Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
hatte –, zog er mich auf sich und drang tief in mich ein.
Vielleicht lag es am fehlenden Kondom, aber dieses Mal fühlte sich alles ganz anders an. Gefährlich. Als ob ich wirklich wieder sechzehn wäre, wobei es in meiner Highschool keine Tribüne gab. Und auch kein Football-Feld. Wir hatten Brücken, Tunnel und sogar Schlafzimmer, wenn unsere Eltern nicht in der Stadt waren. Nur, dass meine Eltern niemals wegfuhren. Aber Vincents Eltern. Vincent, dachte ich, und schloss meine Augen, als sein Anblick meinen ganzen Gedanken erfüllte. Mein Gott, würde ich mich jemals wieder so sehr verlieben? Aber ich war doch so verliebt, oder etwa nicht?
Scheiß auf die Liebe, dachte ich, schloss die Augen und stellte mir vor, dass ich ein Cheerleader wäre, die den Captain des Football-Teams verführte.
Doch Kirk war ganz offensichtlich in einem anderen Film, so, wie er zu mir heraufschaute. Es war irgendwie … zärtlich. Ich bewegte mich schneller, schloss die Augen, suchte nach etwas, wusste aber nicht, nach was. Das Gesicht von Vincent blitzte wieder auf, schien mir zu sagen, wie sehr er mich geliebt hatte, aber ich glaubte es nicht länger. Dann sah ich ein anderes Gesicht, einen dunkelhaarigen Mann, der mir irgendwie bekannt vorkam, aber ich wusste nicht recht, woher …
O mein Gott! Es war dieser sexy Salsatänzer, den ich mir jetzt unter mir vorstellte! Und diese Vorstellung war sehr … erregend. Ich öffnete die Augen, und sah sie wieder, die Liebe, die in Kirks Augen leuchtete. Wieder kniff ich sie zusammen, und plötzlich hatte ich ein lebhaftes Bild von Umberto vor mir, Tanzpartner Nummer zwei, der jetzt noch besser aussah, als in der Nacht … Mannomannomann …
Ich weiß nicht, ob ich enttäuscht oder erleichtert war, als Kirk mich plötzlich hochhob und über sich balancierte, während er sich zur Seite drehte und über den Boden ergoss.
Dann zog er mich wieder fest an sich. „Gott, das war wunderbar.
Du
bist wunderbar.“ Er küsste mich auf den Mund und die Augenbrauen und streichelte meinen Rücken.
Ich hätte gerne dasselbe gesagt, aber ich war mir nicht wirklich sicher, mit wem ich gerade geschlafen hatte.
Oder, wenn wir schon dabei sind, wer ich überhaupt war.
Wir fuhren einen anderen Weg zurück, traten gemächlich in die Pedalen, wie in einem Traum in Zeitlupe. Ich nickte stoisch zu all den Kommentaren, die Kirk über irgendwelche für ihn interessanten Dinge machte. Und wunderte mich über die plötzliche Leere, die ich in mir spürte. Dann hielt Kirk vor einem großen dreigeschossigen Haus an. Ich blieb neben ihm stehen und fragte mich, was es wohl mit Kirks Vergangenheit zu tun hatte.
Er betrachtete das Haus mit seinem ordentlichen Rasen und der großen Veranda mit den Blumenkübeln. „Das ist das Haus, in dem ich eines Tages gerne leben möchte.“
Jetzt spürte ich etwas. Nämlich Furcht. Und das aus gutem Grund. Kirk warf mir schon wieder diesen Blick zu. „Du weißt schon, wenn ich sesshaft werde – mit der richtigen Frau.“ So wie er mich betrachtete, war klar, dass
ich
die richtige Frau war. Und das war es doch, worauf ich die ganze Zeit gewartet hatte, nicht wahr? Warum wäre ich dann am liebsten wieder aufs Fahrrad gesprungen, um den ganzen Weg nach New York City zurückzuradeln?
„Hm, willst du wirklich so nah bei deinen Eltern wohnen?“
„Wieso nicht?“ fragte er mit einem strahlenden Lächeln. Dann blickte er wieder ernst. „Außerdem werden sie auch nicht jünger. Vielleicht brauchen sie mich in ihrer Nähe.“
Jetzt war ich richtig verängstigt, stellte mir vor, wie ich einer zahnlosen Mrs. Stevens mit Nährstoffen angereichertes Hackfleisch fütterte, während sie trotz ihres schlechten Zustands noch immer in der Lage war, sich über den richtigen Umgang mit Finanzen und … Schwiegertöchtern auszulassen.
„Aber was ist mit deinen Geschäftsplänen? Ist New York nicht der beste Ort, um neue Kontakte zu knüpfen?“
„Ich spreche von später. Wenn ich einen festen Kundenstamm habe. Bis dahin bist du bestimmt auch mit
Rise and Shine
fertig. Und vielleicht willst du dann lieber mit deinen eigenen Kindern trainieren?“ Er sah mich jetzt fast ein wenig schüchtern an.
Ich schluckte schwer, um die aufkommende Panik zu unterdrücken.
Ich liebe ihn nicht genug
, flüsterte eine dämonische Stimme in mir und schickte Eiseskälte in meine Glieder. Liebe ich ihn genug? fragte ich mich. Genug, um mein geliebtes New York City zu verlassen? Genug, um meine Träume
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