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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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seine Brust sank. Den Riemen des Rucksacks mit der Urne jedoch weiter fest umklammert.
    Die Fahrt, dachte sie, vielleicht war die doch ein bisschen viel gewesen. Weit über Tausend Kilometer, fast am Stück, ohne nennenswerte Unterbrechungen…
    Der Franzose führte sie einige Schritte aus der Düne heraus und entdeckte dahinter das Motorrad.
    „Ist das Ihres?“
    Sie nickte wortlos, müßig ihm zu erklären, dass es nur „geborgt“ war.
    Wohl am Kennzeichen hatte er erkannt, dass sie aus Deutschland kam.
    „Sind Sie schon lange unterwegs?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Etwas mehr als einen Tag…“ Sie hielt noch immer den Blick gesenkt. Die ganze Situation war ihr unangenehm, Yuna wollte besser nicht wissen, was er wohl über sie dachte, und war sich sicher, dass er ein wenig an ihrem Verstand zweifelte, als er sagte: „Sie sind aber nicht die ganze Strecke an einem Stück gefahren?“
    „Äh, non, nein… ich…habe ein paar Pausen gemacht…“
    Leichter Nebel zog über die Bucht und legte sich als rotvioletter Schleier vor die Sonne.
    „Geht es wieder?“, fragte der Surfer und ließ sie los, um sein Surfbrett zu holen. Als sie nickte, legte er das Brett über Lenker und Sitz des Motorrades und schob es an.
    „Das nehmen wir besser mit“, meinte er und so gingen sie langsam nebeneinander her in Richtung Hotel. Beide schwiegen und nur die Möwen kreischten, als sie sich um Algenbündeln zankten, in welchen Krebse, Garnelen und anderes kleines Getier im ablaufenden Wasser Zuflucht gesucht hatten, die ihnen ein willkommener Leckerbissen waren.
    Yuna schielte möglichst unauffällig zu ihrem Begleiter hinüber. Die untergehenden Sonne fiel auf sein Gesicht und überglänzte es mit ihrem sanften Licht, so dass seine Züge warm und freundlich auf sie wirkten. Er hatte etwas seltsam Vertrautes und erinnerte sie an andere sonnendurchflutete Abende in der Bretagne. An Sonnenuntergänge, bei denen sie neben Menschen gesessen hatte, die sie liebte und die sie geliebt hatten…
    Etwas in der Haltung, der Mimik und Gestik des Fremden und der fragende Blick seiner dunkelblauen Augen, ließ diese Vergangenheit ganz unvermittelt und mit einer Kraft lebendig werden, die sie vollkommen verwirrte. Und sogleich fragte sie sich, was er an sich hatte, dass er sie so in seinen Bann ziehen konnte?
    Es gab nur eine Antwort und die trug sie zurück zu einer Küste aus rosa Granit an einem tiefblauen Meer… nicht weit von hier… dorthin, wo das Haus ihres Großvaters wie ein Schwalbennest in den Klippen klebte und wo sie die schönsten Tage ihrer Kindheit und Jugend verbracht hatte… als die kindliche Kaiserin eines ritterlichen Atrejus , dorthin wo ihre ganz persönliche Unendliche Geschichte begonnen hatte und sie als schüchterne Fünfzehnjährige ihren ersten Kuss empfing… Sie seufzte.

    „Voila!“ Der junge Mann stellte das Motorrad am Haus ab und reichte ihr erneut die Hand, um sie die Treppe zur Terrasse hinaufzugeleiten.
    Sie hielt den Blick auf die Stufen gesenkt, nicht weil sie Angst hatte zu stürzen, sondern weil sie eine unbestimmte Furcht beschlich. Auch wenn dieses Hotel neu war, so stand es doch am selben Fleck wie das, welches sie mit ihrem Großvater besucht hatte. Allein der Ort barg so viele Erinnerungen und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte… mit seiner Asche in der Hand!
    Als sie wenig später an einem der Tische an der Brüstung Platz nahmen, sie mit dem Rucksack und der Urne auf ihren Knien, da absorbierte sie jedoch der faszinierende Anblick der untergehenden Sonne fast vollständig und es war für sie, als hätte jemand die Zeit um fünfzehn Jahre zurückgedreht.
    Gedankenverloren rührte sie den Zucker in die riesige Tasse mit Café au lait. Dabei schaute sie auf die Keltische See hinaus, und als hätte die Überflutung mit Licht und Farben, einen Damm in ihrer Seele gebrochen, löste sich die so lange in ihr aufgestaute Traurigkeit und die Tränen, liefen unaufhaltsam über die Wangen bis zum Kinn und tropften von dort in die Kaffeetasse.
    Im selben Moment, wo sie von ihrem Gefühlsausbruch peinlich berührt den Kaffeelöffel losließ, griff eine warme, feste Hand nach der ihren. Unendlich langsam zog sie den Blick vom Horizont ab und ließ ihn auf die Hände wandern, die nun verschlungen auf der Tischplatte lagen. Noch immer vermied sie es, den Fremden direkt anzusehen.
    „Was ist so traurig?“, fragte er mit sanfter Stimme.
    „Alles!“, schluchzte sie auf Deutsch,

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