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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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Noch eine Stunde, dachte ich, als ich erneut auf die Uhr schaute. Die verbrachte ich mit einer Reportage über tödliche Bakterien, die in ganz normalen Haushaltsprodukten lauerten. Es gab wirklich andere Probleme als die Frage, ob ich eines Tages heiraten würde (zum Beispiel, dass ich eines Tages mit Sicherheit sterben musste). Und genau in dem Moment stellte ich fest, dass es fast neun war. Die Vorfreude, die ich spürte, erinnerte mich daran, dass ich sehr, sehr lebendig war.
    Ich sprang von der Couch auf, ging in mein Schlafzimmer und zog Boxershorts und T-Shirt über, schließlich konnte ich es mir genauso gut gemütlich machen. Ich stellte mir vor, dass ich zusammengerollt mit dem Telefonhörer im Bett lag und Kirk mir ins Ohr flüsterte, wie sehr er mich vermisst hatte. Zugegeben, meist äußerte er seine Gefühle nicht so deutlich, aber nach jeder Reise wurde es ein wenig besser.
    Mit Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es bereits 21 Uhr 10 war – wo blieb der Anruf? Mein „Hallo Baby, ich habe dich so vermisst“? Vielleicht hatte sein Flug Verspätung …
    Ich hörte einen Schlüssel im Schloss. Vielleicht kam er ja auch einfach vorbei!
    „Hallo“, hörte ich Justins Stimme im Flur. Was hatte ich mir bloß gedacht? Einfach vorbeizukommen war gar nicht Kirks Art. Nicht, dass er unromantisch war … aber eben einfach gut organisiert.
    Ich ging ins Wohnzimmer, wo Justin gerade seine Turnschuhe auszog und sich auf Sofa Nummer drei setzte.
    „Hallo. Ist mit Laurens Abflug alles gut gegangen?“ fragte ich, und schaute besorgt drein. In Wahrheit wollte ich wissen, ob es irgendwelche Verspätungen am Flughafen gegeben hatte, von denen ich wissen sollte.
    „Alles prima“, antwortete er. Sein Blick fiel auf den Esszimmertisch mit den beiden Weingläsern. „Mein Gott, es war schrecklich, sie gehen zu lassen.“
    Mein Herz blutete, als ich sein trauriges Gesicht betrachtete. Mit einem Mal erinnerte ich mich wieder daran, wie es war, jemanden wirklich zu vermissen.
    Doch seine Verzweiflung währte nicht lange. Denn plötzlich schaute er auf die Uhr und rief aufgeregt. „Hey, hast du was dagegen, wenn ich das Spiel anmache? Ich habe im Taxi gehört, dass die
Yankees
gegen die
Red Sox
führen.“ Er schnappte sich die Fernbedienung.
    Da hatte ich meine Antwort. Die
Yankees
spielten gegen die
Red Sox
. Kirk war
Red-Sox
-Fan. War es möglich, dass er nach Hause gekommen war und sich gerade den Rest des Spieles ansah?
    Ich betrachtete Justin, wie er eine Faust in die Luft streckte. „Yea!“ brüllte er unisono mit der Masse im Stadion.
    Na klar. Es war nicht nur möglich, es war sogar sehr wahrscheinlich.
    Obwohl es mich ärgerte, weniger wichtig als Baseball genommen zu werden, setzte ich mich zu Justin auf die Couch. Zwar war ich
Mets
-Fan, wenn auch eher durch Geburt als durch wahres Interesse. Aber zumindest konnte ich die Begeisterung ganz gut nachvollziehen. Ich selbst hatte die
Subway Series
mit großer Erschütterung gesehen. Aber ansonsten fand ich Baseball nicht so wahnsinnig wichtig. Zumindest würde ich deswegen niemanden vernachlässigen – keine Freunde, keine Familie und vor allem nicht die Person, die ich angeblich liebte.
    Die Uhr tickte. Justin jubelte bei jedem weiteren Punkt für die
Yankees
, die ihre Führung weiter ausbauten. Ich überlegte während des Spiels, ob ich Kirk anrufen sollte, andererseits wollte ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich beschloss, bis zum
Seventh-Inning-Stretch
zu warten.
    Als es soweit war und der Sieg der Yankees feststand, befand Justin, dass das ein Grund zum Feiern wäre. „Ich besorge Bier und Chicken Wings. Möchtest du auch was?“
    „Nein, nein. Ich möchte nichts.“ Ich ging zurück in mein Zimmer, wo ich hoffte, in Ruhe das lang ersehnte Telefongespräch mit Kirk führen zu können. Ich war inzwischen so genervt, dass ich fürchtete, etwas zu tun, was ich später bereuen würde – zum Beispiel schreien.
    Kirk nahm beim zweiten Klingeln ab. „Hey, Noodles, ich wollte dich gerade anrufen …“
    Himmel, hätte ich doch nur ein paar Sekunden länger gewartet, dachte ich. Trotzdem war ich froh, seine Stimme zu hören. Ich hatte ihn vermisst. „Die Verlockung des Baseballs war einfach zu groß, nicht wahr?“ frotzelte ich.
    „Machst du Witze? Ich konnte mir diese Tragödie nicht anschauen. Als ich den Stand gesehen habe, habe ich sofort ausgeschaltet.“
    Ach du meine Güte
. Dann, als wollte er meine nicht gestellte Frage beantworten –

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