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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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und Brombeerranken überwuchert. Trittsicherheit war also gefordert, denn jede Unachtsamkeit konnte mit einem tödlichen Absturz enden.
    Sie wanderten mehr als eine halbe Stunde schweigend durch die Nacht. Nur Wind und Wellen waren ihre Begleitmusik.
    Endlich fanden sie den passenden Ort für ihr Vorhaben. Weit genug weg von der Küste und über einer ablandigen Strömung liegend, bot der kleine Felsbalkon alles, was sich Yuna für die Beisetzung der Asche ihres Großvaters erhofft hatte. Auch die Abgeschiedenheit und Stille, die einer solchen sakralen Handlung angemessen war.
    Es wurde ein würdiger Abschied. Im Silberlicht des Mondes rieselte Großvaters Asche ins Meer, legte sich wie ein feiner Schleier auf die Wogen, der schließlich zerriss und sich verströmte und mit den Wellen hinaustrieb… Bis zum Horizont, wo der Mond einen großen glitzernden Fleck genau dorthin gemalt hatte, wo das Tor zum Jenseits auf Grand-père Pierre wartete. Er würde es nicht verfehlen.
    Als es vollbracht war, umarmte Julien Yuna, nahm ihr sanft die Urne aus den kalten Händen und steckte sie zurück in ihren Rucksack.
    „Nimm sie mit, bring sie in sein Haus, deine Familie wird es dir danken.“
    Schweigend und den jeweils eigenen Gedanken nachhängend traten sie den Rückweg an.
    Wind kam auf und blies mit kaltem Atem Songfetzen in Yunas Ohr
    … is it here that I hope to find? Why you blow that cold every day, tell me what are you trying to say?
    Sie erstickten im Brausen des Meeres und in Finsternis, als Wolken den Mond und die Sterne verhüllten. Ohne ihren Glanz tönte die Nacht das Land schwarz.
    Im Schein der Stablampe fanden sie jedoch sicher den Weg und erreichten schließlich sein Ende in den Dünen am Strand.
    Da ließen sie sich noch einen Moment am Ort ihrer Wiederbegegnung nieder und wärmten sich an ihrer Zärtlichkeit.
    „Meinst du, er hat seine Hände im Spiel gehabt?“, meinte Yuna versonnen. Ihr Kopf lag an Juliens Schulter und sie hatte die Augen geschlossen.
    Julien lachte. „Ich würde es ihm zutrauen. Dein Grand-père hat immer nur dein Bestes im Sinn gehabt.“
    „Und das bist du, mein Bestes? Gar nicht eingebildet, Monsieur!“, neckte sie ihn.
    „Hast du irgendwelche Zweifel? Dann sollten wir die schnellstens ausräumen!“
    Er griff nach ihr, zog sie hoch und wenig später rannten sie wie zwei
    ausgelassene Kinder Hand in Hand über den Strand auf das Hotel zu.

    „Ich werde noch heute zurückfahren müssen“, sagte Yuna am nächsten Morgen beim Frühstück im Bett. „Yannik wird mich auch so schon in der Luft zerreißen. Jeden Tag, den ich länger bleibe, wird er mich mehr hassen.“
    Sie wusste, dass sie ihrem Bruder Ärger bereitet hatte, weil sie einfach das Motorrad genommen hatte, dass er nur von einem Studienkollegen geliehen hatte, um rasch zur Beerdigung zu kommen. Und es tat ihr nun auch sehr leid, denn sie hätte in jener Nacht statt des Motorrades lieber ihren Verstand anlassen sollen, dann wäre ihm und ihr vieles erspart geblieben. Aber im Grunde genommen war Yannik selber Schuld. Denn er hatte sich reichlich garstig benommen, als er erfuhr, dass Yuna An Triskell geerbt hatte. Hätte er nicht so neidisch reagiert, hätte sie sicherlich auch nicht das Motorrad einfach sozialisiert.
    Wie auch immer, damit er ihr verzeihen konnte, musste sie erst einmal auf dem schnellsten Weg nach Hause.
    Aber Julien hatte eine andere Idee.
    „Du bist doch nun die Erbin von An Triskell , verspürst du gar nicht den Wunsch dorthin zu gehen? Wenn man etwas so Schönes erbt, dann will man es doch eigentlich auch möglichst bald in Besitz nehmen? Oder liege ich da falsch?“
    Yuna musste lächeln, weil er so vorsichtig argumentierte. Natürlich hatte sie auch schon mit dem Gedanken gespielt, aber das Motorrad?! Sie musste es wirklich dringend zurück bringen, wenn sie Yannik nicht ernsthafte Schwierigkeiten bereiten wollte. Und das wollte sie natürlich nicht.
    „Du liegst goldrichtig, aber es ist wegen dem Motorrad, Yannik hat es nur geborgt und muss es schleunigst zurückgeben.“
    „Und die Welt geht unter, wenn er es einen Tag später bekommt?“
    „Nein, natürlich nicht… obwohl, weiß man`s?“
    Er lachte.
    „Dann ist es gebongt. Wir fahren gleich los. Ich muss nur meinen Freunden Bescheid sagen, dass ich nicht mit ihnen nach Paris zurückfahre.“ Er grinste nun schelmisch. „Sondern mich mit einer Meerjungfrau davon mache, die mir das Schicksal heute Nacht vor die Füße gespült

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