Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
unterhielten, die vermutlich Kate war, und mit einem ebenso großen und ein wenig wild aussehenden bärtigen Mann, der Kenneth sein musste.
„Sie sind wach!“ rief Mrs. Stevens und ließ ihre Enkelin kurz aus den Augen. „Wir haben schon befürchtet, dass Sie den ganzen Tag verschlafen, Angela!“
Der Gedanke war gar nicht so übel.
Kirk stellte mich Kate und Kenneth vor. Ich setzte mich zu ihnen. Kayla stand auf, um mir eine Tasse Kaffee zu bringen – sie schien zu wissen, dass ich keine Lust auf das Gebräu hatte, das in der Porzellanteekanne auf dem Tisch stand, was auch immer es war. Daneben lagen Brötchen und Gebäck.
Ich kaute zufrieden auf meinem Frühstück herum – froh, dass ich wenigstens das Frühstück ohne Angst vor einer Lebensmittelvergiftung essen konnte. Ich war glücklich über Kirks Nichte, denn nun war nicht mehr länger alle Aufmerksamkeit auf mich gerichtet, sondern auf die kleine Kimberly, die vor uns auf dem Teppich saß und unzusammenhängend vor sich hinbrabbelte, zur Begeisterung ihrer vernarrten Großmutter. Mit Kate und Kenneth ins Gespräch zu kommen, war nicht schwer, allerdings dauerte es immer höchstens vier Sätze, bis Mrs. Stevens kreischte: „Seht euch Kimberly an. Seht nur!“ Und dann wandten wir alle die Köpfe und betrachteten Kimberly, die in die Hände klatschte oder eine Spuckeblase zwischen ihren herzförmigen Lippen hervorbrachte.
Die bezaubernde Kimberly-Show endete abrupt, als Mr. Stevens auf seine Uhr schaute und vorwurfsvoll zu seiner Frau sagte: „Carol, es ist fast Mittag. Müssen wir nicht schon um Viertel nach eins in der Kirche sein? Wir werden
zu spät
kommen!“
„Ach du meine Güte.“ Mrs. Stevens blickte vom Boden hoch, auf dem sie noch immer ausgestreckt neben ihrer Enkelin lag. „Wir müssen Kimberly umziehen!“ Dann blickte sie an ihrem Trainingsanzug herunter. „Wir
alle
müssen uns umziehen!“
Chaos brach aus. Mrs. Stevens hob Kimberly hoch und rief: „Wo ist ihr Taufkleid?“ Daraufhin rannte Kenneth zum Auto und Kate holte die Windeln. Mr. Stevens erhob sich aus seinem Stuhl und tapste aus dem Zimmer, während Kayla weiterhin genüsslich an einem Keks kaute.
„Bis zur Kirche brauchen wir nur lächerliche fünf Minuten“, murmelte sie und nahm ihren Kaffeebecher in die Hand. Kirk stand auf.
„Schon, aber wir sollten uns besser fertig machen. Du weißt doch, wie sie sonst wird“, sagte er und meinte damit wohl seine Mutter. „Kommst du?“ wandte er sich an mich.
Als ich wieder alleine in meinem Zimmer war, nahm ich mit einer Vorfreude, wie ich sie früher von Weihnachten kannte, mein babyblaues Kleid aus dem Koffer. Ich konnte es kaum erwarten, es endlich anzuziehen.
Zum Glück war der Stoff ein Lycra-Gemisch. Die Falten glätteten sich sofort, als ich es anzog und den Reißverschluss an der Seite schloss.
Perfekt
, dachte ich, als ich sah, wie vorteilhaft die Spaghettiträger meine trainierten Arme betonten und der Stoff gerade eng genug an meinem etwas schmalen Oberkörper lag, dass mein Dekolletée voller wirkte, als sonst. Ich seufzte. Das war der Grund, warum das Kleid einhundertfünfzig Dollar gekostet hatte.
Nachdem ich, um die Locken zu glätten, die sich bereits wieder bildeten, etwas Gel im Haar verteilt und die Riemchensandalen angezogen hatte, klopfte ich an Kirks Zimmertür.
„Hey.“ Ich streckte meinen Kopf hinein. Er stand in seiner dunkelblauen Anzughose und einem weißen, noch nicht zugeknöpften Hemd da und fuhr mit einem Dampfbügeleisen über sein Jackett.
„Hey.“ Er stellte das Bügeleisen hin und drehte sich zu mir um. „Wow“, sagte er, „du siehst … heiß aus.“
Ich konnte nicht recht erkennen, ob er das gut oder schlecht fand, aber irgendwie hatte er einen ängstlichen Gesichtsausdruck.
„Du siehst auch nicht schlecht aus.“ Ich schlang meine Arme um seine Taille.
Er zuckte sofort zurück. „Angie, stopp! Meine
Eltern
sind nur eine Treppe unter uns.“
„Du meinst wohl, eine
ganze, lange Treppe
unter uns“, flüsterte ich verführerisch und zog ihn wieder an mich. Ich fühlte mich fast ein wenig verdorben, als ich meine Lippen auf seine nackte Brustwarze presste.
„Angie“, stöhnte er, sein Körper verkrampfte sich unter meinen Händen.
„Okay, okay.“ Ich ließ von ihm ab und setzte mich aufs Bett. Himmel. So, wie er sich benahm, konnte man den Eindruck gewinnen, dass seine Eltern Sex aus dem Haus verbannt hatten. Ich dachte an die getrennten Schlafzimmer und die
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