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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Dunker
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»Morgen«, sagte sie, »morgen gehe ich mit dir zum Gynäkologen. Und dann werden wir weitersehen. Vielleicht hast du dich ja auch vertan, vielleicht war das Testergebnis falsch und du bist gar nicht schwanger … « Ihrer Stimme war anzuhören, dass sie ihren Worten selbst nicht glaubte, sich nur an einen Strohhalm klammerte, vielleicht um noch ein paar Stündchen schlafen zu können.
    »Kann sein«, antwortete ich.
    »Dann schlaf jetzt. Wir werden schon eine Lösung finden. Du wirst sehen, morgen früh sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.«
    Ich nickte, ging in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir.
    Noch um halb vier hörte ich meine Eltern miteinander flüstern, aber ich konnte die Worte nicht verstehen und irgendwann übermannte mich dann gnädigerweise doch der Schlaf.

Wartezimmer
    30. September
    Wir hatten keinen Termin und das Wartezimmer war voll. Die Luft war stickig und die Frauen blätterten genervt in den Zeitschriften. Wegen eines Notfalls sei heute der Zeitplan des Arztes durcheinander geraten, erklärte die Sprechstundenhilfe und schlug uns vor, noch ein Stündchen in die Stadt zu gehen.
    Es war natürlich kein Bummel wie sonst. Wir überquerten nur die Straße, tranken im Stehcaf gegenüber einen wässrigen Kakao und sahen uns an, ohne etwas zu sagen.
    Die fehlende Nachtruhe und die Aufregung hatten Spuren auf dem Gesicht meiner Mutter hinterlassen. Heute ging sie nicht mehr als meine ältere Schwester durch, für die sie von charmanten Herren gern gehalten wurde. Heute war sie ganz die werdende Oma.
    Der Kakao bekam mir nicht, außerdem musste ich dringend zur Toilette, da ich zu allem Übel seit dem Morgen an Durchfall litt. »Das ist nur die Aufregung«, sagte meine Mutter lakonisch, »später wirst du wahrscheinlich oft Verstopfung haben.«
    »Das sind ja schöne Aussichten!«
    Sie lächelte ein bisschen. »Tja, da kommt noch einiges auf dich zu, bis es endlich so weit ist. Aber mach dir nichts daraus, das haben bisher noch alle Frauen ausgehalten.«
    »Mama«, sagte ich. »Ich will das Kind nicht.«
    Sie drehte den Kopf weg, schwieg einen Moment, bevor sie sagte: »Darüber reden wir in Ruhe, wenn wir definitiv Bescheid wissen.«
    »Ich weiß jetzt schon Bescheid. Komm, lass uns wieder rübergehen, die haben hier kein Klo.«
    Also wieder ins Wartezimmer. Meine Mutter nahm sich eine Illustrierte, blätterte lustlos darin herum. Mir war überhaupt nicht nach Lesen. Ich betrachtete die an einer Pinnwand gesammelten Babyfotos, die dankbare junge Mütter dem Arzt geschickt hatten. Wie viele dutzend Kinder er schon auf die Welt geholt hatte! Wie zerknittert und angestrengt sie alle aussahen! Und was für bescheuerte Namen sie hatten! Ein Elternpaar hatte sein unschuldiges Ding doch tatsächlich Milka genannt, außerdem gab es eine Delphine, einen Marcus-Aurelius und gleich zwei Patricks.
    »Na, schaust du dir die Babys an?«, flüsterte mir meine Mutter ins Ohr, schlug die Illustrierte zu und legte ihre Hand auf meine Schulter.
    »Ich hab mir nur überlegt, wie ich mein Kind bestimmt nicht nennen würde.«
    »Wie würdest du’s denn nennen?«
    »Gar nicht!«
    »Ich mein ja nur.«
    »Jedenfalls nicht so, dass die anderen Kinder es auslachen! Ich würde aber auch nicht so einen kitschigen Spruch unter das Foto schreiben wie: Ein neuer Stern ist für uns geboren. Meine Güte, man kann’s auch übertreiben!«
    Meine Mutter seufzte und legte liebevoll den Arm um meine Schultern. »Die Leute freuen sich eben. Für uns warst du doch auch unser Augenstern. Bist du heute noch.«
    Wir sahen uns an. Sie war an mich herangerutscht, ihr Gesicht war nah an meinem, sie lächelte.
    Ich dachte, was ich doch für ein ungeheures Glück mit meinen Eltern hatte. Sie hatten sich gestern Abend zwar auch sehr aufgeregt: getobt, geschimpft, geweint. Doch nach dem ersten Schock hatten sie keinen Zweifel daran gelassen, dass sie hinter mir und meiner Entscheidung stehen würden, egal wie die ausfiele.
    Ich legte meine Stirn an ihre. »Ach, Mama.«
    »Ach, Baby«, sagte sie.
    Dann wurden wir aufgerufen.

Begriffe
    30. September
    »Der Embryo ist jetzt knapp zwei Zentimeter groß. Sein Körper zeigt bereits Ansätze für Arme und Beine, für Augen und Ohren. Die Entwicklung von Rückgrat, Gehirn und Nervensystem hat begonnen. Das kleine Herz Ihres Kindes schlägt schon.«
    Der Arzt lächelte mich an, als wäre er selbst Schöpfer dieses Ungeborenen. Wahrscheinlich sah er sich im Geiste schon stolz ein weiteres

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