sanft gegen seinen Brustkorb, ich legte meine Lippen an seinen Hals und fuhr mit der Zunge von seinem Kehlkopf bis zu seinem Bauchnabel hinunter und weiter.
    »Wow. Du haust mich heute echt um.«
    »Hauptsache, mich haut nichts um.«
    »Im Moment machst du mir nicht den Eindruck … «
    »Du hast keine Ahnung.« Ich ließ von ihm ab, setzte mich auf den Arbeitstisch.
    Er sah mich irritiert an. Dann sagte er: »Ich kenn ein gutes Plätzchen, da steht ein Sofa, es ist gemütlich und um diese Zeit ist garantiert keiner da. Wollen wir da hin?«
    »Zuerst will ich wissen, ob du mich magst, ob ich dir was bedeute.«
    »Ja, sicher. Glaubst du, ich knutsch mit jeder rum?« »Du weißt, dass ich vorher einen Freund hatte.«
    »Ja und? Ich hatte vor dir schon vier Freundinnen und mit denen hab ich nicht nur rumgeknutscht. Für den Fall der Fälle hab ich immer Gummis dabei. Ich meine, man muss sich ja schützen.«
    »Natürlich.« Ich grinste schief, wusste nicht, ob ich lachen, schreien oder weinen sollte. »Ist doch klar. Wo steht denn dein gemütliches Sofa?«
    Er ergriff meine Hand, zog mich aus dem Dienstraum, lief mit mir einige hundert Meter geduckt wie ein Einbrecher durch das Tierparkgelände, sah sich um, ob keiner von seinen Kollegen uns beobachtete, und blieb schließlich vor einem Bauwagen stehen. Das neue Affenhaus war fast fertig gestellt, jetzt fehlten nur noch einige letzte Arbeiten, die die Baufirma in der nächsten Woche erledigen wollte. Martin hatte einen Schlüssel zum Bauwagen.
    »Hab als Kind immer schon Schlüssel geklaut und gesammelt, wollte mal Meisterdetektiv werden wie Kalle Blomquist. Ich hab solche Geschichten verschlungen, wahrscheinlich kommt daher meine Sammelleidenschaft für Schlüssel.«
    »Jetzt weißt du, wozu’s gut ist.« Ich konnte wieder lächeln, das Laufen, das Versteckspielen und Geheimnisvoll-Tun hatte mir gut getan.
    Wir betraten den Bauwagen. Martin zog die Gardine vor das kleine Fenster und sah mich an. Ja, das Plätzchen war gemütlich. Ideal für ein Stündchen zu zweit: romantisch, spaßig, schön! Noch einmal verließ mich der Mut, als meine Jeans von den Hüften auf die Fußgelenke rutschte. Noch einmal dachte ich an Patrick, aber ich konnte ihn mit Rabeas Beschimpfung »so ein gemeines Schwein!« aus meinen Gedanken vertreiben. Ich konnte meine Ängste ausblenden, konnte mich gehen lassen, auf einem durchgesessenen, mit Brandlöchern versehenen alten Sofa in einem Bauwagen. Ich konnte lieben. Ich war nicht verklemmt, ich empfand Lust.
    »Was machst du, wenn ich von Patrick schwanger bin?«, fragte ich Martin im letzten Moment, bevor wir begannen, uns zu berühren.
    Ich dachte, es wäre fair, so könnte er noch einen Rückzieher machen, was sollte er mit einem Mädchen, das seinen Ex indirekt noch mit sich herumschleppte?
    »Was soll ich schon machen?«, flüsterte er und seine Nasenspitze berührte dabei meine. »Ich mach dir jedenfalls keins. Was du vorher gemacht hast, geht mich nichts an.«
    »Liebst du mich?«
    »Ich glaub schon. Im Moment jedenfalls will ich dich lieben.«
    Das war es auch, was ich wollte!

Fliegen
    16. August / 29. September
    Im August, als ich mit meinen Eltern für eine Woche nach Portugal »geflüchtet« war, hatte ich es erlebt. Wir hatten den ganzen Urlaub über eine Gruppe Gleitschirmflieger beobachtet, die sich aus sechshundert Metern Höhe vom Abhang eines Berges abstießen und durch die Luft segelten.
    Ich war begeistert, aber gleichzeitig sicher, dass ich mich selbst nie trauen würde, mit voller Kraft auf einen Abgrund

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