Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
Vom Netzwerk:
mehr“, entgegnete Nonnie leichthin. „Aber keine Sorge, ich habe Artie gebeten, welche vorbeizubringen.“
    „Arti?“ fragte meine Mutter. „Gloria Matarrazzos Mann?“
    „Gloria ist tot“, sagte Nonnie. „Und zwar schon seit einem guten Jahr, Gott sei ihrer Seele gnädig. Das solltest du wissen, Maria. Du warst schließlich bei ihrer Beerdigung.“
    „Und warum kommt er hierher?“ wollte Ma wissen.
    „Ich habe ihn eingeladen“, entgegnete meine Großmutter, als ob das das Normalste der Welt wäre.
    „Du hast
was
?“ Meine Mutter hielt inne.
    „Was ist denn?“ fragte meine Großmutter mit Unschuldsmiene. „Wir sind Freunde. Wir treffen uns seit fünfzehn Jahren freitagabends zum Poker. Und dann darf ich diesen Mann nicht mal zum Abendessen einladen?“
    Es war allerdings nicht zu übersehen, dass sie leicht errötete.
    „Was hast du vor?“ Ma hatte offenbar den gleichen Verdacht, den ich selbst hegte.
    Bevor sie eine Antwort bekam, klingelte es.
    „Ich mache auf“, verkündete meine Großmutter und eilte zum Waschbecken, um sich die Hände zu waschen. Sie überprüfte ihr Spiegelbild in der Glastür der Mikrowelle, tätschelte kurz ihre Locken und lief dann durchs Wohnzimmer zur Tür. Meine Mutter und ich starrten ihr überrascht nach.
    „Artie! Schön, dass du es einrichten konntest“, hörten wir sie rufen. Wenige Sekunden später schob sie Artie Matarrazzo in die Küche. „Seht mal, wer da ist!“ sagte sie und packte seine Hand. „Du kennst meine Tochter, Maria, und meine Enkelin, Angela?“ Artie schien sich selbst nicht ganz darüber im Klaren zu sein, wie er in unsere Küche geraten war, vor allem zusammen mit meiner Großmutter. Seine ziemlich verknitterte Kleidung und der fassungslose Blick unter buschigen Brauen erweckten den Eindruck, als hätte er aus Versehen unser Haus betreten. Wäre da nicht die Wurst gewesen, die er aus seiner Einkaufstasche zog.
    „O Artie, du hast daran gedacht“, flötete Nonnie und sah das Päckchen an, als ob es sich um ein Dutzend Rosen handelte. Dann beugte sie sich nach vorne und küsste ihn auf seine fleischige Wange.
    Ach je
, dachte ich, und wechselte einen Blick mit meiner Mutter.
    Nonnie hatte einen Verehrer. Und wenn man die Größe der Wurst, die er auswickelte, als Indiz nehmen konnte, dann handelte es sich um was
Ernstes
.
    Kaum eine Stunde später kamen mein Bruder Sonny und seine Frau Vanessa. Natürlich waren die Essensvorbereitungen bis dahin schon so gut wie erledigt, selbst der Tisch war gedeckt. Somit blieb den beiden nichts weiter zu tun, als mitten im Wohnzimmer rumzustehen, und sich von meiner Mutter und meiner Großmutter lautstark bewundern zu lassen. Oder vielmehr Vanessas Bauch, der fast zu platzen schien. Das erste Enkelkind meiner Mutter. „Das erste
leibliche
Enkelkind“, wie sie immer gerne klarstellte. Miranda, die Verlobte meines Bruders Joey, hatte zweieiige Zwillinge mit in die Beziehung gebracht. Es dauerte, bis meine Mutter die Tatsache akzeptieren konnte. Doch danach behandelte sie Tracy und Timmy wie ihre eigenen Enkelkinder.
    „Es gibt einfach nichts Schöneres, als wenn der
eigene Sohn
ein Kind bekommt“, erklärte sie jetzt trotzdem, wie so oft, wenn Joey und Miranda nicht in der Nähe waren.
    Vanessa setzte gleich noch einen drauf. Sie strich mit einer Hand über ihren Bauch, glättete den Stoff ihres pinkfarbenen Schwangerschafts-Tops wichtigtuerisch über der Wölbung und sagte: „Ich kann es gar nicht fassen, wie dick er schon ist – dabei bin ich erst im fünften Monat.“
    Vanessa hatte wirklich Gewicht zugelegt, aber ich glaubte nicht, dass das alleine am Baby lag. Bei ihrer Größe von eins achtzig trug sie trotzdem noch ihre üblichen Zehnzentimeter-Absätze. Fetter Goldschmuck hing an ihren Ohren, Armen und um ihren Hals, wodurch ihr Körperumfang auf merkwürdig glamouröse Weise zunahm. Durch ihre einschüchternde Größe wirkte ihr Bauch nur noch prächtiger. Wenn Vanessa ein Zimmer betrat, nahm sie den ganzen Raum ein. Man war nicht in der Lage,
nicht
über sie zu sprechen.
    „Wie geht es dir? Leidest du noch immer unter der Morgenübelkeit?“ fragte Ma. „Du solltest dich wirklich hinsetzten. Vor allem bei dieser Hitze. Der Sommer hat kaum begonnen, und schon ist die Schwüle kaum auszuhalten. Angela, bring Vanessa doch einen der bequemen Sessel aus dem Esszimmer.“
    Als ich ins Esszimmer ging hörte ich, wie mein Bruder ausführlich von der letzten Ultraschalluntersuchung erzählte:

Weitere Kostenlose Bücher