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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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niemanden, mit dem ich mich unterhalten konnte.
    Schließlich riss sich Mr. Stevens von seinem Radio los, um den Grill im Garten anzuwerfen und die Steaks darauf zu legen (bei mir zu Hause waren ebenfalls die Männer fürs Grillen verantwortlich). Kurz darauf wurde das Essen in dem elegant eingerichteten Speisezimmer serviert. Normalerweise aß ich vor neunzehn Uhr niemals zu Abend, aber jetzt war ich am Verhungern, nachdem ich den ganzen Tag nicht mehr als ein Glas Eistee und den Frühstücks-Burrito zu mir genommen hatte. Doch als ich in das Steak schnitt, das Kirk auf meinen Teller gelegt hatte, musste ich mit Entsetzen feststellen, dass es innen noch ganz rot war. Schlimmer noch, als Gemüse gab es Brokkoli, und ich
hasste
Brokkoli. Um nicht unhöflich zu sein, legte ich ein paar dieser komischen kleinen Röschen auf meinen Teller. Und Kartoffeln. Eine Menge davon. Schließlich musste ich ja irgendetwas essen.
    „Schmeckt es Ihnen?“ fragte Mrs. Stevens und lächelte mich strahlend an, als ich mein Fleisch in winzige kleine Stücke zerschnitt, um so zu tun, als wollte ich tatsächlich davon essen.
    „Hervorragend“, antwortete ich, steckte meine Gabel tief in eine Kartoffel und hoffte, so etwas wie Begeisterung zu vermitteln. Ich schaute meinen Teller an. „Ihr Geschirr ist wunderhübsch“, fuhr ich fort und betrachtete das nette Muster. Ich wünschte, man hätte es essen können.
    „Das ist von meiner Urgroßmutter“, sagte Mrs. Stevens stolz. „Und das Silberbesteck ist von Mr. Stevens Familie. Wussten Sie, dass die Vorfahren meines Mannes mit der
Mayflowe
r nach Amerika gekommen sind?“ Und als ob sie hoffte, eine ebenso fantastische Geschichte von mir zu hören, fügte sie an: „Ich glaube, wir haben Sie noch nicht nach Ihrer Familie gefragt …“
    Ich legte meine Gabel weg. Und ohne nachzudenken, sagte ich: „Soweit ich weiß, können wir unsere Familie bis zu meinem Urgroßvater zurückverfolgen, der aus Neapel kam und auf der Delancy Street mit einem Obststand begann. Direkt unter der Brooklyn Bridge.“
    „Oh.“ Mrs. Stevens klang, als ob sie diese Information beunruhigend fände.
    „Angelas Vater hat dann eine der größten Autoersatzteil-Ketten in Brooklyn aufgebaut“, warf Kirk stolz ein, als ob er meine nicht sonderlich beeindruckenden Wurzeln wieder gutmachen müsste.
    „Tatsächlich?“ Mr. Stevens Interesse war geweckt. „Hm. Muss heutzutage ziemlich hart sein, nachdem man inzwischen sein Auto nach ein paar Jahren durch ein neues ersetzt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass heute noch so viele Ersatzteile gebraucht werden wie früher.“
    Ich erschauerte, als ob Mr. Stevens gerade das Aussterben meiner ganzen Familie vorausgesehen hätte.
    „Führt Ihr Vater den Laden selbst?“ fragte Mrs. Stevens, die wohl herausfinden wollte, ob mein Vater eher einfacher Arbeiter oder Geschäftsführer war.
    „Früher. Doch jetzt haben meine Brüder die Geschäfte übernommen“, antwortete ich. „Mein Vater ist vor vier Jahren gestorben.“
    „Ach je. Er muss ja noch recht jung gewesen sein!“ Mrs. Stevens hob eine Hand an ihr Gesicht, das trotz ihres fortgeschrittenen Alters blühend jung aussah.
    „Er war neunundfünfzig. Er hatte … Krebs.“ Ich antwortete lieber gleich auf die Frage, die ich in ihren Augen aufleuchten sah.
    „Ach, das ist ja schrecklich.“ Mrs. Stevens warf einen Blick auf ihre gesunden Familienmitglieder, als könnte sie sich nicht einmal vorstellen, dass eines von ihnen auch nur einen Schnupfen bekam. „Krebs ist so eine … heimtückische Krankheit. Wie man hört, soll sie erblich sein.“ Sie sah mich nun an, als ob sich während sie sprach in meinem Körper bösartige Zellen vervielfachen würden. „Hat noch jemand in Ihrer Familie Krebs gehabt?“
    „Äh …“ Ich dachte an meinen Großvater väterlicherseits, der dieser furchtbaren Krankheit erlag, als ich noch zu jung war, um es zu begreifen. Und dann war da Onkel Gino. Vielleicht sorgte sich meine Mutter zu Recht um uns alle. Vielleicht würden wir alle jung sterben. Und was noch schlimmer ist, dachte ich, als ich sah, dass Kirk aufgehört hatte zu essen und mich anstarrte, als versuche er zu entscheiden, ob er in der Lage wäre, meinen Kopf zu halten, wenn ich mich wegen der Chemotherapie übergeben musste: Vermutlich würde ich alleine sterben.
    Und allein fühlte ich mich dann auch später in der Nacht, als ich in meinem Zimmer lag und mir noch einmal die Ereignisse des Abends durch den Kopf

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