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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Dunker
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nichts! Ich hab gar nicht gemerkt, dass du gekommen bist! Ist es denn schon so spät? Ach, Gott sei Dank, erst zehn vor zwölf. Was machst du denn schon hier? Hast du keine Schule? Ist was passiert?«
    »Nee, ist nichts passiert.«
    »Linda, verschaff dir endlich Gewissheit!« Rabea trat auf mich zu, nahm mich in die Arme. »Ich weiß doch, wie das ist! Dieses elende Warten macht einen verrückt! Ich hab dir aus der Apotheke einen Test besorgt, er steckt in meiner Tasche. Los, mach ihn, sofort!«
    »Jetzt noch nicht! Heute Abend!«
    »Worauf willst du denn warten? Du hast doch selbst gesagt: Montag ist der letzte Tag! «
    »Aber der Montag ist noch nicht vorbei. Du bist doch bis um fünf hier. Um fünf mache ich ihn, okay?«
    »Das Aufschieben bringt überhaupt nichts!«
    »Um vier! Um drei! Okay? Um drei! Ich muss mich erst darauf vorbereiten. Hast du dann Zeit für mich?«
    »Ja, okay.« Rabea nickte matt.
    Ich nahm meine Schultasche, wollte ein bisschen herumlaufen.
    »Die meisten Frauen wissen es intuitiv, ob sie schwanger sind oder nicht«, sagte sie noch. »Ich habe es auch geahnt, ich hätte den Test gar nicht zu machen brauchen, ich kannte das Ergebnis sowieso. Was hast du denn für ein Gefühl?«
    »Ich hab kein Gefühl!«, rief ich kläglich.
    »Das glaub ich nicht!« Rabea konnte ein Lachen nicht unterdrücken und ich musste selbst lachen, ich lachte, obwohl mir die Tränen dabei nur so übers Gesicht liefen.
    »Ich hab keine Lust auf saure Gurken, also kann ich überhaupt nicht schwanger sein!«
    Gemeinsam lachten wir an diesem Montag, an dem ich erfahren würde, ob die Katastrophe eintrat oder nicht.

Aufschub
    29. September, 12 Uhr 15
    Also, fragte ich mich, wie kann ich schwanger sein, wenn ich keine Lust auf saure Gurken, dafür aber auf Sex habe? Den brauchten Schwangere ja wohl nicht mehr! Schwangere, die sollten sich lieber schonen, die sollten brav ihre Saure-Gurken- Zeit durchmachen, die sollten mal schön ohne mich versauern, die sollten mal ihre bescheuerten Beckenübungen in der Geburtsvorbereitung machen! Ich jedenfalls hatte nicht vor, in eine saure Gurke zu beißen!
    »Jetzt? Linda, ich muss erst die Seelöwen füttern. Die sind auf halb eins eingespielt, die warten. Und die Leute, die zuschauen wollen, auch.«
    »Dann lass sie warten!« Ich schlang meine Arme um ihn. »Bitte, Martin, ich brauch dich jetzt, ich muss mit dir zusammen sein.«
    »Komm mit mir zu den Seelöwen, du wirst sehen, es ist lustig und dauert nicht lange. Anschließend nehm ich mir ein bisschen Zeit, okay?«
    »Ich warte schon den ganzen Tag.«
    »Auf mich?«
    »Auch. Ich warte auf so vieles, ich warte schon lange darauf, dass ich mich endlich traue, das zu tun, was ich möchte, und dass ich das Thema Patrick endlich abhaken kann!«
    Einen Schritt in diese Richtung hatte ich ja schon getan, ich hatte mich Rabea anvertraut, und ich merkte, wie sehr mir das lange Telefongespräch mit ihr geholfen hatte. Sie jedenfalls hatte mich nicht verklemmt gefunden, ihn dagegen hatte sie ein Schwein genannt.
    »Hat er dich wieder verfolgt? Ist er etwa hier?«
    Martin sah sich um, die Fäuste geballt, die sonnenbraunen, von der Arbeit schwitzigen, schwieligen und rissigen Fäuste, er hob sie kampfbereit und stellte seinen Gummistiefel auf den Eimer mit den Fischen, er war vielleicht nicht so schlau und cool wie Patrick, aber für mich war er der stärkste, heldenhafteste, erotischste, männlichste Beschützer weit und breit.
    Ich verschlang ihn mit den Augen, ich himmelte ihn an, ich zog ihn in Gedanken aus, als er wenige Meter vor mir im Becken der Seelöwen stand, mit den Gummistiefeln im Wasser, die Hosenbeine nass gespritzt vom wilden Toben der Tiere um ihn herum. Ich beobachtete seine Rückenmuskulatur, wenn er den Arm hob, um den Seelöwen die Fische zuzuwerfen, ich sah das Strahlen in den Augen der Besucher, die die Vorstellung mit Klatschen belohnten, und bildete mir ein, dass sie nicht nur wegen der Tiere klatschten, sondern auch seinetwegen, wegen dieses tollen Kerls.
    Es war ein gutes Gefühl, seine Freundin zu sein, Martin war schon lange im Zoo angestellt, er hatte Schlüssel zu allen möglichen Tierhäusern, er kannte sich mit fast allen Tierarten aus. Die jungen Mädchen, die uns zuschauten, platzten bestimmt vor Neid!
    Da stand ich und schaukelte meine positiven Gefühle höher und höher, ich liebte mit den Augen, dem Herzen und dem Verstand, alles war überirdisch schön, die glänzenden, schwarzen Leiber der

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