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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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anblickte, sah ich, dass es sehr wohl schlimm war. Niemals hatten diese sonnigen grünen Augen so traurig gewirkt.
    „Komm, setz dich.“ Ich zog ihn zur Couch. „Erzähl mir alles.“
    Wir setzten uns. Im Schneidersitz betrachtete ich sein Profil, während er blicklos auf den leeren Fernsehschirm starrte.
    „Da gibt es nichts zu erzählen. Ich meine, wir hatten uns nie versprochen, niemand anderes zu treffen … ich dachte nur …“ Er atmete schwer aus. „Ich dachte nur, dass sie es nicht wollte. Ich schätze, ich dachte, unsere Beziehung wäre … ernsthafter, verstehst du?“
    Ich fragte mich kurz, wie ernst sie wirklich sein konnte, nachdem Laura die meiste Zeit zwölfhundert Meilen entfernt von ihm lebte. Doch ich wollte Justins Traurigkeit nicht untergraben und schwieg.
    „Ich Idiot. Ich dachte, jemandem zu sagen, dass man ihn liebt, würde reichen.“
    Das sollte es auch. Mit einem Mal fühlte sich mein Herz ziemlich schwer in der Brust an. War Liebe nicht der Grund dafür, dass wir verrückte Dinge taten – wie zum Beispiel Azaleen bestellen, die wir gar nicht wollten, oder teure, Furcht erregende Flüge buchen? Nur um demjenigen, dem wir unser Herz geschenkt hatten, noch näher zu sein? Andererseits: Warum mussten wir so verdammt hart daran arbeiten, einander näher zu kommen?
    Ich seufzte. „Justin, weißt du, diese Entfernungsbeziehungen sind einfach … schwierig.“
    „Klar.“ Er starrte in die Leere. Dann blickte er mich an. „Hey, wie war denn das Wochenende mit Kirks Leuten?“
    Dieses Mal war ich es, die wegsah. „Es war … es war schön.“
    „Was ist passiert? Du hast sie gehasst. Sie haben dir rohe Steaks vorgesetzt und schreckliche Geschichten von Kirk erzählt, der als Kind immer die Kleider von seiner Schwester anziehen wollte?“
    „Nein“, entgegnete ich und hätte beinahe gelacht, weil er zumindest mit dem Steak Recht hatte. „Ich hasse sie nicht …“ Und ich
mochte
sie genauso wenig. Aber ich ging davon aus, dass ich mit ihnen leben könnte … wenn es unbedingt notwendig war. Schluck. Gott sei Dank lebten sie fünf Stunden von uns entfernt. „Ich bin mir nicht sicher, dass sie mich mögen.“
    Justin kniff die Augen zusammen. „Natürlich mögen sie dich. Jeder mag dich, Angie. Du bist klug und witzig. Und verdammt hübsch“, fügte er hinzu und verwuschelte mir freundschaftlich das Haar. „Hey, hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du wie Marisa Tomei aussiehst?“ Er lächelte mich an, als ob das unser ganz eigener, privater Witz wäre.
    Ich biss mir auf die Lippen und sah in seine intelligenten Augen, die alles zu sehen schienen, in sein schönes Gesicht, das nicht nur Ferngespräche, sondern überhaupt alles verkaufen konnte, sah diese starken Hände, die so elegant auf der Gitarre spielen und so geschickt mit einer Kamera umgehen konnten. Er war in der Lage, alles zu erreichen, was er wollte.
    „Justin, jetzt, wo Lauren von der Bildfläche verschwunden ist, solltest du dich vielleicht wieder um dein eigenes Leben kümmern. Herausfinden, was du als Nächstes tun willst, und dann darauf hinarbeiten. Du bist so glücklich, wenn du deine Kamera in der Hand hältst. Oder deine Gitarre. Ich meine, vielleicht solltest du endlich bei der
Open-Mike-
Nacht auf die Bühne gehen, wie du es schon so lange vorhast.“ Obwohl ich eigentlich der Meinung war, dass Justin bessere Chancen beim Film hatte. Aber ich wusste, dass er sich an irgendetwas festhalten musste, wenn er aus diesem trübsinnigen Loch wieder herauskommen wollte. Und nachdem Musik momentan seine Leidenschaft war, versuchte ich, ihn darin zu unterstützen.
    „Ich weiß, ich weiß.“ Dann gab er mir lächelnd einen Klaps aufs Knie. „Ich werde es tun, Angie. Ich fühle mich ziemlich inspiriert …“
    Ich lächelte zurück, aber ich machte mir Sorgen. Diesen Satz hatte ich schon viel zu oft gehört. Was genau musste geschehen, damit Justin wieder anfing, seinen alten Traum zu verfolgen?
    Was mich meinen Traum wieder verfolgen ließ, war die Tatsache, dass alles, was ich Justin gesagt hatte, auf mich genauso zutraf. Und deswegen wachte ich am nächsten Morgen vermutlich auch mit dem Gefühl auf, eine Aufgabe zu haben. Als hätte ich mit einem Mal kapiert, worum es überhaupt ging. Ich selbst musste mein Glück suchen. Ich hüpfte praktisch den ganzen Weg zum Studio. Nicht einmal diese blöde Hitze konnte meine Laune dämpfen, als ich die Stufen zur U-Bahn hinunterlief. Und der einsame

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