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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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halsbrecherischen Kunststücke machten.
    Yuna legte ihr Handtuch ab und zog den überdimensionalen Pullover aus. Sie zitterte, denn der Wind war doch ziemlich frisch. Aber sie hatte sich vorgenommen zu schwimmen und dann würde sie auch schwimmen, da war sie eisern mit sich. Also stürzte sie, sich selbst mit einem Schrei anfeuernd, hinter Julien her in die kühlen Fluten.

    Viel wärmer als achtzehn Grad wurde das Meer hier selten, und dass es zur Zeit da noch deutlich drunter lag, merkte sie sofort. Sie quiekte bei dem Kälteschock laut auf, versuchte sich aber dennoch an ein paar Schwimmzügen. Sie dachte an die letzten Ferien auf Mallorca und das herrlich warme Wasser dort, aber es half nichts. Nach wenigen Minuten gab sie auf und rannte total verfroren auf ihr Handtuch zu, um sich schleunigst abzutrocknen. Erst als sie erneut im warmen Pullover steckte, fühlte sie sich wieder wohl.
    Sie suchte sich ein windgeschütztes Plätzchen an einem Felsen und beobachtete Julien, der sich weiter mit einigen anderen Surfern im Wasser tummelte.
    Irgendwann fielen ihr die Augen zu und sie wachte erst wieder auf, als Julien sich über sie beugte und ihr einen feuchten Kuss gab.
    „Komm“, sagte er und legte das Surfbrett neben ihr Strandlaken. „Ich stelle dich ein paar Freunden aus dem Dorf vor. Die meisten müssten jetzt Feierabend haben. Sie hängen immer am Strand vor der Esplanade rum.“
    Ein paar Freunde war gut. Er schien jede Menge Kumpels im Dorf zu haben, mit denen er kräftig herumalberte und die sie bald in ihre laute Fröhlichkeit einbezogen. Erst warfen sie Boulekugeln, dann, als die Flut zurück gegangen war und wieder etwas mehr Strand freigab, bauten sie ein Netz auf und luden Julien und Yuna ein, mit ihnen Beach-Volleyball zu spielen.
    Die Sonne stand schon weit im Westen, als sie sich verabschiedete, um ihre Mutter nicht den ganzen Tag alleine zu lassen. Am nächsten Morgen wollte Monika Lindberg fahren und sie hatten verabredet noch einmal schön zusammen bei Rufflés zu Abend zu essen.
    Aber Julien wollte sie partout nicht gehen lassen und so musste sie ihm in die Hand versprechen, dass sie am späteren Abend noch auf einen Drink in die Bar Jeux an der Esplanade kommen würde.
    Dort trafen sich ja, wie sie schon wusste, die jüngeren Leute aus dem Dorf und da sie nun schon einige von Juliens Freunden kennen gelernt hatte und die alle ziemlich nett wirkten, freute sie sich auf diesen geselligen Abend.

    Monika Lindberg begleitete ihre Tochter nach dem köstlichen Essen in der Crêperie noch bis zur Esplanade und verabschiedete sich dann mit der Bemerkung, dass sie noch packen müsste.
    „Mach dir einen netten Abend“, sagte sie und zog sich dezent zurück.
    Julien hatte schon vor der Bar nach ihr Ausschau gehalten und schloss sie sofort in seine Arme. Ein wenig sehr besitzergreifend fand sie. Er bestellte Aperol Spritz für sie und trank selber einen Pastis, wohl nicht den ersten, denn er wirkte extrem locker auf Yuna. War das die Wirkung des Alkohols oder war er so aufgekratzt, weil er hier mit seinen Freunden zusammen saß? Ihr war nie aufgefallen, dass er so ausgesprochen gesellig war. Das konnte ja heiter werden. Wurde es auch.
    Jedenfalls wurde es zunächst ein wirklich lustiger Abend. Sie lernte seine Freunde Jean und Claude kennen und auch deren Freundinnen Germaine und Louise. Auch die Leute vom Strand waren wieder da und besonders Patrice schien unter den jungen Männern des Dorfes der Wortführer zu sein und erinnerte sie an Grand Yann aus den Islandfischern. Jedenfalls wurde fast immer getan, was er vorschlug.
    Das machte ihn natürlich für die anwesende Weiblichkeit noch attraktiver als er es vom Aussehen her schon war, und alle jungen Frauen, die nicht mit einem Partner da waren, drängten sich in seine Nähe und versuchten beharrlich mit ihm zu schäkern oder knutschten gleich mit ihm herum.
    Von der strengen katholischen Frömmigkeit der Bretonen war bei denen jedenfalls nicht viel zu spüren. Die einzigen, die sich wie brave Kleinkinder mit gelegentlichen Küsschen und Händchenhalten begnügten waren Julien und sie. Das heißt, als der Abend zu späterer Stunde in Schwung gekommen war, da war Julien es offenbar auch.
    Er fing an, seinen Charme spielen zu lassen und, als Yuna nicht genügend darauf einging, ganz schön unverfroren mit den anderen Frauen im Lokal zu flirten.
    Yuna hingegen fühlte sich in dieser Gruppe einfach noch zu fremd, um sich wirklich entspannt fallen lassen zu

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