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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Dunker
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selbst und fühlte mich stark genug, Patrick zu vergessen, die Schwangerschaft abzubrechen, neu anzufangen, zu leben.
    Da sah ich zwei junge Frauen mit Babys auf dem Arm das Bauernhaus betreten. Es waren offensichtlich Freundinnen, vielleicht zwei, die sich erst auf der Entbindungsstation kennen gelernt hatten, sie redeten und lachten miteinander, sie gingen an mir vorbei, und weil ich sie so anstarrte, grüßten sie, und als ich ihnen immer noch nachblickte, drehten sie sich um und winkten, bevor sie aus meinem Blickfeld verschwanden.
    Einen Moment war ich mir nicht sicher, ob sie wirklich da gewesen waren oder ob ich sie mir nur eingebildet hatte. Vielleicht waren sie mein schlechtes Gewissen gegenüber dem Kind, das zwar da war, aber nicht dableiben sollte. Ich wollte Martin fragen, ob er die beiden Frauen auch gesehen habe, aber dann kam ich mir blöd vor. Außerdem hatte ich ihm gesagt, dass ich eine Entscheidung getroffen hätte, und wenn man das einmal getan hat, sollte man auch dabei bleiben.

Sicher?
    30. September – 5. Oktober
    »Du bist dir also sicher, dass du das Kind nicht bekommen willst?«, fragte Martin, als wir uns am Abend in seinem kleinen Appartement trafen, das sich im ausgebauten Dachgeschoss seines Elternhauses befand.
    Statt eine Antwort zu geben, begann ich über meine Zeit mit Patrick zu erzählen.
    Ich begann beim Italienurlaub mit meinen Eltern und endete mit seinen Nachstellungen an Rabeas Geburtstag. Bestimmt zwei Stunden redete ich und Martin hörte zu, während wir in seiner engen Kochnische standen und Spaghetti mit TomatenBasilikum-Soße kochten. Als ich schließlich erschöpft, aber erleichtert am Ende meiner Erzählung angelangt war, waren die Nudeln viel zu weich und ausgefranst und der Großteil der Soße verkocht. Trotzdem schmeckte die Pasta gut. Wir aßen sie schweigend und mit großem Hunger, dicht an dicht auf einem Stuhl sitzend, den dampfenden Topf vor uns auf dem Tisch.
    Mit vollen Mägen legten wir uns dann rücklings auf sein Bett, hörten leise Musik und streichelten uns ein bisschen. Wir versuchten gar nicht erst, so zu tun, als wäre die Leichtigkeit vom Vortag noch da. Wir begannen ganz neu.
    Erst zum Abschied, als ich schon vor seiner Tür stand, fragte er mich noch einmal, ob ich mir sicher sei, dass ich das Kind nicht wolle.
    »Ja«, antwortete ich, »ich denke schon. Meine Beziehung zu Patrick ist vorbei.«
    »Das weiß ich. Aber du willst das Kind doch nicht nur deshalb abtreiben, weil wir beide jetzt zusammen sind, oder? Das möchte ich nämlich nicht. Genauso wenig wie ich mich verpflichtet fühlen möchte, es an Patricks Stelle aufzuziehen, sollst du dich verpflichtet fühlen, es meinetwegen wegzumachen.«
    »Das tue ich doch nicht!«, sagte ich schnell und schüttelte den Kopf. »Ich habe einfach keine Verbindung zu diesem Kind. Es ist störend, es ist unerwünscht, ich will es nicht, ich kann es mir auch nicht vorstellen, es hat für mich kein Gesicht, und wenn, dann höchstens das von Patrick.«
    »Okay. Ich wollte dir nur sagen, dass unsere Beziehung davon unabhängig ist. Ich bleibe mit dir zusammen, auch wenn du es bekommst, und ich trenne mich vielleicht eines Tages von dir, auch wenn du es nicht bekommst.«
    Ich wurde rot. »Danke, dass du das so ehrlich sagst«, würgte ich hervor und merkte im gleichen Augenblick, wie sehr ich Martin liebte. So sehr, dass ich plötzlich inständig hoffte, er würde sich auf keinen Fall eines Tages von mir trennen.
    Dann gab ich ihm noch einen Kuss, lief aus dem Haus und stieg in den Linienbus, der fast direkt auf der Höhe seiner Haustür hielt. Erst im Bus, in dem ich ein Mädchen aus der Schule traf, das mich sofort ansprach, erst dort, während ich versuchte, mit einer Hirnhälfte höflich den belanglosen Neuigkeiten der Mitschülerin zuzuhören und mit der anderen über meine Probleme nachzudenken, fragte ich mich, ob es wirklich stimmte, dass ich gar keine Verbindung zu dem gesichtslosen Embryo in meinem Bauch hatte. Er würde ja nicht nur Patrick ähneln, sondern auch mir. Meine Mitschülerin redete und redete. Ich betrachtete die Spiegelung meines Gesichts in der Scheibe. War ich mir sicher?
    »Und du bist dir ganz sicher, dass du dich nicht für das Baby entscheiden kannst?«, fragte mein Vater leise und strich mit seinem Handrücken zärtlich über meine Wange.
    Ich hatte ihn von seiner Arbeit abgeholt und wir hatten noch einen Spaziergang zum Raubtierhaus gemacht. Dort, in dem schönsten und größten

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