Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
hätte.
„Marisa Tomei ist Italienerin!“ sagte Mrs. Stevens nachdrücklich. „Du hast doch auch
Mein Vetter Winnie
gesehen, Phil …“
„Wie bitte? Nur weil sie eine Italienerin spielt, heißt das noch lange nicht, dass sie auch eine ist!“ gab er zurück, ein wenig hitziger, als das Thema rechtfertigte.
Zum Glück wurde ich aus dieser angespannten Situation gerettet, die offenbar mit meinem Eintreffen in dem Haus entstanden war. Kayla packte meinen Koffer und die Einkaufstasche und sagte: „Komm, ich zeig dir dein Zimmer.“
„Mein“ Zimmer stellte sich als weiß getäfelter Raum heraus. Auf der dicken, rosafarbenen Tagesdecke des Doppelbettes lagen mindestens dreißig Plüschtiere verstreut. Wie Kayla erzählte, war das früher Kates Zimmer gewesen. Unvorstellbar, dass hier mal jemand gelebt hatte, der älter als sieben Jahre war. In einer Ecke stand ein Puppenhaus und in einer anderen ein weißer Schaukelstuhl, auf dem die größte Holly-Hobbie-Puppe saß, die ich je gesehen hatte. Nachdem Kayla meinen Koffer abgestellt und mir das Badezimmer und die Handtücher gezeigt hatte, die am Fußende des Bettes bereitlagen, drehte sie sich zu mir um und sagte: „Hier eine kleine Anmerkung zu meinen Eltern. Sie sind in Newton geboren und aufgewachsen – sie haben sich bei einem Schülerball in dieser Stadt kennen gelernt. Damit will ich sagen, sie haben noch nicht viel von der Welt gesehen.“ Sie hielt inne und suchte nach Worten. „Lass es mich so ausdrücken. Da sie immer in ihrer eigenen kleinen Welt gelebt haben, haben sie ein gewisses Desinteresse an jedem entwickelt, der nicht zu ihrem Planeten gehört. Du darfst ihre Ignoranz nicht persönlich nehmen. Sie meinen es nicht böse.“ Sie runzelte die Stirn. „Zumindest hoffe ich das …“
Ich nickte, obwohl mich ihre kurze Rede mit bösen Vorahnungen erfüllte. Ich verstand nur zu gut, was sie mir sagen wollte. War meine eigene Mutter nicht auch ziemlich engstirnig? Nur war ich nie die Zielscheibe gewesen.
„Komm“, sagte sie. „Ich bin sicher, dass Kirk sie inzwischen unter Kontrolle hat.“
Kirk schien sie, als wir wieder nach unten kamen, tatsächlich unter Kontrolle zu haben. Er saß ihnen gegenüber im Wohnzimmer, ein Krug Eistee und Gläser standen vor ihm auf dem Tisch.
„Da sind Sie ja!“ rief Mrs. Stevens, sprang auf und reichte mir ein Glas. „Setzen Sie sich. Sie sind bestimmt müde von der Reise.“
„Danke“, antwortete ich, setzte mich, wie ich hoffte lächelnd, direkt neben Kirk in den breiten Sessel. Doch mein Lächeln gefror, als mein Blick auf die Wand über dem Sofa fiel, auf dem Mr. Und Mrs. Stevens saßen. Dort hing ein riesiges gerahmtes Familienfoto. Mr. Stevens saß vorne in der Mitte, seine Frau und Kayla auf der einen Seite und vermutlich Kirks Schwester Kate und ihr Mann auf der anderen, neben Kirk und …
Susan
. Zumindest sah sie der Susan, die ich mal zufällig in einem alten Fotoalbum in Kirks Wohnung entdeckt hatte, sehr ähnlich – dasselbe volle blonde Haar und die großen blauen Augen. Das gleiche stolze Lächeln. Sie
war
es. Was zur Hölle hatte sie dort zu suchen?
Falls Kirk mein Unbehagen auffiel, so zeigte er es nicht, er saß nur schweigend dabei, als seine Mutter sagte: „Also, Angela. Kirk hat uns erzählt, dass Sie Schauspielerin sind.“
„Äh, nun, ja, das bin ich.“ Ich hatte mich wieder in der Gewalt. Ich hatte das Gefühl, als würde ich für die Rolle der künftigen Schwiegertochter vorsprechen. Und die Konkurrenz war ziemlich hart, so behaglich wie Susan im Kreise der lieben Familie wirkte.
„Also, Angela ist Moderatorin bei
Rise and Shine“
, warf Kirk ein, als ob er genauso wie ich am liebsten meinen Lebenslauf aus der Tasche gezogen hätte.
„Ich glaube nicht, dass ich je davon gehört habe“, sagte Mr. Stevens.
„Das ist eine Fitness-Sendung für Kinder bei Channel Fifty-four“, erklärte ich.
„Fitness für Kinder! Was für ein Mist!“ rief Kayla und klatschte sich auf einen ihrer kompakten Schenkel, während sie in wildes Kichern ausbrach. Ich hätte mit ihr gekichert, wenn Mr. Stevens seine jüngere Tochter nicht so finster angesehen hätte.
„Jedenfalls,“ Kirk versuchte umsichtig, das Gespräch wieder aufs Thema zu bringen, „sieht es so aus, als ob ein großer Network-Sender Interesse an der Show hätte.“
„Nun, das klingt wundervoll“, sagte Mrs. Stevens. „Zufällig glaube ich, dass Kindersendungen sehr wichtig sind. Und ein Fitness-Programm! Ich
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