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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Dunker
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erst mal im Waschraum ein und begutachtete mich zum wohl hundertsten Mal. Ich sah fraulich aus, ja, aber ich war ja schließlich auch eine Frau. Und meine Brüste, die waren schon immer recht gut ausgebildet gewesen …
    Ich zog mich wieder an, beugte mich über die Kloschüssel, verabschiedete mich von meinem Frühstück und heulte, bis ich jemanden in die Umkleide kommen hörte.
    Hastig wusch ich mir das Gesicht mit kaltem Wasser und schloss die Tür auf. Es war Melanie. Na klar.
    »Und?«, fragte sie sofort.
    »Was, und?«
    »Was ist mit dir?«
    »Wieso? Ich bin vielleicht ein bisschen krank.«
    »Krank? Vielleicht ein bisschen schwanger?«
    »Quatsch!«, schrie ich. »Wie kommst du denn auf so ’n Scheiß!«
    Sie tat gleichgültig. »Patrick hat mir erzählt, dass ihr nicht verhütet habt.«
    »Na super!« Mehr brachte ich nicht hervor, mehr brauchte ich auch glücklicherweise nicht zu sagen, denn eine Gruppe von Mädchen kam aufgeregt hereingestürmt. Hanna hatte Ramona einen Basketball ins Gesicht geschossen. Versehentlich, behauptete Hanna. Absichtlich, kreischte Ramona.
    Unser Gespräch war zu Ende. Ich packte meine Sachen, Melanie sah mir dabei zu.
    »Linda, wenn du mit mir reden willst … « Sie legte ihre Hand auf meinen Arm. »Ich dachte, wir sind wieder Freundinnen.«
    »Sind wir doch auch. Ich frag mich nur, über welche intimen Dinge du dich sonst noch so mit meinem Ex unterhältst!«
    »Glaubst du, ich wollte das wissen?«, zischte sie mir leise zu. »Patrick hat es von sich aus rausposaunt, er hat behauptet, er würde nie Gummis benutzen, weil das nicht gefühlsecht sei und er den Nervenkitzel brauche. Tim und Till waren auch dabei, die haben’s auch gehört!«
    »Vielleicht noch die ganze Straße?« Ich hatte vor Wut Tränen in den Augen, aber zum Glück achtete niemand auf mich, denn Ramona und Hanna stritten immer heftiger und zogen damit die Aufmerksamkeit der ganzen Klasse auf sich. Die Sportlehrerin hatte alle Hände voll zu tun, die beiden auseinander zu bringen und zu beruhigen, und daher nichts dagegen, mich früher gehen zu lassen. Sie fragte bloß, ob Melanie mich begleiten solle, weil ich doch so schlecht aussehe. Ich lehnte ab, obwohl ich Melanie schon eifrig nicken sah.
    »Warum redest du denn nicht mit mir?«, quengelte sie. »Weil du mir zu viel mit ihm redest.«
    »Du bist ja immer weg! Genau wie Sonja! Wen hab ich denn noch? Nur die blöden Jungs! Ihr beiden habt euch ja voll abgesetzt! Ich wette, du gehst jetzt gar nicht nach Hause! Gehst du zu deiner neuen Freundin? Zu der aus der Kreuzstraße?«
    »Nein«, sagte ich, »ich gehe in den Zoo.«
    »Das glaubst du doch wohl selbst nicht!«
    Trotz meines Unglücks musste ich lächeln. Melanie mochte im Hinblick auf meine Person über die abwegigsten Dinge spekulieren und sich mehr Gedanken über mein Intimleben machen als ich selbst, aber wenn es um die nahe liegenden Alltäglichkeiten ging, tappte sie völlig im Dunkeln.
    Es war 11 Uhr, als ich im Bauernhaus ankam. Mein erster Gang führte mich zur Toilette: nichts.
    Seltsamerweise blieb ich diesmal ruhiger. Ich gestand mir ein, dass ich es auch nicht erwartet hatte. Ich musste mich mit dem Gedanken arrangieren, dass ich wirklich schwanger sein könnte.
    Diesen Gedanken zu Ende zu denken war erst mal ein Schock. Ich lehnte mich gegen die Klotür. Plötzlich hatte ich Zahnschmerzen. Den Frischer-Atem-Kaugummi, den ich mir vorhin in den Mund gesteckt hatte, mochte ich auch nicht mehr. Ich trank einen Schluck Wasser aus dem Kran und ging nach draußen.
    Rabea war dabei, Antonellas Stall auszumisten, sie bemerkte mich nicht gleich, nur die Eselin nahm meine Anwesenheit natürlich wahr, sie drehte den Kopf in meine Richtung.
    »Heute kannst du nicht raus, Antonella. Ich kann auch nicht immer machen, was ich will, warum solltest du das dann können, hm?«
    Antonella warf den Kopf herum.
    »Ja, ja«, redete Rabea weiter, »die böse Stelle an deinem Bein ist immer noch nicht besser, was machen wir denn da?«
    Eine ganze Weile stand ich so und beobachtete die Frau und die Eselin, die Harmonie, die zwischen ihnen herrschte. Wenn Rabeas brauner Pferdezopf vor der Nase des Tieres auf und ab wippte, zog es seine Nüstern kraus, und wenn sich ihre Hand auf seinem großen, grauen Bauch befand, bewegte sie sich bei jedem Atemzug des Tieres auf und ab.
    Ich legte meine Hand auf meinen Bauch, richtete all meine Sinne nach innen. War da was?
    »Hhhh! Hast du mich erschreckt! Stehst da rum und sagst

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