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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Dunker
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inmitten all dieser Menschen zu sein, im angenehm warmen Wasser zu baden und das Gewicht des eigenen Körpers nicht zu spüren. Obwohl ich nicht wirklich abschalten konnte und das Thema auch jetzt wieder unser Gespräch bestimmte, hatte ich doch das Gefühl, die bedrückende Schwere meines Problems verschwinde etwas. »Absaugen geht ziemlich schnell. Eine Narkose, zwei Stunden warten, dann ist’s überstanden.«
    »Das meine ich nicht, Linda. Mir geht es darum, dass man letztendlich nicht weiß, wie man nachher psychisch damit klarkommt. Es gibt bestimmt tausende von Frauen, die sich nach einem Abbruch einfach nur erleichtert und befreit fühlen. Doch die ein oder andere wird vielleicht jedes Mal, wenn sie ein Kind sieht, an ihres denken, das sie selbst nicht gewollt hat. Mir wäre es bestimmt so gegangen. Meine größte Angst war von Anfang an, es eines Tages zu bereuen –«
    »Also hast du auch überlegt, oder?«
    »Ein bisschen. Viel Zeit hatte ich ja nicht.« Sie schwamm wieder los.
    Ich setzte meine Schwimmbrille auf, die ich die ganze Zeit nutzlos an ihrem Gummiband ums Handgelenk gewickelt hatte, nahm einen tiefen Atemzug und tauchte hinab bis auf den Grund des Beckens. Von hier unten waren die Beine der Schwimmenden zu sehen, lautlos und staksig vollführten sie ihre Bewegungen über mir, still war es hier unten, still und blau.
    Das Kind war jetzt mit mir hier unten, umgeben von meinem Fruchtwasser wie ich vom städtischen Badewasser, es würde mit mir sterben, wenn ich nicht mehr auftauchte. Womit übrigens alle Probleme gelöst wären. Ein oder zwei Minuten länger hier unten, und der Drang, Luft zu holen, würde so schmerzhaft und stark werden, dass ich den Mund öffnen und ertrinken würde. Wer würde uns vermissen, uns beide? Eine ganze Menge Leute, erinnerte ich mich. Dann stieß ich mich vom Boden ab und schoss nach oben, riss den Mund auf.
    »Alles klar?«, fragte Rabea irritiert.
    »Ich hab mal einen anderen Blickwinkel eingenommen«, sagte ich und streifte die Brille wieder ab.
    »Das ist immer gut. Und? Was hat es dir gebracht?«
    »Nichts.« Ich lachte atemlos.
    »Gar nichts?« Sie streckte den Arm nach mir aus und kitzelte mich. »Na dann … dann lass uns doch am besten gleich zu den Massagedüsen gehen, drüben im warmen Becken, das ist herrlich, wie eine große Badewanne … und heute werde ich es besonders genießen, weil ich nicht auf Anna aufpassen muss!«
    Rabea kletterte aus dem Becken und lief voraus. Ich hinterher. Es war schön, so ausgelassen über die Fliesen durch die Badelandschaft zu rennen und sich wie ein Kind vom Rand ins kleine Becken gleiten zu lassen.
    »Vermisst du Anna jetzt nicht?«
    Rabea lachte. »Erwischt, was?«, sagte sie. »Weißt du, auch jetzt noch denke ich manchmal darüber nach, wie mein Leben ohne Anna verlaufen wäre. Und wenn es mir gerade mal wieder gar nicht gut geht, wenn mich der Sklavenjob im Zoo annervt – du musst bedenken, es ist ein Unterschied, ob man dort ein paar Mal nachmittags auftaucht, um sein Taschengeld aufzubessern, oder ob man davon leben muss –, wenn ich mich mal wieder mit jemandem gestritten und es wieder nicht geschafft habe, regelmäßig zur Uni zu gehen und Prüfungen zu machen, wenn Björn mal wieder am Wochenende keine Zeit für Anna hat, obwohl es doch abgesprochen war, dann, dann denke ich auch: Hätte ich doch mal lieber … ! «
    »Aber dann bist du wieder froh, wenn du Anna siehst und…«
    »Klar! Das ist es ja. Ich lieb meine Anna!« Rabea hielt sich die Nase zu, tauchte unter und strich ihre langen Haare zurück.
    Ich schwieg, sah den Leuten zu und sah sie doch nicht.
    Meine Freundin war sich möglicherweise immer noch nicht hundertprozentig sicher, ob sie damals die richtige Entscheidung getroffen hatte. Wie konnte ich es da sein? Jetzt? Demnächst, wenn ich mit dem Gynäkologen einen Termin für den Abbruch vereinbaren musste? Wie sollte ich diese Frage beantworten?
    Das Grübeln hörte nie auf.
    Wenn ich in der Schule saß und so tat, als sei alles wie immer und meine einzige Sorge sei das Ergebnis der letzten Mathearbeit. Wenn ich malte und bemerkte, dass meine traumhaften Dschungelbilder sich allmählich in alptraumhafte Unterweltsbilder verwandelten. Wenn ich im Bett lag und nicht einschlafen konnte. Wenn ich nachts erwachte und mich Nervosität, Herzrasen und Heißhunger aus dem Bett und zum Kühlschrank trieben und ich dann nach einer Fressattacke ins Bad stürzte, um zu sehen, ob ich schon dick und rund

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