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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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Zirkusattraktion geworden?
    Ich seufzte. Vielleicht stimmte mit mir wirklich was nicht.

4. KAPITEL
    I just called … to SCREAM … I LOVE YOU
    Nichts ist schlimmer, als an einem Sonntagabend in ein leeres Apartment zurückzukehren – außer in ein leeres Apartment zurückzukehren, in dem man die Überreste eines wundervollen Liebeswochenendes findet. Unter anderem zwei Weingläser, die zärtlich aneinander geschmiegt auf dem Esstisch standen. Offenbar waren Justin und Lauren früh aus den Hamptons zurückgekehrt. Kerzen standen auf den Fensterbänken, der Geruch von verbranntem Wachs hing noch in der Luft. Eine Notiz in Justins runder Schrift informierte mich darüber, dass er Lauren zum Flughafen brachte. Da Justin kein Auto besaß, bedeutete das nichts anderes, als dass er ein teures Taxi zu
La Guardia
genommen hatte, nur um noch eine weitere Stunde mit der Frau zu verbringen, die, wie er mal gesagt hatte, das Beste sei, was ihm je passiert wäre.
    Ich seufzte. Wann würde ich endlich mal das Beste für jemanden sein?
    Als ich ins Wohnzimmer kam, stellte ich fest, dass Sofa Nummer drei von seiner Position in der Mitte des Raumes auf einen weniger auffälligen Platz vor Sofa Nummer zwei geschoben worden war. Lauren hatte wohl ihren beträchtlichen Einfluss auf Justin geltend gemacht und ihn davon überzeugt, dass seine letzte scheußliche Sofa-Errungenschaft eines Überwurfs bedurfte, den sie offenbar aus einem blassblauen Bettlaken kreiert hatte. Nachdem die beiden Sofas nun hintereinander gegenüber dem größten unserer vier Fernseher standen, war eine Art Kinoeffekt entstanden, der die Schauspielerin in mir bis zu einem gewissen Grad befriedigte, obwohl ich dafür gut einen Quadratmeter freien Raum opfern musste. Ich warf mich in die vordere Reihe, nahm die Fernbedienung vom Marmortisch (alle Möbel mit französischem Landhausstil-Charakter waren von Tante Eleanor) und schaltete den Fernseher an. Dann fiel mein Blick auf die Uhr an der gegenüberliegenden Wand.
    Kirks Flug landete um 19 Uhr 50 (ich hatte sein Ticket zufällig auf dem Nachttisch gesehen – ich hatte ihm nicht etwa hinterher spioniert). Da er nie Gepäck aufgab (Kirk reiste immer nur mit Handgepäck), konnte er sich sofort um ein Taxi kümmern. Sagen wir mal, dass er fünf Minuten bräuchte, eines zu finden. Zwanzig Minuten bis zum Midtown Tunnel. Zehn Minuten durch den Tunnel (immerhin war Sonntagabend, also mit viel Verkehr zu rechnen). Kirk wohnte sechs Minuten vom Tunnel entfernt (er hatte tatsächlich mal die Zeit gestoppt). Dann müsste er also präzise um 20 Uhr 31 vor seinem Haus ankommen. Zwei Minuten für die Treppen, zwanzig Minuten, um sich wieder einzurichten (Kirk konnte sich erst entspannen, wenn er seine Tasche ausgepackt und seine Toilettenartikel ordentlich im Badschränkchen untergebracht hatte. Das hatte ich anfangs wirklich süß gefunden. Später aber lästig, wenn ich darauf wartete, dass er mich nach seinen regelmäßigen Kurztrips anrief.) Nun waren wir bei 20 Uhr 53. Gegen einundzwanzig Uhr würde er anrufen und verkünden, wie sehr er mich vermisst hatte.
    Ich musste also nur zwei Stunden warten, bis ich wieder wusste, warum ich seit zwanzig Monaten eine Beziehung mit ihm hatte, obwohl er mich nicht mit zu sich nach Hause genommen hatte. Wir liebten uns, verdammt noch mal. Das hatte er mir ab dem dritten Monat erklärt. Was soll’s, dass er mich nicht eingeladen hat, dachte ich. Das bedeutete doch gar nichts, wenn man mal bedachte, was wir alles gemeinsam hatten. Ich musste ihm einfach nur sagen, dass ich seine Eltern gerne kennen lernen wollte (Grace behauptet immer wieder, dass ich selbst Schuld sei, weil ich meine Wünsche nie äußere). Dann würde er mich sofort einladen. Vielleicht täte es ihm sogar so Leid, dass er schon in den nächsten paar Wochen wieder einen Besuch zu Hause planen würde, nur, um seinen Fehler wieder gutzumachen.
    Mit diesem beruhigenden Gedanken machte ich es mir bequem und schaute hirnlose Sendungen an, zunächst eine Wiederholung von
Friends
. Ich betrachtete Jennifer Aniston mit neu erwachtem Interesse und stellte mir vor, wie diese fröhliche blonde Göttin es sich mit ihrem goldblonden Gott Brad zu Hause gemütlich machte. Bestimmt war etwas Wahres an Michelles Theorie über festsitzende Deckel, wenn eine Frau, die in ihrem fiktiven Leben Probleme hatte, David Schwimmers Aufmerksamkeit zu gewinnen, in ihrem wahren Leben Brad Pitt an Land ziehen konnte.
    Schnell schaltete ich um.

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