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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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meine Mutter fuhr ich mit, wie ich hoffte, sachlicher Stimme fort: „Man braucht mit dem Zug ungefähr sechs Stunden.“ Nicht, dass Kirk jemals mit dem Zug fahren würde. Er hatte so viele angesammelte Flugmeilen, dass wir im Grunde
beide
einen Flug von
La Guardia
aus hätten nehmen können, ohne sein recht ansehnliches Sparkonto plündern zu müssen. Dieser Idiot. „Es ist nicht gerade ein Katzensprung von New York.“
    „Ich habe doch gar nichts gesagt!“ rief meine Mutter, die so tat, als habe sie mit ihren Augenbrauen überhaupt nichts andeuten wollen.
    Und nur für den Fall, dass es irgendjemand doch nicht mitbekommen hatte, sorgte Miranda dafür, dass auch der Letzte es kapierte. „Hast du Kirks Eltern mal kennen gelernt?“
    Ich wollte gerade eine Antwort stammeln, als meine Mutter verkündete: „Nein, hat sie nicht. Findet ihr das in Ordnung?“
    „In Ordnung?“ fragte Joey, als ob er ihr nicht folgen könne.
    „Ich finde nur, wenn es ein Mann mit einem Mädchen ernst meint …“, begann meine Mutter.
    „Wie bitte? Denkst du etwa darüber nach, diesen Typ zu heiraten?“ fragte Sonny, als wäre er noch nie zuvor auf die Idee gekommen, dass seine kleine Schwester eines Tages auch heiraten könnte.
    „Ich weiß nicht, was ich …“
    „Warum sollte sie nicht darüber nachdenken?“ mischte sich meine Mutter ein. „Sie ist schließlich einunddreißig Jahre alt.“
    „Glaub mir, es ist besser, sich Zeit zu lassen“, sagte Miranda. „Als ich Fred geheiratet habe, war ich fünfundzwanzig, und wohin hat mich das gebracht?“ Sie verdrehte die Augen wie immer, wenn sie von ihrem Ex-Mann sprach.
    Meiner Mutter fiel die Kinnlade herunter, dann schloss sie den Mund geräuschvoll. Doch als ihr Blick über ihren wertvollen erstgeborenen Sohn wanderte, zeigte ihre Miene ganz deutlich, dass Miranda es ihrer Meinung nach nun wirklich nicht schlecht erwischt hatte.
    „Na, Vanessa war auch erst fünfundzwanzig, als sie mich geheiratet hat. Und du bist doch glücklich, Baby, oder?“ Sonny drehte sich zu seiner Frau um, die ihre Nase kräuselte und dann gegen seine rieb, während sie mit der Hand über ihren immer präsenten Bauch streichelte. Ihr Anblick erweckte in mir ein irgendwie … sehnsüchtiges Gefühl. Aber nur einen Moment lang.
    „Nun, ich war auch eine junge Braut“, sagte Nonnie. „Und das Einzige, was ich davon hatte war, eine junge Witwe zu sein.“ Sie warf Artie einen bedeutungsvollen Blick zu. „Heute ist das doch anders. Die Frauen probieren erstmal aus. Testen einen Mann, bevor sie sich für immer binden.“
    „Was soll das heißen? Dass es falsch war, mit zweiundzwanzig zu heiraten?“ fragte meine Mutter beleidigt. „Euer Vater und ich, wir haben uns geliebt. Wir
wollten
zusammen sein.“
    Und genau das war es, was mich an Kirks Heimfahrt am meisten ärgerte. Wollte Kirk überhaupt mit mir zusammen sein?
Wirklich
zusammen sein?
    „Ehrlich gesagt“, meinte Sonny, „hat mir dein erster Freund besser gefallen. Vincent Salerno. Was ist denn aus ihm geworden?“
    „Ist verheiratet“, sagte meine Mutter in einem Ton, als wäre damit ihre Behauptung, welche auch immer, bewiesen. „Schon seit mehr als neun Jahren.“
    „Wahnsinn“, sagte Sonny mit kaum verhohlenem Lachen. „Hat’s also noch einen erwischt. Und warst du nicht auch kürzlich bei der Hochzeit von dem Typen, mit dem du im College zusammen warst? Wie hieß er noch mal? Randy?“
    „Das ist schon fünf Jahre her.“ Meine Mutter war, was die Details betraf, heute ziemlich pedantisch.
    O Gott, lass nicht zu, dass sie als Nächstes nach Josh fragen …
    Aber Sonny machte seinen Standpunkt auch so deutlich. „Na, Ange, wenn du noch länger wartest, sind die Guten alle vergeben.“
    „Nicht alle.“ Nonnie warf Artie einen Blick zu, dass seine Hand auf halbem Weg zum Mund mitten in der Bewegung erstarrte.
    Der Rötung nach zu urteilen, die über Arties Hals nach oben kroch, würde sogar meine eigene Großmutter noch vor mir am Altar stehen.
    „Angela ist anders“, verteidigte Vanessa mich. „Sie ist
artistisch“
, erklärte sie, durch ihren starken Brooklyn-Akzent klang das Wort aber eher nach
autistisch
.
    „He, Angela, kannst du für uns noch mal einen Kopfstand machen?“ fragte Tracy.
    „Kein Kopfstand“, rief Joey, als Tracy bereits vom Stuhl aufspringen wollte. „Ihr müsst erst was essen. Dann kann Angela euch ihre Tricks vorführen.“
    Tricks?
O Junge.
    So schnell war aus einer Autistin auch noch eine

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