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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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würde, schien es ihm nicht viel auszumachen, alleine auszusteigen, als das Taxi vor seinem Gebäude hielt. „Ich rufe dich morgen an.“ Er schnappte seine Tasche und gab mir einen feuchten Kuss auf die Wange. Dann kletterte er vom Rücksitz.
    Ich fühlte mich wie neu geboren, als das Taxi die Second Avenue Richtung East Village fuhr. Hier ist alles möglich, dachte ich, als wir in die zehnte Straße einbogen und am
Theatre for the New City
vorbeifuhren, in dem ich einen meiner schönsten Momente als Fefu in
Fefu and Her Friends
erlebt hatte.
    Wir waren hier schließlich verdammt noch mal in New York City.
    Nachdem ich meinen Koffer die drei Stockwerke hinaufgezerrt hatte, mit Hilfe von David aus 3 B, steckte ich meinen Schlüssel ins Schloss. Ich konnte es kaum noch erwarten, Justin alles über das abgefahrene Wochenende mit den Neuenglän
dährn
, wie sie sich selbst nannten, zu erzählen.
    Doch als ich durch die Tür kam, war es in der Wohnung ungewöhnlich ruhig. Kein Radio dudelte im Hintergrund. Keine verwüstete Küche, weil Justin mal wieder ein neues kulinarisches Highlight ausprobiert hatte. Kein Justin, wie ich mit großer Enttäuschung feststellen musste.
    Nur ich, drei Sofas, vier Fernseher, sechs Lampen, ein Hängestuhl …
    Und die Azalee.
    Ich seufzte, zog meinen Koffer in die Mitte des Wohnzimmers und fand auf dem Couchtisch eine Nachricht in Justins hübscher Handschrift.
    Willkommen zu Hause, Angie! Bin in Florida, um Lauren zu überraschen. Komme nächste Woche zurück. Vergiss nicht, Bernadette zu gießen!
    Bernadette musste die Azalee sein. Offenbar hatte unser netter kleiner Busch inzwischen einen Namen bekommen.
    Ich zerknüllte den Zettel, zielte auf den Papierkorb in der Küche und traf ihn nicht, was meine Enttäuschung nur noch vergrößerte. Musste schon toll sein, wenn man wie Justin einfach mal nach Florida fliegen konnte, weil man Lust dazu hatte.
    Musste sogar noch toller sein, wie Lauren einen Mann zu haben, der eben mal so nach Florida flog, um sie zu besuchen.
    Nun ja, dachte ich, schnappte mir die Gießkanne und ging in die Küche, um sie mit Wasser zu füllen. Wenigstens hatte ich ja noch die gute alte Bernadette.
    Und Grace, überlegte ich, als ich die Azalee goss.
    Ich machte es mir auf Sofa Nummer drei bequem, das so langsam mein Lieblingssofa wurde, vermutlich, weil es am nächsten bei all den wichtigen technologischen Errungenschaften stand. Wie zum Beispiel der Fernbedienung. Und dem Telefon. Ich nahm den Hörer ab und wollte gerade Grace anrufen, als mir einfiel, dass ich zuerst meine Mutter über meine Rückkehr informieren musste (bevor sie anfing, alle Krankenhäuser auf der Suche nach einem Absturzopfer anzurufen).
    „Angela!“ schrie sie erleichtert. „Gott sei Dank bist du wieder sicher zu Hause.“
    Ich lächelte. Es war gut zu wissen, dass wenigstens
irgendjemand
meine Ängste verstehen konnte.
    „Ja, ich bin zu Hause.“
    „Und wie war es?“ Nun, da sie festgestellt hatte, dass ich körperlich in Ordnung war, wollte sie natürlich mehr über meine emotionale Verfassung erfahren.
    „Es war … ganz gut“, sagte ich. „Kirks Familie ist … ist nett.“ Ich konnte nichts anderes sagen. Durfte nicht zulassen, dass sie mich zwang, aus diesem Wochenende mit seiner Familie irgendwelche Schlüsse über Kirk zu ziehen. Dazu war ich noch nicht bereit. Ich war mir noch nicht einmal sicher, ob ich das überhaupt musste. Schließlich war ich ja nicht verlobt, oder?
    „Haben sie dir genug zu essen gegeben?“ fragte sie jetzt.
    „Ja!“
Nun, zumindest hatten sie sich bemüht, nicht wahr? Sie konnten ja nicht wissen, dass ich es nicht mochte, wenn mein Steak noch
Muh
zu mir sagte. Und das Büffet vom Partyservice bei der Taufe war gut gewesen … wenn man den Geschmack von Aluminiumtabletts mochte.
    „Wie geht’s Nonnie?“ fragte ich.
    „Gut. Wenn ich sie überhaupt mal zu sehen bekomme. Hab ich dir erzählt, dass Artie Matarrazzo sie heute Abend zum Labor-Day-Tanz mit in den Seniorenclub auf der Avenue U nimmt? Kannst du dir das vorstellen? Deine Großmutter ist nicht mal Mitglied!“ verkündete sie, als ob sie sich über die Tatsache aufregte, dass Nonnie keinen Jahresbeitrag bezahlte und trotzdem die Vorteile genießen durfte.
    Als sie dann erzählte, dass Joey und Miranda mit den Kindern übers Wochenende nach Long Island gefahren und Sonny und Vanessa zu Besuch bei Vanessas Eltern waren, hatte ich das Gefühl, dass es in Wirklichkeit um ihre Einsamkeit

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